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Ketten der Liebe

Ketten der Liebe

Titel: Ketten der Liebe
Autoren: Bertrice Small
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Prolog
    Schottland, Anno Domini 929
    Sorcha MacDuff stöhnte vor Schmerzen. Draußen heulte der frühe Dezemberwind um die graue Steinburg, als ob er mit ihr litte. Eine Grimasse, fast schon ein verzerrtes Grinsen, entstellte ihr Gesicht, als der nächste Schmerz sie durchfuhr. Im Zimmer was es kalt, so kalt, daß sich der Frost wie eine dünne Staubschicht auf die Wände gelegt hatte. Das kleine Feuer im Kamin änderte wenig daran.
    Seine winzige Flamme kämpfte hart mit dem Wind, zischte und sandte Funkenschauer den engen Kamin hinauf. Es verschwendete seine Glut, denn es machte das Zimmer keinen Deut wärmer.
    Die nackte, sich quälende Frau spürte nicht, wie die eisige Luft unter der Tür hindurch in das Zimmer kroch. Sie konzentrierte sich viel zu sehr darauf, ihr Kind zur Welt zu bringen. Es war ihr erstes Kind, und wenn sie nicht noch einmal heiratete, würde es auch ihr letztes sein. Und eine erneute Heirat kam für sie niemals in Frage. Ihr Mann, TorcuU MacDuff, der Laird von Ben MacDui, war seit drei Monaten tot. Er war in einem Streit um Ländereien mit Alasdair Ferguson, dem Laird von Killieloch, umgekommen. Ihr Kind, nein, ihre Kinder, verbesserte sie sich im stillen, denn die Hebamme hatte gesagt, sie bekäme Zwillinge, würden ihren Vater an den MacFhearghuis rächen. Sie würden alle Fergusons aus Killieloch umbringen, bis jede Spur von ihnen in der Geschichte des umliegenden Landes getilgt sein würde. Bei dem Gedanken an ihre Rache hob sich ihre Stimmung. »Mein geliebter Lord, du sollst nicht vergebens gestorben sein!« flüsterte sie.
    Die Hebamme holte sie in die Gegenwart zurück. »Preßt, Mylady!« drängte die Alte. Sorcha MacDuff preßte mit all ihrer Kraft, während die Hebamme sich zwischen ihren ausgestreckten Beinen betätigte.
    »Noch einmal!« befahl ihr die alte Frau.
    Mit grimmiger Heftigkeit preßte Sorcha erneut. Dann fühlte sie zu ihrem Erstaunen, wie etwas Großes, Glitschiges aus ihrem feuchten Körper glitt. Mühsam setzte sie sich auf, um mehr sehen zu können.
    Die Hebamme ergriff den Säugling an den Knöcheln, hob ihn in die Höhe und versetzte ihm einen kräftigen Klaps. Sofort stimmte das Kind ein lautes Gebrüll an. »Leg mir augenblicklich meinen Sohn in den Arm!« knurrte Sorcha drohend. »Sofort!« Gierig streckte sie die Arme aus.
    »Ihr habt ein Mädchen geboren, Mylady«, sagte die Hebamme, als sie eilig das Blut der Geburt von dem weinenden Kind abwischte. Dann wickelte sie einen Schal um das Baby und reichte es seiner Mutter.
    Eine Tochter? Sie hatte die Geburt einer Tochter noch nicht einmal in Erwägung gezogen. Aber da das zweite Kind sicherlich ein Sohn sein würde, beschloß Sorcha, sich darüber zu freuen, daß sie auch eine Tochter hatte. Zwei Söhne wären ein Problem für sie gewesen. Sie hätten vermutlich mehr Zeit damit verbracht, sich zu streiten, als die Fergusons von Killieloch zu bekämpfen. Nein, eine Tochter war gut.
    Man konnte sie benutzen, um einen Pakt mit einem Verbündeten zu sichern. Sorcha blickte auf das Baby in ihrem Arm. »Gruoch«, sagte sie zärtlich, »ich werde dich Gruoch nennen. Der Name liegt bei uns in der Familie.«
    Das Baby schaute die Mutter mit seinen wunderbaren, blauen Augen an. Wie hübsch es war mit dem goldenen Flaum auf seinem Köpfchen.
    »Mylady, Ihr müßt das andre auch noch kriegen!« rief die Hebamme und riß Sorcha aus ihren Träumen. »Habt Ihr denn keine Schmerzen?«
    »Doch«, antwortete Sorcha knapp. »Natürlich habe ich Schmerzen, aber sie machen mir nichts aus.
    Meine kleines Mädchen hat mich vollends in seinen Bann gezogen.«
    »Es wäre besser, wenn Ihr jetzt auch an das andere dächtet, Mylady«, sagte die Hebamme säuerlich.
    »Ein Knabe ist für die MacDuffs wichtiger als das Mädchen in Eurem Arm. Ich lege es in seine Wiege, wo es hingehört.« Die Hebamme nahm das Baby seiner Mutter ab und legte es in die geschnitzte Wiege vor dem schwachen Feuer, so daß Sorcha  MacDuff sich ganz darauf konzentrieren konnte, ihren Sohn auf die Welt zu bringen, der nun energisch versuchte, den Mutterleib zu verlassen.
    Das zweite Kind wurde viel schneller geboren, weil ihm seine Schwester schon den Weg gebahnt hatte. Ungeduldig und unter lautem Geschrei erblickte es das Licht der Welt.
    »Gib mir meinen Sohn!« rief Sorcha MacDuff erregt. Die Hebamme reinigte den Zwilling von dem Blut und blickte dabei vorsichtig an ihm herab. Dann schüttelte sie traurig den Kopf. »Es ist noch ein Mädchen«, teilte sie
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