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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal
Autoren: Ewa Aukett
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preis, weil sie eine abgegriffene Lederjacke darüber trug. Eine abgewetzte Jeanshose schmiegte sich an jede Linie ihrer gut geformten Beine. Er unterdrückte ein Schmunzeln. Ja, sie gefiel ihm wirklich gut, auch wenn ihr Kleidungsstil deutlich zu wünschen übrig ließ. Eindeutig Old-School, er fühlte sich an die Neunziger erinnert.
    Er hob den Blick und sah ihr ins Gesicht.
    Ein schmales Oval mit hohen Wangenknochen und einer Nase, die vielleicht ein wenig zu breit schien, sich aber trotzdem harmonisch in das Gesamtbild einfügte. Ihre Wangen wirkten hohl, als hätte sie in kurzer Zeit zu viel Gewicht verloren.
    Ein energisches Kinn und Lippen, die kein Maler schwungvoller hätte zeichnen können, vervollständigten das Bild. Aus veilchenblauen, mandelförmigen Augen, die von langen Wimpern eingerahmt wurden und ihn durch die Gläser einer altmodischen Brille hindurch musterten, starrte sie ihn an.
    Offenbar legte sie nicht nur wenig Wert auf die Qualität ihrer Kleidung, sondern auch auf ein nicht vorhandenes Make-up. Tatsächlich musste Aléjandro zugeben, dass es für ihn ein ungewohnter Anblick war, einer gänzlich ungeschminkten Frau gegenüberzustehen.
    Seine Verlobte war anfangs sogar mit Make-up ins Bett gegangen, ehe sie die Permanent-Variante wählte, und sie war nicht die erste Frau mit dieser Marotte in seinem Leben gewesen. Er hatte beides nicht nachvollziehen können, aber die Diskussionen diesbezüglich hatte er längst aufgegeben. In der Branche und den Kreisen, in denen er sich bewegte, wurden Schönheit und Jugend hoch gehandelt. Da galten andere Maßstäbe.
    Während er die Fremde musterte, schätzte er sie auf gut einen Meter siebzig. Zu seinem Bedauern verbarg die Lederjacke deutlich mehr, als er zu sehen erhoffte und über die weiteren Proportionen ließ sich nur spekulieren.
    Da er lediglich einen Gast an diesem Tag erwartete und dieser seine verspätete Ankunft bereits angekündigt hatte, ahnte er, wer vor ihm stand. Zugegeben, er hatte sie sich anders vorgestellt. Eher wie die glutäugige, rassige Guilia in ihrem Roman.
    Angelique Darkness ... war es ein Wunder, dass er bei einem solchen Namen an eine zierliche, grünäugige Schönheit mit dunkler Haarpracht dachte? Wer erwartete schon eine groß gewachsene Blondine, die aussah wie eine ertrunkene Ratte.
    Als ein misstönendes Maunzen aus dem Korb in ihrer rechten Hand erklang, zuckte sie deutlich sichtbar zusammen. Blinzelnd schüttelte sie den Kopf, grinste Aléjandro entschuldigend an und stellte den Korb ab, ehe sie sich ihm zuwandte.
    „Verzeihung. Mr. Pérez?“
    Er nickte wortlos. Sein Blick verharrte kurz auf dem Transportkorb, dann wanderte er zu den beiden stattlichen Hunden undefinierbarer Rasse hinüber, die zu ihrer Linken standen. Seine Augenbrauen zogen sich widerwillig zusammen.
    „Nennen Sie mich Aléjandro“, erwiderte er gedankenverloren.
    „Die Ähnlichkeit hat mich gerade ein bisschen umgehauen“, fuhr sie unbeirrt fort und lächelte. „Mein Name ist Cady, Cady Anderson.“ Sie reichte ihm die Hand.
    Irritiert betrachtete er sie einen Moment lang.
    Cady Anderson?
    „Müsste ich Sie kennen?“, wollte er wissen. Ihr Grinsen vertiefte sich und Aléjandro starrte sekundenlang auf ihre Lippen. Ihre Unterlippe war ein weniger voller als die Oberlippe. Ein Mund, der eindeutig zum Küssen einlud - und zu anderen Dingen.
    „Sie haben mich herbestellt, Mr. Pérez.“
    Irrte er sich oder ignorierte sie sein Angebot, ihn beim Vornamen zu nennen, einfach?
    „Angelique Darkness.“
    Es war eine Feststellung, keine Frage. Cady versteifte sich sichtlich und in ihre Augen trat ein unbehaglicher Ausdruck.
    „Mr. Mills dürfte Sie doch zwischenzeitlich über alles informiert haben“, entgegnete sie ausweichend.
    War es ihr etwa unangenehm, bei ihrem Pseudonym genannt zu werden?
    „Ich verstehe“, bemerkte er gedehnt. Erneut betrachtete er sie prüfend von oben bis unten. Er spürte den wachsenden Unmut, den seine stille Musterung bei ihr entfachte.
    „Sie sind spät dran.“
    Aléjandro nahm ihre Hand. Sie hatte einen festen Griff, kühle Haut und lange, schlanke Finger. Für einen Moment beäugte er nachdenklich die Hand in seiner. Natürlich gewachsene Fingernägel, keine quadratischen Acrylkrallen, wie sie in letzter Zeit Mode waren. Sie hatte Pianistenhände, schön geformt und gepflegt, abgesehen von den drei frisch verschorften Kratzern auf ihrem Handrücken. Er hob den Blick und sah ihr in die Augen.
    Eine wirklich
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