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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde?
Autoren: Judith Arnold
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er nicht sehr eindrucksvoll. Ein bisschen Rasen, eine Fliederhecke am südlichen Ende des Grundstücks, die kastenförmige Garage, eine Krüppelkiefer und eine weitere Fliederhecke an der nördlichen Begrenzung. Da Martha erst im Spätsommer eingezogen war, hatte sie in Sachen Gartengestaltung noch nichts tun können. Ganz davon abgesehen, dass sie nichts vom Gärtnern verstand.
    Das Innere des Hauses war auch nicht spektakulär. Martha fand, dass sie ihre Möbel in den kleinen Zimmern einigermaßen geschickt arrangiert hatte, aber das war auch alles. Sie war ordentlich, aber für schöpferisches Gestalten hatte sie kein Talent. Auf dem Gebiet war ihre Schwester genial, aber Nancy wohnte in Washington, also eine Tagesreise entfernt. Sie hatte ihr Hilfe bei der Verschönerung des Hauses versprochen, aber sie würde wohl erst im nächsten Sommer zu Besuch kommen können, da sie Thanksgiving und Weihnachten traditionsgemäß bei ihren Eltern in Connecticut verbrachten.
    Fürs Erste machte Martha der Mangel an Stil in ihrem Heim nichts aus. Es war passabel, so wie es war, und Lucy konnte frei herumlaufen, ohne großen Schaden anzurichten. Und Blake Robey würde ihr Haus sowieso nicht betreten.
    “Sie wird mir zu schwer”, murmelte Martha, als Lucy von Blakes Liebkosungen in eine Art Trance fiel, “ich muss sie runtersetzen.”
    “Halt, lassen Sie mich das tun”, sagte Blake und schob die Hände unter den Hund. Dabei berührte er Marthas Hand, und diese leichte Berührung sandte einen Wärmestrom durch ihren ganzen Körper. Jetzt die Augen schließen, sich das Gefühl vorstellen …
    Herrje, was war mit ihr los? Sie war eine intelligente Frau, die ihre Gefühle unter Kontrolle hatte und ihre wilden Fantasien für private Momente aufhob. Die Realität war hier, und zwar in Form von Blake. Der Mann würde nie ihre Wange streicheln. Er würde nichts anderes tun, als ihren Hund auf den Boden setzen und sich verabschieden. Vielleicht noch ein Dankeschön für ihre Hilfe, aber dann nichts wie weg.
    Er stellte Lucy auf die Füße, und sie schnupperte interessiert an seinen abgewetzten Sportschuhen. “Haben Sie auch einen Hund?”, fragte Martha, froh, dass sie sich wieder auf sicherem Terrain befand.
    “Nein, momentan nicht.” Ohne Lucy weiter zu beachten, trat er einen Schritt zurück. “So, dann will ich mal los.”
    “Danke, dass Sie mich nach Hause gebracht haben.”
    “Danke für Ihre Hilfe.”
    “Gern geschehen.”
    Einen Moment lang blickte Blake gedankenabwesend zu Lucy hinab, dann bewegte er sich zur Treppe, zögerte, blieb stirnrunzelnd stehen. “Irgendwas wollte ich mir merken. Wenn ich bloß wüsste, was.”
    “Hat es vielleicht etwas mit dem Umzug zu tun? Oder mit den Büchern?” Toll! Schon wieder redete sie wie eine Buchhalterin und erinnerte Blake daran, wer und was sie war. Als ob er es jemals vergessen würde …
    “Nein, es war etwas anderes.” Lucy peilte seinen linken Fuß an, um sich schließlich darauf niederzulassen. “Es hat mit heute Abend zu tun. Da war irgendwas, was ich nicht vergessen wollte.”
    Du wolltest mich in die Arme nehmen, fantasierte Martha. Mich statt Lucy. Du wolltest mir in die Augen sehen und sagen: “Mein Gott, Martha! Ich hab gar nicht gewusst, wie sexy du bist.”
Sie musste sich auf die Lippen beißen, um nicht verächtlich über ihre ausufernde Fantasie zu lachen. “Vielleicht irgendwas mit Ihrem Wagen? Müssen Sie tanken?”
    “Nein, aber etwas Ähnliches war es. Ich muss etwas tun …” Wieder zog er die Stirn kraus, dachte angestrengt nach.
    “Haben Sie zu Hause irgendein Gerät, das Sie an- oder abstellen müssen?”
    “Danke, jetzt hab ich’s.” Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. “Die Zeit! Heute Nacht wird die Zeit umgestellt.”
    “Ach, stimmt ja. Ab morgen haben wir Winterzeit.” Martha hatte es auch vergessen, aber drinnen im Haus wäre sie sofort dran erinnert worden. Auf dem Wohnzimmertisch lag die Zeitung mit der fett gedruckten Notiz auf der ersten Seite.
    “Wie war das noch – müssen wir eine Stunde vor- oder zurückstellen?”, fragte Blake.
    “Naht der Winter, rückt der Zeiger hinter”, rezitierte sie den Merkspruch. “Wir bekommen also heute Nacht eine Stunde mehr Schlaf.”
    “Oder wir können eine Stunde länger aufbleiben”, sagte er mit einem jungenhaften Lächeln, und wieder sah sie seine Grübchen. Sie wusste, sie würde sie noch sehen, wenn er lange gegangen wäre, würde sie noch lange nach dem
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