Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0902 - Zurück zu den Toten

0902 - Zurück zu den Toten

Titel: 0902 - Zurück zu den Toten
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
»Die Toten«, flüsterte Amanda. »Die Toten werden kommen…«
    Olivia Serrano sagte nichts. Schweigend wischte sie mit der Hand die Krümel von der Tischdecke. Dann endlich brach sie ihr Schweigen. Sie legte die Hand auf den Griff der Kaffeekanne und fragte ihre Schwester:
    »Möchtest du noch einen Schluck?«
    »Nein, bitte nicht.«
    »Gut.« Olivia schenkte sich selbst den Kaffee ein. Das Geräusch der in die Tasse plätschernden Flüssigkeit war deutlich zu hören. Olivia nahm zunächst einige Schlucke, bevor sie sich zu einer Frage entschloß. »Du meinst also, daß die Toten kommen werden?«
    »Davon bin ich sogar überzeugt.«
    »Und was macht dich so sicher?«
    »Ich weiß es einfach.«
    »So ist das.«
    Amanda nickte. »Schwester, ich werde recht behalten. Du wirst es erleben. Die Toten werden ihre Gräber verlassen und uns besuchen.«
    Olivia stellte ihre Tasse ab. »Wir haben schon immer damit gerechnet«, murmelte sie…
    »Entschuldige, Schwester. Ich habe damit gerechnet, nicht du. Ich habe immer davon gesprochen, denn mein Draht zu ihnen war stets besser als der deinige. Aber wir wollen uns nicht streiten. Diese Nacht wird entscheidend sein.«
    »Nein, Streit will ich nicht.« Olivia schüttelte den Kopf. Dann schaute sie ihre Schwester an, die um drei Jahre jünger war. Sie überlegte, wie sie Amanda einem Fremden beschreiben würde. Vielleicht ein wenig blaß, etwas in sich gekehrt, träumerisch wirkend. Ein blasses Gesicht, in dem die dunkelbraunen Haare an den Seiten streng zurückgekämmt und im Nacken zu einem Knoten gebunden waren. Weiche Gesichtszüge, eine blasse Haut und dazu Lippen, die ebenfalls kaum auffielen. Sie war zweiunddreißig, ledig wie auch Olivia. Sie wohnten gemeinsam in dem von ihren Eltern geerbten Haus und hielten kaum Kontakt zu anderen Menschen, aber sie waren nicht so verschroben, wie man annehmen konnte. Es steckte etwas hinter ihnen, das wußten beide, aber Amanda war die sensiblere von ihnen, sie hielt den Kontakt zu Dingen, die Olivia zwar nicht ablehnte, mit denen sie aber kaum zurechtkam, zumindest nicht so intensiv wie Amanda. Olivia war mehr die Praktikerin von beiden.
    »Wolltest du mich noch etwas fragen, Schwester?«
    Olivia winkte ab. »Ich weiß es noch nicht genau. Vielleicht vieles, aber das hat Zeit.«
    Amanda legte die Hände gegeneinander, als wollte sie beten. Sie hatte schmale Finger; die Nägel glänzten. Auf Schminke verzichteten beide, sie lebten nach bestimmten Gesetzen, doch sie waren Menschen, und Menschen konnten ihre Triebe und Wünsche eben nicht verleugnen, das galt auch für die Schwestern.
    Amanda trug eine braune Bluse und einen schwarzen Rock. Sie versteckte ihre Figur unter dem Blusenstoff. Männer hätten wer weiß was dafür gegeben sie ohne Kleidung anschauen zu können. Amanda wußte das.
    Olivia, die ältere, war zwar nicht das glatte Gegenteil ihrer Schwester, aber sie kam mehr auf ihren Vater raus. Sie war größer als Amanda, auch herber. Ihre Augen schimmerten in einem kalten Graublau, das Haar trug sie kurz, zudem war es heller als das ihrer Schwester. Der Pony fiel ihr in unterschiedlich langen Fransen in die Stirn, und auf ihrer Oberlippe wuchs der dunkle Schatten ein Damenbarts. Amanda hatte bei Männern immer die größeren Chancen gehabt, das aber störte Olivia nicht, sie setzte andere Akzente in ihrem Leben.
    Amanda lächelte. »Ich sehe dir an, Schwester, daß du dir Sorgen machst. Ja, ich kann es an deinem Gesicht und an deinen Augen ablesen. Aber du brauchst dir keine Sorgen um mich oder um uns beide zu machen. Wir haben schon den richtigen Weg eingeschlagen. Alles andere wäre falsch gewesen.«
    »Denkst du das wirklich?«
    »Natürlich.«
    »Und du bereust nichts?«
    »Nein.«
    Olivia hob die Schultern. »Denk an die Schnüffler, die sind aufmerksam geworden.«
    Heftig winkte Amanda ab. »Aufmerksam, wie sich das anhört. Was können sie uns denn schon beweisen?«
    »Nichts, gar nichts.«
    »Eben.« Amanda lächelte. »Und das, meine liebe Olivia, wird unser großer Vorteil sein.«
    Olivia runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Sie werden nicht aufhören, nachzuforschen. Wir können es nicht bis in alle Ewigkeit durchziehen.«
    »Das brauchen wir auch nicht«, erklärte Amanda, während sie sich vorbeugte. »Das brauchen wir nicht. Wir sind einmalig. Sie stehen alle auf unserer Seite, die wichtigen zumindest.«
    »Die Toten…«
    Amanda konnte ein Lachen nicht unterdrücken. »Ja,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher