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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Autoren: Carin Gerhardsen
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klang gut, fand Hanna.
    Sie schüttete die Süßigkeiten auf den Tisch und teilte sie gewissenhaft in zwei ungefähr gleich hohe Haufen auf.
    »Vor dem Baden darf man nur drei Stück nehmen«, schlug Teddy vor.
    Hanna nickte und nahm eine Handvoll Süßigkeiten und stopfte sie in den Mund. Teddy schaute ihr zu und sah aus, als wollte er etwas sagen, aber er zuckte nur mit den Schultern. Er musterte sie ausdruckslos, während sie ihren Mund leerkaute.
    »Jetzt gehen wir baden«, sagte er.
    *
    Nachdem er eine Weile in dem kalten Treppenhaus gesessen und versucht hatte, sich ein bisschen zu erholen, stand Sandén mit einen Stöhnen auf. Er fühlte sich plötzlich unheimlich alt und schrecklich unglücklich. Er wollte nach Hause, jetzt sofort, aber beschloss, noch eine letzte Anstrengung zu unternehmen, bevor er den Arbeitstag beendete. Wenn er ohnehin schon vor der Tür dieser Kinderkrankenschwester stand.
    Die Frau, die ihm die Tür öffnete, sah weniger krank aus, als er selbst sich fühlte; sie war angekleidet und die Haare waren in Form.
    »Jens Sandén, Hammarbypolizei«, sagte er und hielt seinen Polizeiausweis mit leicht zitternder Hand in die Höhe.
    »Kommen Sie rein«, sagte die etwa fünfundvierzigjährige Frau mit einem Lächeln. »Ich war darauf vorbereitet, dass einer von Ihnen vorbeikommen würde.«
    Sandén betrat die Diele und zog – er wusste nicht, zum wie vielten Mal – den Umschlag mit den Fotografien aus der Innentasche seiner Jacke. Er war atemlos, hoffte aber, dass sie es nicht bemerkte.
    »Verzeihen Sie die Störung, aber es wird nicht lange dauern«, entschuldigte er sich. »Ich laufe schon den ganzen Tag herum und belästige kranke Kinderkrankenschwestern.«
    »Kein Problem. Es ist nur eine Erkältung, aber ich fühle mich mittlerweile schon viel besser. Morgen bin ich wieder zurück auf der Arbeit. Wollen Sie nicht hereinkommen?«, bat sie freundlich.
    »Nein, nein. Ich bin auf dem Weg nach Hause. Ich werde Ihnen nur ein paar Fotografien zeigen, aber trotzdem vielen Dank. Sie sind nicht besonders erbaulich, diese Bilder. Ich möchte Sie nur vorwarnen. Wir haben nämlich eine tote Frau im Vitabergspark gefunden. Sie haben darüber vielleicht in der Zeitung gelesen.«
    Sie nickte.
    »Wir haben dort im Gebüsch auch einen kleinen Jungen in einem Kinderwagenaufsatz gefunden«, fuhr Sandén fort. »Er ist außer Lebensgefahr, er wird im Krankenhaus versorgt, ist aber im großen Ganzen schon wiederhergestellt. Mittlerweile sind mehr als sechzig Stunden vergangen, seit wir diesen Fund gemacht haben, und noch immer hat niemand von sich hören lassen, der diese beiden Personen vermisst. Uns ist es auch noch nicht gelungen, sie zu identifizieren, deshalb bin ich auf der Suche nach der verantwortlichen Kinderkrankenschwester. So sieht der Junge aus«, sagte Sandén und hielt eines der Fotos vor ihr hoch.
    Sie betrachtete die Aufnahme eine ganze Weile unter Schweigen, schüttelte dann aber den Kopf.
    »Es ist ziemlich schwer, wenn sie so klein sind«, sagte sie. »In dem Alter verändern sie sich ja ziemlich schnell. Wie alt ist er?«
    »Wir glauben, dass er etwa fünf Monate alt ist.«
    »Nein«, entschied sie. »Das Bild sagt mir nichts. Haben Sie auch ein Bild von der Mutter?«
    »Das habe ich. Leider war sie schon tot, als sie fotografiert wurde. Das liegt ja sozusagen in der Natur der Sache. Sie ist kein besonders schöner Anblick, also versuchen Sie die Fassung zu bewahren.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust und nickte. Er suchte eine der Fotografien heraus und zeigte sie ihr. Sie antwortete beinahe unmittelbar.
    »Der Junge heißt Lukas«, sagte sie und schluckte. »Lukas Hedberg. Er ist irgendwann Mitte Mai zur Welt gekommen. Ziemlich groß für sein Alter. Ich erinnere mich nicht, wie die Mutter hieß. Sie ist ein sehr netter Mensch. War ein sehr netter Mensch«, korrigierte sie sich. »Es gibt auch ein Mädchen. Hanna – sie muss um die drei sein. Mal sehen … März, glaube ich. Geboren im März 2004. Was ist passiert?«
    »Wir wissen es nicht genau«, antwortete Sandén, »aber es sieht so aus, als wäre sie von einem Auto überfahren worden, während sie draußen mit dem Kinderwagen spazierenging. Unfall mit Fahrerflucht.«
    »Großer Gott«, sagte die Kinderkrankenschwester aufgebracht. »Und die kleine Hanna …«
    »Wir müssen herausfinden, wo sie wohnen«, unterbrach sie Sandén. »Die Angehörigen müssen so schnell wie möglich unterrichtet werden. Sie wissen nicht
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