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Nur für eine Stunde?

Nur für eine Stunde?

Titel: Nur für eine Stunde?
Autoren: Judith Arnold
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Firma reden wollte, hatte nichts mit dem Wochentag oder der Uhrzeit zu tun. Es hatte damit zu tun, dass sie allein mit Blake in einem Auto saß, in einem offenen Kabrio mit dem Sternenhimmel über ihnen. Es hatte damit zu tun, dass sie nicht eine ihrer üblichen Büroklamotten trug, ein braves Kleid oder eine Seidenbluse mit gebügelter Tuchhose, sondern Jeans und T-Shirt, so wie er. Während sie kein anderes Outfit an ihm kannte, sah er sie zum ersten Mal in Jeans.
    Na und? Als ob es ihn interessierte, was sie anhatte!
    “Mann, ich bin total alle”, murmelte er und gähnte herzhaft. Offenbar faszinierte sie ihn mit ihren brillanten Konversationskünsten.
    “Es war wirklich nicht nötig, dass Sie mich nach Hause fahren”, sagte sie.
    “Hey, Sie haben mir einen riesigen Gefallen getan. Ich rechne Ihnen das hoch an.” Er wandte ihr das Gesicht zu und lächelte.
    Zum ersten Mal bemerkte sie, dass er Grübchen hatte. Hinreißende Grübchen.
    “Da vorn muss ich links abbiegen, stimmt’s?”
    “Ja.” Sie riss den Blick von ihm los und zeigte überflüssigerweise nach vorn. “Ja. Dort bei der Kreuzung geht’s nach links.” Ein weiterer höchst geistreicher Gesprächsbeitrag. Verrückt, dass dieser Mann ihre Hirntätigkeit derart lahmlegte. Sie konnte sich einfach nicht erklären, warum sie so fasziniert von ihm war. Schließlich war er kein Filmstar oder jemand, den sie schon seit Jahren von fern bewundert hatte. Er war ein liebenswerter Mensch – freundlich, umgänglich und unkompliziert. Wenn auch etwas zu locker und unkonventionell für ihren Geschmack. Aber genau deshalb hatte er sie eingestellt. Der ehemalige Barkeeper Blake Robey war ein erfinderisches Talent, ein Mann mit Ideen. Seine einzigartigen Rezepte für Fruchtmixgetränke waren der Auslöser für seine Geschäftsidee gewesen. Er hatte einige Investoren gefunden, die ihm finanzielle Hilfe bei der Vermarktung seiner Fruchtdrinks zusagten, die bislang nur dem begrenzten Kreis von Sommerurlaubern bekannt waren, die seine fruchtigen Mixturen an der Hotel-Strandbar geschlürft hatten, wo er als Barkeeper arbeitete. Blake dachte groß, er träumte noch größer und ließ lachend die unvermeidlichen Probleme hinter sich, die eine Geschäftsgründung mit sich brachte.
    Martha war kein Mensch, der Risiken liebte, und sie fand Probleme nicht zum Lachen. Das bisher größte Wagnis ihres Lebens war ihr Jobwechsel gewesen, und ihr war noch immer nicht klar, woher sie den Mut dazu genommen hatte.
    “Das da ist mein Haus”, sagte sie und zeigte zu dem hübschen schindelgedeckten Häuschen, das sie durch einen unglaublichen Glücksfall wenige Tage vor ihrem Arbeitsbeginn bei Blake’s Fruit Brews entdeckt hatte. Es war ein klassisches Cape-Cod-Haus, ein schlichter Quader mit Spitzdach, vier Zimmern unten und zwei Räumen oben. Für seine bescheidene Größe war das Haus sündhaft teuer gewesen, aber es lag südlich der Route 28 und somit nahe am Strand, und für Immobilien in dieser Lage wurden hohe Preise verlangt. Aber da Martha mit ihrem Geld hauszuhalten verstand, wusste sie, dass sie sich das Häuschen leisten konnte.
    Ihr gefiel die behagliche Größe – weniger Fläche zu saugen, weniger Heizkosten und in dem kleinen Garten war kaum Rasen zu mähen. Ganz besonders gefiel ihr die Veranda hinter der Küche, und Lucy mochte die Veranda ebenfalls. Sie verbrachte dort gern den ganzen Tag, lief von einem Ende zum anderen, hatte Futter- und Wasserschalen und bellte die Möwen und Eichhörnchen an, die sich gelegentlich auf dem hölzernen Treppengeländer niederließen.
    Martha horchte zum Haus hin, als Blake vor dem winzigen Vorgarten hielt. Kaum erstarb das Motorengeräusch, hörte sie die vertrauten Laute – ein kurzes Kläffen und dann aufgeregtes Gefiepe. Armes Mädchen, den ganzen Tag eingesperrt! Martha nahm sich vor, einen langen Spaziergang mit Lucy zu machen, sobald Blake fort war.
    “Vielen Dank”, sagte sie lächelnd und öffnete dann die Beifahrertür. Auch er öffnete die Wagentür, und Martha zuckte der Gedanke durch den Kopf, dass er sie wie nach einem Date zur Haustür begleiten wollte und einen Gutenachtkuss erwartete.
    Doch das erwies sich als Irrtum, wie Martha schnell klar wurde. Er war nur ausgestiegen, um ihr Rad vom Rücksitz zu heben. Er tat es, als hätte das Fahrrad überhaupt kein Gewicht, und fragte er: “Wo soll es hin?”
    “Ach – stellen Sie es einfach ab, ich kümmere mich drum.”
    “Sagen Sie schon, wohin möchten Sie
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