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Nur die Liebe heilt

Nur die Liebe heilt

Titel: Nur die Liebe heilt
Autoren: Raeanne Thayne
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aufzufangen, die ihn beinahe umgerannt hätte. Evie sog scharf die Luft ein, als sie ihn erkannte.
    „Beaumont“, stieß Brodie hervor, und Evie warf ihm hastig einen Blick zu. Umklammerte er vielleicht gerade das Lenkrad etwas fester? Denn es war tatsächlich Charlie Beaumont, auch wenn er sein Haar etwas länger und wilder trug als bei seinem Haftantritt im Jugendgefängnis von Denver vor neun Monaten.
    „Ich schätze, die Gerüchteküche hatte ausnahmsweise mal recht“, murrte Brodie. „Ich hatte schon gehört, dass er früher entlassen werden sollte.“
    „Und das hast du uns nicht erzählt?“
    „Du weißt doch, dass man Gerüchten nicht unbedingt glauben kann. Ich wollte erst sicher sein, bevor ich es Taryn gegenüber erwähne. Damit sie sich nicht umsonst Hoffnungen macht.“
    Obwohl Taryn und Charlie sich E-Mails und Briefe geschrieben und ab und zu telefoniert hatten – Taryn durfte ihn sogar ein paarmal besuchen –, verhielt sichBrodie dem jungen Mann gegenüber noch immer sehr reserviert.
    Als er den Motor abgestellt hatte und ausstieg, um Charlie zu begrüßen, hielt Evie es für besser, ihm zu folgen, auch wenn Brodie inzwischen nicht mehr ganz so wütend auf Charlie war wie noch vor einiger Zeit.
    Doch zu ihrer Erleichterung streckte Brodie die Hand aus. Charlie, einen Arm noch immer um Taryns Schulter gelegt, schüttelte sie. Evie glaubte, eine neue Reife an ihm zu entdecken. Diese Rastlosigkeit, die ihn immer umgeben hatte, schien verschwunden.
    „Du hättest anrufen sollen“, rief Taryn. Es tat fast weh zu sehen, wie ihr Gesicht vor Glück leuchtete. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du nach Hause kommst?“
    Charlie kraulte Jacques zwischen den Ohren, und der Hund sah mit fast genauso viel Hingabe zu ihm auf wie Taryn. „Ich wusste es ja selbst nicht genau. Die letzten Tage waren ziemlich verrückt, und ich wollte erst sicher sein, dass ich wirklich früher entlassen werde.“
    „Du hast mir vor drei Tagen eine E-Mail geschickt und nicht mal erwähnt, dass das überhaupt passieren könnte!“
    Er zuckte mit den Schultern. „Es hätte auch schiefgehen können. Deswegen wollte ich lieber noch warten.“ Geschickt wechselte er das Thema. „Du siehst toll aus, Taryn. Wirklich toll. Und super, wie du gehen kannst. Du brauchst ja nicht mal mehr einen Stock.“
    Taryn warf Evie einen Seitenblick zu. „Evie ist eine Sklaventreiberin. Sie sagte, wenn ich ihre Brautjungfer werden wollte, dann müsste ich erst den Stock loswerden.“
    „Das stimmt“, bestätigte Evie trocken. „Du kennst mich ja. Brautzilla. An meinem schönsten Tag musste einfach alles perfekt sein.“
    „Und das war es bestimmt auch. Gratulation zur Hochzeit.“
    Evie ergriff Brodies Hand. Auch nach drei Monaten perlte das Glück noch in ihr, und sie wusste nicht, wie sie es jemals in Schach halten sollte. „Vielen Dank. Wir haben uns sehr über dein Tablett gefreut und es gestern Abend erst wieder benutzt. Es muss ja ziemlich lange gedauert haben, das Holz so zu schleifen und zu polieren.“
    Er wirkte verlegen. „In der Schreinerei zu arbeiten hat zu den angenehmeren Beschäftigungen gehört.“
    „Du musst bald mal zum Essen kommen, dann kannst du selbst sehen, wie gut es in unser Esszimmer passt.“
    „Vielleicht.“ Er blickte zu ihrem Auto. „Wahrscheinlich sind Sie gerade auf dem Weg in die Stadt zum Giving-Hope-Day. Lassen Sie sich bitte nicht aufhalten. Ich wollte nur schnell Hallo sagen und Taryn Bescheid geben, bevor sie es von den anderen erfährt.“
    „Warum kommst du nicht mit uns?“, fragte Taryn plötzlich.
    Charlies Lachen klang nicht mehr so rau wie noch vor neun Monaten. „Ich glaube nicht, dass die Leute das gut finden würden. Überleg mal, Taryn. Dieser Tag ist zum Gedenken an Layla. Heute ist schließlich ihr Geburtstag. Ich gehöre nicht dorthin.“
    „Aber natürlich“, erklärte Taryn heftig. „Du gehörst genauso dahin wie ich. Warum solltest du nicht mithelfen? Layla war auch deine Freundin.“
    „Komm schon, Taryn. Du weißt genau, warum.“
    Ein kämpferisches Licht leuchtete in den Augen ihrer Stieftochter auf. Diesen eigensinnigen Blick kannte Evie sehr gut. Sie hatte ihn während der Therapiestunden oft genug gesehen, um zu wissen, wie unnachgiebig Taryn war, sobald sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte.
    „Ich möchte aber, dass du mit uns kommst. Du musst einfach, Charlie. Schließ dein Fahrrad ab, dann kannst du mit uns fahren.“
    Brodie sprach zum ersten Mal,
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