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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Autoren: Carin Gerhardsen
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heißt und die Mutter Cecilia Hedberg. Beide sind unter der Adresse gemeldet.«
    »Trotzdem macht uns niemand die Tür auf«, sagte Sjöberg. »Aber laut Zeugenaussagen ist die Dreijährige mit einem Mann dort drinnen.«
    »Das muss dann der Vater sein.«
    »Natürlich kann es der Vater sein, aber warum öffnet er uns nicht die Tür? Warum hat er das Verschwinden seiner Frau nicht gemeldet? Wir glauben, dass es jemand anderes ist.«
    »Die Schlüssel …«, sagte Westman.
    »Welche Schlüssel? Was meinst du?«
    »Sie hatte keine Schlüssel bei sich. Das Opfer hatte keine Schlüssel bei sich, als wir sie fanden.«
    »Wir müssen reingehen«, sagte Sjöberg.
    »Ich mache weiter Jagd auf Hadar, dann bekommen wir im besten Fall noch einen Durchsuchungsbeschluss.«
    »Beeil dich. Ich werde mächtig Ärger deswegen bekommen, aber wir gehen jetzt rein. Schick ein paar Streifenwagen und einen Rettungswagen her.«
    Sjöberg war schon auf dem Weg zur Ploggatan 20, als er das Gespräch beendete. Er gab den Zahlencode ein und war schon fast im ersten Stock, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. Er nahm die Treppen in wenigen Schritten, und als er oben ankam, standen Hamad und Barbro Dahlström da und schauten ihn besorgt an.
    »Wir gehen jetzt rein«, sagte Sjöberg atemlos, und ohne eine Antwort abzuwarten, zog er mit aller Kraft, die er auf bringen konnte, am Türgriff. Die Tür leistete keinen Widerstand, sondern flog auf und traf ihn am Kinn und an der Brust, aber er spürte es kaum. Hamad glitt in die erleuchtete Wohnung hinein, Sjöberg bedeutete Barbro mit einer Geste, dass sie draußen bleiben solle, und folgte ihm dann. Vom Flur aus gelangten sie in das Wohnzimmer, wo sie stehen blieben und nach Geräuschen horchten. Durch einen Türspalt erhaschten sie im Wohnzimmer einen Blick in ein Schlafzimmer, und von dort erklangen plätschernde Laute. Jamal schlich lautlos in das Schlafzimmer, und Sjöberg folgte ihm auf dem Fuße. Durch eine halbgeöffnete Tür sahen sie auf einen gefliesten Fußboden, und sie schlichen mit langsamen Bewegungen Richtung Tür … Jamal sah zu Sjöberg hinüber, der seinen Mund stumm zu einem »eins, zwei, drei« formte, und dann stürmte Hamad mit Sjöberg im Schlepptau in das Badezimmer.
    *
    In der Badewanne saß ein erwachsener Mann. Er war nackt und hatte seine Hand auf Hannas Mund gelegt, die auf seinen Knien saß und die hereinstürmenden Polizisten mit aufgerissenen Augen anschaute. Hamad hielt für einen Augenblick inne und starrte den eingesunkenen Dreiundfünfzigjährigen und seinen Fang an. Ein erschrockenes dreijähriges Mädchen, dessen Mutter er ums Leben gebracht hatte. Hamad hatte kaum verstanden, was er dort sah, als er auch schon am Wannenrand stand und ihm Hanna aus den Armen riss.
    »Das ist Sören Andersson«, sagte er zu Sjöberg, der seine Blicke stumm von dem kleinen Mädchen in den Armen seines Kollegen zu dem entkleideten Mann in der Badewanne wandern ließ.
    Da begann Hanna zu schreien. Nicht mit einer Stimme voller Verzweiflung und Trauer, sondern das zornige, trotzige Kreischen einer Dreijährigen.
    »Es hat immer nur geklingelt und geklingelt! Wir wollten doch baden!«, brüllte sie.
    Immer und immer wieder dasselbe. Dass sie nicht zum Baden gekommen waren, weil es die ganze Zeit an der Tür geklingelt hatte. Sjöberg riss ein Badelaken von einem Haken an der Wand und legte es über sie und die Arme von Hamad, in denen sie hing. Hamad zog sie an sich, aber sie war starr vor Wut und schlug und fuchtelte mit den Armen. Barbro hatte sich ihren Instruktionen widersetzt und war bis in die Türöffnung hinterhergeschlichen, wo sie mit der Hand vor dem Mund Zeuge des unbegreiflichen Dramas wurde, das sich in dem Badezimmer abspielte. Hamad drängte sich mit dem hysterischen Kind ins Schlafzimmer und setzte sich mit ihr auf die Bettkante, versuchte sie mit sanften Worten und Streicheleinheiten zu beruhigen.
    Barbro schaute von Hanna in Hamads Armen zu Sjöberg hinüber, der ruhig an die Badewanne herantrat, Sören Andersson am Nacken packte und seinen Kopf unter die Wasseroberfläche drückte. Es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis sie sich zu einer Reaktion aufraffen konnte, und sie sah, wie die bleichen, behaarten Arme um den nackten Körper im Wasser herumzappelten. Endlich kam Leben in ihre alten Beine, und sie ging mit entschlossenen Schritten zu Sjöberg hinüber und legte ihm eine Hand auf den Arm.
    »Jetzt ist es genug, Herr Kommissar«, sagte sie ruhig. »Das
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