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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal
Autoren: Ewa Aukett
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fehlenden schauspielerischen Kenntnisse sollen Ihnen innerhalb von ein paar Wochen in einem Intensivkurs von den Kollegen vermittelt werden. Sie erhalten dafür natürlich eine gesonderte Gage.“
    „Bitte was?“
    Selbst in Cadys eigenen Ohren klang ihre Stimme hysterisch und schrill. Das Rauschen wurde so laut, dass sie nicht mehr hörte, was Annie am anderen Ende der Leitung von sich gab. Wilde Punkte tanzten vor ihren Augen und sie spürte, wie ihr schwindelig wurde.
    Was hatte sie heute gegessen?
    Zwei Tomaten und einen Apfel. Es war fünf Uhr nachmittags. Sie hatte in den letzten Monaten gute zwanzig Kilo abgenommen. Nicht dass es ihr geschadet hätte. Sie war keineswegs unglücklich damit, dass die Pfunde von ihren Hüften geschmolzen waren. Nur der Weg zu ihrer veränderten Figur hätte gern ein anderer sein können. Hunger war eine neue und unangenehme Erfahrung.
    Keine Panik.
    Es war bloß ihr Kreislauf, der sich meldete.
    Ihr eigener Herzschlag dröhnte in ihrem Kopf. Vielleicht bildete sie es sich auch nur ein. Mit verschwommenem Blick starrte sie auf das Telefon in ihren Fingern und ein hysterisches Kichern kroch durch ihre Kehle.
    Schauspielerin? Sie?
    Cady lachte leise.
    Dieser idiotische Produzent wollte, dass Sie die Hauptrolle spielte?
    Ha. Natürlich kannte sie die Figur der Guilia. Wer mochte ihr vertrauter sein, als Cady. Aber ihre Protagonistin war locker zehn Jahre jünger als sie. Wie wollte man diese Tatsache kaschieren? Von diversen weiteren Problemen, wie ihrem mangelnden Talent und ihrer Kamerascheu, ganz zu schweigen.
    „Cady?“
    Verwirrt schaute sie sich um, ehe ihr einfiel, dass Annie immer noch am anderen Ende der Leitung war. Sie kicherte erneut und hob den Hörer wieder ans Ohr.
    „Die sind verrückt, oder?“, wollte sie amüsiert wissen.
    „Nun, das ging mir auch durch den Kopf“, gab Annie zu.
    Cady verzog den Mund, sie brauchte keine Bestätigung ihrer eigenen Zweifel, sie wollte Fürsprache, und dass Annie beteuerte, sie würde sich ganz großartig machen.
    Kopfschüttelnd schloss Cady die Augen.
    Annie war Lektorin, keine Motivationstrainerin, und räusperte sich in diesem Moment umständlich am anderen Ende der Leitung. „Jonathan versicherte mir, dass der Herr bei völlig klarem Verstand war.“
    „Wieso will man mich? Ich bin keine Schauspielerin.“
    „Danach haben wir nicht gefragt“, erwiderte Annie.
    Cady schüttelte abermals den Kopf.
    Sie fühlte sich seltsam, als habe sie zu viel getrunken. Offenbar lag das an der enormen Endorphinausschüttung, die gerade in ihr ausgelöst worden war. Ihr Blick fiel auf die beiden großen Hunde, die auf ihren Plätzen neben dem Kachelofen lagen.
    Wie lang würde sie sich das Futter für sie noch leisten können?
    Sie hätte schon längst mit ihnen zum Tierarzt gehen müssen, um sie impfen zu lassen. Caramel, die grazile schokoladenfarbene Katze, sprang auf den Tisch und setzte sich mit aufmerksamem Blick vor Cady, um sie anzustarren.
    Diese Katze tat nie etwas ohne Grund, so verrückt es in den Ohren anderer oft klang. Cady sah ihr in die leuchtenden grünen Augen.
    „Wird man öffentlich machen, dass die Autorin auch gleichzeitig die Hauptdarstellerin ist?“, wollte sie wissen.
    „Nun, wenn Sie es nicht wünschen, werden absolutes Stillschweigen und Anonymität zugesichert“, gab Annie zurück. „Nur der Produzent, Regisseur und Ihr direkter Kollege sind über Ihre wahre Identität informiert. Alle Anderen werden denken, Sie sind eine unbekannte Laienschauspielerin. Man will keine bekannte Akteurin haben, um die nötige Authentizität der weiblichen Protagonistin zu erhalten.“
    Authentizität?
    Die hatten doch allesamt einen Knall!
    Sie sollte die Hauptrolle in ihrer eigenen Geschichte spielen? Das war völlig verrückt!
    Dass sie selbst es überhaupt in Erwägung zog, obwohl sie schon kein Interview mit Steve Brighton wollte, war Wahnsinn.
    Warum dachte sie überhaupt darüber nach?
    Cady verzog die Lippen. Sie wusste, warum ... weil das Geld sie lockte. Das Geld für den Verkauf der Filmrechte und die zusätzliche Gage. Keine finanziellen Sorgen mehr, keine Angst vor dem nächsten Morgen und einem möglichen Anruf der Bank. Endlich wieder mit leichtem Herzen durch das Leben laufen.
    Sie seufzte, strich Caramel über das schmale Köpfchen und nickte wortlos. Gut, wenn es so sein sollte, würde sie das eben durchziehen. Sie hatte doch schon ganz andere Dinge überstanden, oder? Ein paar Wochen Training, ein paar
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