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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Autoren: Carin Gerhardsen
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erzählt. Da war ein Dejan bei ihr …«
    »Das hat sie mir erzählt«, unterbrach ihn Jessica erneut. »In diesem Fall war es ein kleiner Schwede im Rentenalter. Er heißt Kjell-Erik.«
    »Aha, das ist ja beruhigend«, lachte Sandén erleichtert.
    »Nein, Papa, das ist es nicht.«
    Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, ohne dass er so richtig begriff, warum eigentlich.
    »Als ich Viertel nach acht zu ihr raufkam, war sie frisch geduscht«, fuhr Jessica fort. »Ich musste ihr mühsam aus der Nase ziehen, was dieser Kjell-Erik für eine Figur ist.«
    Es begann vor seinen Augen zu flimmern, und er spürte, dass er sich setzen musste. Er tastete im Dunkeln nach dem Treppengeländer, und es gelang ihm, sich auf die Treppe zu setzen, ohne sich dabei wehzutun.
    »Sie wusste nur, wie er mit Vornamen hieß. Aber auch er ist ›ein Freund von Pontus‹. Es stellte sich heraus, dass es eine ganze Menge von diesen sogenannten Freunden gibt, die bei ihr ein- und ausgehen. Ein paar, aber nur bestimmte von ihnen, geben ihr auch ein bisschen Geld. Trinkgeld, nehme ich an.«
    Sandén wusste nicht, was er sagen sollte, während er dort im Dunkeln auf dem kalten Steinboden eines fremden Treppenhauses saß, aber sein Herz schlug donnernd in seinen Ohren.
    »Papa, tut mir leid, das sagen zu müssen, aber ich glaube, dass Jenny sich prostituiert. Ich glaube, dass dieser idiotische Pontus sie als Hure in ihrer eigenen Wohnung hält und das gesamte Geld abkassiert.«
    »Ich bringe diesen …«
    »Nein, Papa«, sagte Jessica mit so ruhiger und entschiedener Stimme, dass er verstummte. »Du wirst unser und dein eigenes Leben nicht wegen so eines kleinen Stücks Scheiße ruinieren. Wenn du das tust, werde ich dir niemals verzeihen. Du wirst nichts tun. Wir unterhalten uns heute Abend noch. Ich fahre jetzt mit Jenny nach Hause zu Mama.«
    »Danke …«, war das Einzige, was er noch herausbrachte, bevor das Gespräch beendet war.
    *
    Es war das Leckerste, was sie im Leben jemals gegessen hatte. Nie zuvor hatte ein Hamburger so wunderbar geschmeckt. Hanna redete ununterbrochen, während sie aßen. Die Worte purzelten zwischen den Bissen nur so aus ihr heraus. Ihr heimlicher Freund – Teddy – sagte nicht besonders viel, aber das machte nichts. Er hörte ihr zu, lächelte freundlich und ärgerte sich nicht, wenn sie kleckerte.
    »Bist du ein Onkel oder ein Junge?«, wollte Hanna wissen.
    »Was meinst du?«, fragte er zurück.
    »Ein alter Junge«, kicherte Hanna, und da kicherte Teddy auch.
    Sie verstanden sich gut. Als Hanna ein bisschen Ketchup auf die Nase bekam, machte Teddy Ketchup auf seinen Finger und schmierte ihn auf seine eigene Nase. Hanna lachte über ihn, und er sah zufrieden aus. Mama hätte das niemals zugelassen. Aber jetzt spielte das ja keine Rolle.
    Teddy wollte sofort baden gehen, nachdem sie alles aufgegessen hatten, aber Hanna wollte zuerst Süßigkeiten essen.
    »Du hast doch Süßigkeiten gekauft, Teddy? Du hast es versprochen«, sagte Hanna.
    »Ich habe Süßigkeiten dabei. Aber wir können doch zuerst baden und uns die Süßigkeiten für danach aufheben.«
    »Aber ich will jetzt Süßigkeiten haben«, sagte Hanna.
    »Dann essen wir jetzt ein paar Süßigkeiten, aber wir heben uns das meiste für nachher auf«, meinte Teddy.
    Darauf ließ sich Hanna ein. Teddy ging in den Flur hinaus und zog eine große Süßigkeitentüte aus seiner Jackentasche. Hanna blieb am Kinderzimmertisch sitzen und wartete. Da klingelte es an der Tür. Hanna sprang vom Stuhl auf und rannte in den Flur hinaus.
    »Da kommt jemand!«, rief sie, aber Teddy mahnte sie mit einem Finger auf dem Mund zur Ruhe.
    »Wir sind doch heimliche Freunde«, flüsterte er. »Niemand sonst darf bei uns mitmachen.«
    »Aber wenn es Papa ist …«, sagte Hanna, aber er legte seine Hand über ihren Mund.
    »Du willst doch deine Süßigkeiten nicht mit noch mehr Leuten teilen, oder?«, umgarnte er sie. »Und Papa hat einen eigenen Schlüssel, er würde wohl auch nicht an der Tür klingeln.«
    Hanna ließ sich überzeugen, und sie schlichen leise ins Kinderzimmer zurück, und Teddy schloss die Tür hinter ihnen. Eine ganze Weile saßen sie schweigend da und lauschten der Türklingel, die immer wieder läutete.
    »Hanna! Bist du da? Hier ist Barbro! Machst du mir bitte auf, liebe Hanna?«, klang es von draußen herein.
    Da lächelte Hanna und flüsterte Teddy zu:
    »Das ist nur diese dumme Barbro. Sie lügt, dass sich die Balken biegen.«
    Papa sagte das immer. Es
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