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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt
Autoren: Raeanne Thayne
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ankämpfen, als sie sah, wie er neben seiner Tochter herging. In diesem Moment liebte sie ihn so sehr, dass ihr die Luft wegblieb, es tat weh und war gleichzeitig unendlich schön.
    Und da wurde ihr klar, dass sie auf einmal keine Angst mehr hatte. Taryn würde es gut gehen. Sie wusste es einfach. Die ersten Maßnahmen der Notärzte wirkten bereits, das unkontrollierte Zucken hatte nachgelassen. Bei Cassie war es anders gewesen.
    Sie stand neben Charlie und sah zu, wie die Notärzte und Brodie mit der Trage den Aufzug bestiegen. Brodie ließ die Hand seiner Tochter keine Sekunde lang los.
    Sie liebte Brodie Thorne. Wenn Taryn in der Lage war, sich im Gerichtssaal hinzustellen und die ganze Schuld auf sich zu nehmen, und wenn Brodie seine Wut auf Charlie überwinden und ihm vergeben konnte, dann konnte sie mit Sicherheit den Mumm aufbringen, endlich ihr Herz zu öffnen.

14. KAPITEL
    Er hasste Krankenhäuser.
    Brodie hätte nach den letzten vier Monaten wirklich nichts dagegen gehabt, nie mehr eines von innen sehen zu müssen. Und doch war er wieder hier, in der Kinderklinik in Denver, und saß am Bett seiner schlafenden Tochter.
    Der Anfall hatte insgesamt zwanzig Minuten gedauert. Als der Rettungsdienst Taryn in die Notaufnahme des kleinen Krankenhauses in Hope’s Crossing gebracht hatte, war er schon vorbei gewesen. Doch um wegen ihrer Vorgeschichte kein Risiko einzugehen, hatten die Ärzte sie nach Denver bringen lassen, in das Krankenhaus, in dem sie beide nach dem Unfall so viele dunkle Stunden erlebt hatten.
    Er kannte jeden Quadratzentimeter des Krankenhauses. So dankbar er den Ärzten war, die ihr Bestes taten, um Kindern zu helfen, repräsentierten diese Wände für ihn vor allem diese schreckliche Angst, die er damals gehabt hatte.
    Der unbequeme Stuhl knarrte etwas, als er das Gewicht verlagerte, und Taryn öffnete die Augen. Zuerst war ihr Blick noch verschwommen, dann lächelte sie ihn an.
    „Dad?“
    „Ich bin hier, Liebling.“
    „Geh nach Hause. Mir … geht es gut.“
    Taryn war schläfrig von den Medikamenten und den Nachwirkungen des langen Anfalls. Sie konnte kaum die Augen offenhalten. Die Ärzte hatten einen Ausdruck für ihren Zustand. Postiktal – wenn der Körper seine Systeme herunterfuhr, damit das Gehirn sich wieder einrichten konnte. Er selbst würde es einfach ‚vollkommen erledigt‘ nennen.
    „Ich gehe nirgendwohin, Liebling, höchstens mal einen Happen essen. Ruh dich einfach aus. Wenn du aufwachen solltest und ich nicht hier bin, dann bin ich unten in der Cafeteria, komme aber gleich zurück.“
    Sie schwieg so lange, dass er schon dachte, sie sei wieder eingeschlafen, doch dann öffnete sie die Augen erneut. „Bist du … böse?“
    Und wieder dachte er an ihre stockenden Worte in dem Gerichtsaal, wie schon den ganzen Nachmittag und Abend. Mein Fehler … meine Idee … ich war sauer auf meinen Dad.
    Seine Brust schmerzte, er griff nach ihrer Hand und drückte sie sanft. „Nein, Liebling. Ich bin nicht böse auf dich. Wie könnte ich? Du hast für deine Fehler mehr als bezahlt. Wir alle haben Fehler gemacht. Ich verspreche, dass ich dir künftig besser zuhören werde, und ich hoffe, dass du das nächste Mal mit mir sprichst, wenn du mit mir nicht klarkommst.“
    „Das wird … nicht wieder vorkommen.“
    „Das ist schön zu hören.“ Er drückte ihre Hand noch einmal, und sie schloss die Augen. Gerade als er die Hand zurückziehen wollte, sah sie ihn wieder an.
    „Was ist mit Charlie?“
    Eine merkwürdige Mischung aus Wut und Schuldgefühlen stieg in ihm auf, sobald er an Charlie Beaumont dachte. Seit April hatte er seinen Hass auf den Jungen genährt und ihm die Schuld für alles gegeben, was Taryn durchzustehen hatte. Noch immer wusste er nicht genau, wie er über diese Gefühle hinwegkommen sollte. Ein Teil von ihm gab Charlie nach wie vor die Schuld. Der Junge war gefahren, und selbst der geringe Alkoholwert in seinem Blut hatte seine Reaktionsfähigkeit eingeschränkt. Charlie hätte einfach Nein sagen können, egal, wie sehr die anderen ihn bedrängt hatten.
    Aber seine Wut war nicht mehr so brennend wie noch an diesem Morgen, undnach Taryns Worten im Gerichtssaal wusste er nicht mehr genau, was er eigentlich denken sollte.
    Evie würde bestimmt sagen, dass er verzeihen müsse, um weiterzumachen.
    Immer wenn er daran dachte, wie ruhig und gelassen sie im Gerichtssaal neben ihm gesessen hatte, zog sich sein Magen merkwürdig zusammen. Ohne sie hätte er es kaum
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