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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde?
Autoren: Judith Arnold
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1. KAPITEL
    An einem bestimmten Punkt in ihrem Leben sollten Frauen aufhören, in der Gegenwart eines sexy Mannes feuchte Hände zu bekommen. Dummerweise hatte Martha Cooper diesen Punkt noch nicht erreicht.
    In ihrem Fall zumindest war sechsundzwanzig nicht alt genug. Manchmal kam es ihr so vor, als könne sie mit keinem Bereich ihres Lebens richtig zufrieden sein. Sicher, sie besaß ein Diplom in Buchhaltung, doch was war das schon? Sie war Eigentümerin eines kleinen Hauses mit einer riesigen Hypothek, aber bedeutete das schon, dass sie genügend Verantwortungsbewusstsein bewies? Ebenso wie die Tatsache, dass sie dreiundvierzig Dollar für einen Haarschnitt ausgegeben hatte, sie nicht zwangsläufig zu einer eleganten, weltgewandten Frau machte. Und wegen der fünf Meilen, die sie täglich mit dem Rad zur Arbeit zurücklegte, konnte sie sich noch längst nicht als sportlich einstufen.
    Sie saß auf dem Beifahrersitz von Blake Robeys altem Mustang-Kabrio, spürte, wie die Brise des frischen Oktoberabends ihren Dreiundvierzig-Dollar-Haarschnitt zerzauste, und tat, als ob es sie unberührt ließ, neben ihrem Boss zu sitzen, obwohl sie sich ganz stark seiner männlichen Ausstrahlung bewusst war.
    Es war peinlich, für den eigenen Chef zu schwärmen. Noch peinlicher war es, sich zu einem zitternden Bündel von Ängsten reduziert zu fühlen, wenn man nur einen Schaltknüppel breit von ihm entfernt durch die von Sternen erleuchtete Dunkelheit fuhr, umgeben vom Wind, der den Geruch des Meeres herübertrug. Am peinlichsten jedoch war zu wissen, dass er mit ihrer Person nur ein Wort verband: Buchhalterin.
    “Ich find’s wirklich nett von Ihnen, dass Sie so lange geblieben sind”, sagte er, und sie klammerte sich innerlich wie ein liebeskrankes Schulmädchen an jedes seiner Worte. “Ich meine, an einem Sonnabend, und überhaupt.”
    “Je eher wir uns in dem neuen Gebäude eingerichtet haben, desto eher können wir wieder arbeiten”, antwortete sie. Herrje, sie sprach sogar wie eine Buchhalterin!
    “Hm, na ja, warum nicht?” Blake redete wie ein nur halbwegs reformierter Strand-Gammler, und mit seinem langen sonnengebleichten Haar und dem windgegerbten Gesicht sah er auch wie einer aus. Er hatte breite Schultern, aber einen schlanken Körperbau – jene Art Schlankheit, die Martha mit Delfinen verband, oder mit Haien – wendig und kraftvoll.
    Er war nicht ihr Typ. Das sagte sie sich jeden Tag mehrmals. Er war ein risikofreudiger Jungunternehmer, der sich um Kleinkram nicht sorgte. Sie hingegen war eine gewissenhafte, übergenaue Mathe-Fanatikerin, deren Berufsleben nur um den Kleinkram kreiste und die niemals Fehler machte. Außer einem: in Blake Robey verknallt zu sein. Das war ein massiver Fehler, keine Frage.
    Sie wusste um all die Probleme, die eine Beziehung mit dem eigenen Boss verursachen konnten. Natürlich brauchte sie sich darüber keine Gedanken zu machen, weil sie und Blake nie etwas miteinander haben würden. Haie paarten sich nicht mit Guppies. Männer, die T-Shirts zur Arbeit trugen und eine eigene Firma hatten, weil das mehr Spaß machte, als für jemand anderen zu arbeiten, und die aussahen wie diese attraktiven, kernigen Lebensretter an den Stränden von Cape Cod, solche Männer machten sich nichts aus stillen, zurückhaltenden Frauen, die ihren größten Kick daraus zogen, Zahlen in den Computer einzugeben und zu akkuraten Tabellen zu ordnen. Martha wusste, sie würde nie eine Affäre mit Blake Robey haben. Überlegungen zur Moral am Arbeitsplatz waren also überflüssig.
    Aus einer Augenblickslaune heraus hatte sie im Juli den Job bei “Blake’s Fruit Brews” angenommen, obwohl Impulsivität ihr fremd war. Aber ihr Gehirn hatte sich während ihrer zehnminütigen Unterhaltung in Brei verwandelt. Es war im Urlaub gewesen, sie hatte mit einigen Freundinnen für eine Woche eine Strandhütte gemietet, und als sie am zweiten Morgen draußen vor der Hütte die “Cape Cod Times” durchblätterte, war sie auf die Stellen-Offerte gestoßen. Ein Buchhalterposten bei “Blake’s Fruit Brews” in Hyannis, ihrem Urlaubsort.
    Nicht dass sie einen Job gesucht hätte, sie hatte eine ausgezeichnete Stelle bei einer großen Buchhaltungsfirma in Boston, wo sie sofort nach dem College angefangen hatte. Und sie hatte sich glücklich geschätzt, für eine so solide und angesehene Firma arbeiten zu können. Die Bezahlung war gut, es gab viele Vergünstigungen, aber der Job langweilte sie. Er machte ihr Leben zu
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