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Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:

Titel: Nur Der Mann Im Mond Schaut Zu:
Autoren: Carin Gerhardsen
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ersten Anruf nicht mehr mit Hanna gesprochen?«, fragte er.
    »Doch, das habe ich«, räumte Barbro ein. »Aber Hanna war sauer auf mich und wollte nicht reden.«
    »Sauer auf Sie?«
    »Sie meinte, dass ich sie enttäuscht hätte. Ich hatte ja versprochen, sie zu retten, aber sie sagte, dass sie nicht mehr allein sei, oder zumindest dass jemand auf dem Weg zu ihr sei. Ich dachte erst, dass es sich um die Polizei handeln müsse, aber dann behauptete sie, dass es ihr Vater sei …«
    »Aber das haben Sie nicht so recht geglaubt?«
    »Ja, das klingt vielleicht ein bisschen durcheinander, aber … Nein, sie hat es auf eine Weise gesagt, dass man merken konnte, wie sie zwischendurch ihre Geschichte änderte. Ich kann es nicht genau in Worte fassen, mir fallen die exakten Formulierungen nicht mehr ein. Zuerst habe ich gedacht, dass die Polizei auf dem Weg hierher wäre, dann war plötzlich der Papa zu Hause und wollte Hamburger für sie kaufen.«
    Sjöberg drückte ein paarmal auf die Türklingel, und die schrillen Klingeltöne hörte man klar und deutlich bis ins Treppenhaus hinaus, aber keine anderen Geräusche.
    »Ruf Westman an und frag, ob wir reingehen sollen«, schlug Hamad vor.
    »Ich gehe runter auf die Straße«, sagte Sjöberg. »Es muss ja nicht das ganze Haus hören, worüber wir hier reden.«
    »Ich bleibe hier«, sagte Barbro, während sie gleichzeitig auf die Klingel drückte. »Falls etwas passiert.«
    »Dann bleibe ich auch hier bei Frau Dahlström«, sagte Hamad. »Und mache mit beim Stören. Geh du ruhig runter und ruf an, Conny.«
    Sjöberg trat auf die Straße und schlenderte zum Vitabergspark hinunter, während er telefonierte. Er informierte Westman, die versprach zurückzurufen, sobald sie mit dem Staatsanwalt hinsichtlich des Durchsuchungsbeschlusses gesprochen hatte. Was Sandén zugestoßen war, behielt sie bis auf Weiteres für sich.
    Während er wartete, setzte sich Sjöberg auf eine Bank im Park und betrachtete den Tatort in der herbstlichen Dunkelheit. Konnte es wirklich so sein, dachte er, dass ein kleines Mädchen vier Tage in Einsamkeit verbracht hat, eingesperrt in einer Wohnung, während ihre Mutter im Leichenschauhaus lag? Der Gedanke war schwindelerregend. Und wo war der Vater die ganze Zeit gewesen? Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Mutter ihre Dreijährige alleine zu Hause gelassen hatte, wenn sie nicht aus irgendeinem Grund verzweifelt gewesen war. Was wollte sie draußen mitten in der Nacht?
    Er schaute über die Rasenflächen um sich herum. Seine Blicke blieben an dem Gebüsch hängen, in dem der Junge gefunden worden war. Er stellte sich das Kind vor, wie es in dem Kinderwagenaufsatz lag. Zu Beginn ganz untröstlich, aber dann schlafend, vielleicht bewusstlos. Er schüttelte die unangenehmen Gedanken von sich ab und dachte stattdessen an seine eigene Familie. Seine eigenen Kinder, die an Windpocken erkrankt bei ihren Großeltern lagen. Stellte sich Åsa vor, wie sie zwischen kranken und gesunden Kindern hin und her eilte, die ihre Aufmerksamkeit forderten – jedes auf seine Weise. Sie hatte jedenfalls Hilfe durch ihre Eltern, tröstete er sich.
    Seine Blicke wanderten zu dem Gebüsch zurück, und plötzlich fiel ihm ein, dass der kleine Junge eine Mandelentzündung gehabt hatte. Er erinnerte sich, wie Maja, seine eigene Fünfjährige, als Baby eine Mandelentzündung gehabt hatte. Wie sie während einer Flugreise nach Griechenland ununterbrochen geschrien hatte. Alle anderen Reisenden gestört hatte. Åsa und er hatten sie abwechselnd umhergetragen, aber nichts hatte geholfen. Sie wollte nicht schlafen, keinen Schnuller nehmen, das Paracetamol hatte auch nicht geholfen.
    Plötzlich wurde ihm klar, wie alles gelaufen war. Eine einsame Mutter mit einer schlafenden Dreijährigen und einem Baby mit Mandelentzündung. Sie war verzweifelt gewesen. Am Ende hatte sie völlig erschöpft die große Schwester schlafend allein zu Hause gelassen und war zu ihrem eigenen Besten und dem ihres Babys zu einem Spaziergang aufgebrochen. Nur ein kurzer Spaziergang in der allernächsten Umgebung, damit das Kind eine Chance bekam einzuschlafen, einzuschlafen und ruhig zu werden. So war es passiert. Ein Mal. Ein einziges Mal hatte sie aus lauter Verzweiflung ihre Dreijährige allein zu Hause gelassen, und es war böse geendet. Ganz böse.
    Das Telefon klingelte.
    »Ich kann Rosén nicht erreichen«, sagte Westman gehetzt. »Aber Einar hat herausgefunden, dass der Vater Carl Hedberg
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