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Nur dieses eine Mal

Nur dieses eine Mal

Titel: Nur dieses eine Mal
Autoren: Ewa Aukett
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dann musste er eben mit den Konsequenzen leben. Cady huschte durch die Haustür hinaus zu ihrem Auto, wo sie eine Kiste vom Beifahrersitz und einen Koffer aus dem Fußraum zog, die sie beide neben dem Wagen abstellte.
    Seit dem Anruf von Annie war fast eine Woche vergangen. Cady hatte sich einen Tag Bedenkzeit erbeten und eine Nacht darüber schlafen wollen. An Schlaf war allerdings nicht zu denken gewesen. Sie verbrachte die nächsten Stunden grübelnd an ihrem alternden Laptop. Gegenüber sich selbst konnte sie zugeben, dass sie ihre Entscheidung längst getroffen hatte. Doch sie tat sich schwer damit, es laut auszusprechen.
    Natürlich würde sie auf das Angebot eingehen.
    Die Verlockung war einfach zu groß und sie hätte völlig verrückt sein müssen, es nicht zu tun. Möglicherweise war das die einmalige Chance, ihre Schulden los zu werden und endlich ein normales Leben zu führen. Keine Sorgen mehr, keine durchwachten Nächte, kein Magenknurren. Sie wollte keine goldenen Wasserhähne oder einen teuren Sportwagen vor der Tür, aber es wäre schön sich wieder etwas leisten zu können und sei es nur ein Paar neue Socken.
    Kurz nach acht Uhr hatte sie Annie angerufen.
    Zwei Stunden später ging die E-Mail eines gewissen Pete Smolders in ihrem Postfach ein. Cady studierte den Vertrag lang und ausgiebig, unterschrieb und schickte die Unterlagen auf dem Postweg an die
Pranchwood Studios
zurück. Ihr war ein wenig mulmig gewesen, aber sie hatte es verdrängt.
    Ganz gleich, ob dieser Job ihrem eher zurückhaltenden Charakter entgegenkam, die dafür anberaumte Summe war deutlich überzeugender als ihre Skrupel.
    Sie war zu ihrer Nachmittagsschicht im Callcenter aufgebrochen und hatte sich mit Arbeit abgelenkt. An eine Fortführung ihres zweiten Manuskriptes von »Sizilianische Träume« war vorerst nicht zu denken. Das Chaos in ihrem Kopf war zu groß.
    Drei Tage später starrte sie fassungslos auf ihren Bildschirm. Die Summe, die in der Online-Übersicht ihres Bankkontos erschien, versetzte sie in ungläubiges Staunen. Es war von einem Vorschuss die Rede gewesen, die sie vorab erhalten sollte, aber das, was in ihrem Kontoauszug erschien, war deutlich höher ausgefallen, als erwartet. Eine ganze Weile saß sie schluchzend vor dem Monitor und schüttelte nur den Kopf. Als sie sich endlich ein wenig beruhigt hatte, begann sie die ersten Schuldenposten zu begleichen.
    Es war ein berauschendes Gefühl und mit jeder Position, die auf der langen Gläubigerliste wich, kehrte ihre Zuversicht zurück.
    Sie würde schuldenfrei sein, zum ersten Mal in ihrem Leben.
    Am gleichen Tag hatte sie sich dem notwendigen Gespräch mit ihrem Personalchef gestellt. Immerhin standen ihr ein mehrwöchiges Schauspieltraining und anschließende Dreharbeiten bevor. Natürlich hatte sie ihm nichts davon erzählt, was sie vorhatte, er hätte ihr ohnehin kein Wort geglaubt.
    Ihre Bitte, sie aus persönlichen Gründen für ein halbes Jahr freizustellen, lehnte er kategorisch ab. Stattdessen verließ Cady eine Viertelstunde später mit ihren Papieren und ihrer Kündigung sein Büro. Sie weinte diesem Job keine Träne nach. Dank dieses verrückten Produzenten und seinem Interesse an »Sizilianische Träume«, würde sie sich in Ruhe eine neue und wesentlich angenehmere Arbeit suchen können, sobald sie am Filmset nicht mehr gebraucht wurde.
    Selbst wenn sich herausstellte, dass sie als Hauptdarstellerin völlig ungeeignet sei, konnte sie von dem Verkauf der Filmrechte noch eine ganze Weile leben, ohne am Hungertuch zu nagen. Solange sie keinen Höhenflug bekam und bescheiden blieb, hatte sie nichts zu befürchten.
    Mit einem Lächeln öffnete sie die hintere Tür, hob den Koffer aus dem Fußraum hinter dem Beifahrersitz und stellte ihn neben der Kiste ab. Als sie schließlich über die Rückbank hinweg nach dem schweren Rucksack langte, durchzuckte ein scharfer Schmerz ihren Rücken.
    Cady stöhnte auf.
    Verdammte Bandscheiben.
    Von jung und knackig war sie mit Ende dreißig wohl doch schon ein ganzes Stück entfernt. Sie schluckte an dem bitteren Geschmack in ihrem Hals. Heute war eindeutig nicht ihr Tag.
    Flach atmend ließ sie den Rucksack los und versuchte sich aufzurichten. Erneut schoss ein Stechen durch ihren Rücken. Sie keuchte.
    Verflucht!
    „Ich nehme an, Ihr Gepäck werde ich wohl hineintragen müssen“, bemerkte Aléjandro hinter ihr. Cady drehte den Kopf. Er war durch die Tür getreten und kam die zwei Stufen zu ihr hinunter. Sein
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