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Nur aus Leidenschaft

Nur aus Leidenschaft

Titel: Nur aus Leidenschaft
Autoren: Peggy Moreland
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die Tränen an.
    Nein, Pete hatte geschwiegen. Er hatte sie düster und ankla gend angestarrt, die Finger in ihre Bluse gekrallt. Er hatte sie gezwungen, nah bei ihm zu bleiben, seinem Blick standzuhalten, bis sie vor lauter Nervenanspannung fast geschrien hätte, weil sie so dringend auf seine Antwort gewartet hatte.
    Dann hatte er sie weggeschoben, sie geradezu in ihren Sitz zurückgestoßen, nach dem Zündschlüssel gegriffen und den Motor gestartet. Während sie stumm neben ihm gehockt und durch einen Tränenschleier auf die Straße gestarrt hatte, hatte er sie nach Hause gefahren. Vor ihrer Tür hatte er scharf gebremst und stur nach vorn gesehen, bis sie ausgestiegen war. Auf der ganzen Fahrt hatte er sie kein einziges Mal angesehen und kein Wort mit ihr gewechselt.
    Und er hatte ihr nicht gesagt, welche Entscheidung er getroffen hätte.
    Am nächsten Abend stand Carol an ihrem Küchenfenster, als plötzlich der Hügel hinter ihrem Haus in Scheinwerferlicht getaucht wurde. Es bedeutete, dass jemand von dort auf ihr Grundstück fuhr. Sie legte das Geschirrtuch weg und ging zur Hintertür. Auf der Veranda blieb sie stehen und blinzelte in das grelle Licht. Dann erkannte sie Petes Pick-up.
    Carol fragte sich, was er bei ihr wollte, noch dazu um diese Zeit, und lief die Stufen hinunter, um ihn zu erwarten. Als der Pick-up neben ihr ankam, beugte Pete sich über den Nebensitz und stieß die Beifahrertür auf. Der Hund Dirt fuhr auf der Ladefläche mit, die Pfoten auf die Kante gelegt, und bellte Carol zur Begrüßung an.
    „Steig ein", befahl Pete barsch.
    Stirnrunzelnd trat Carol einen Schritt zurück. „Hör mal, Pete", sagte sie verärgert, „du hast mir nichts zu befehlen, verstanden?"
    „Steig ein!" wiederholte er und deutlich lauter.
    Die Dringlichkeit seines Tons erschreckte Carol, und sie ging zur Wagentür, öffnete sie weit und kletterte hinein. Noch bevor sie die Tür wieder geschlossen hatte, riss er das Lenkrad herum, beschrieb eine scharfe Kurve und verließ ihr Grundstück.
    „Pete!" rief sie und stemmte sich mit der Hand gegen das Armaturenbrett. „Was ist in dich gefahren? Du wirst uns noch beide umbringen!"
    „Die Rinder sind ausgebrochen", stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, den Blick auf die Straße gerichtet. „Irgendjemand hat einen Teil des Zauns umgerissen. Sie laufen auf dem Highway herum. Ein paar wurden schon angefahren. Die Polizei ist in alle Richtungen ausgeschwärmt, aber sie haben keine Ahnung, wie man eine Herde einfängt. Sie haben in ihrer Aufregung die Tiere bloß scheu gemacht."
    Schlagartig war Carol ernüchtert. Im Geist sah sie das Schreckensbild einer Massenkarambolage vor sich, die Gefahr für die Autofahrer auf der dunklen Landstraße und für das umherirrende Vieh. „Wir brauchen Pferde", sagte sie. Sie schaute nach hinten, wo Dirt die Nase ans Rückfenster drückte. „Und Dirt kann auch helfen."
    „Deshalb habe ich ihn mitgebracht."
    Das Heulen einer Sirene klang durch die Nacht, und Carol fuhr herum. Sie kamen über den Hügelkamm, und Carol schlug die Hand vor den Mund, um ein Stöhnen zu ersticken. „Oh Gott!" rief sie, entsetzt über die Szene, die sich ihnen bot.
    Rote Warnlampen blinkten, Menschen liefen auf dem Highway umher, das Vieh brüllte und stob panisch im Licht der Scheinwerfer in alle Richtungen.
    Fluchend lenkte Pete den Pick-up auf den Seitenstreifen, bremste hart und sprang aus dem Wagen. Carol folgte ihm auf dem Fuß.
    „Machen Sie die verdammten Scheinwerfer aus!" schrie er und winkte aufgebracht den Polizisten zu, die sich mitten auf der Straße versammelt hatten. „Sie machen die Rinder ja ganz verrückt!"
    Einer der Männer schnaubte und wandte sich grinsend an seine Kollegen. „Was glaubt denn der, wer er ist?" meinte er und wies mit dem Kinn auf Pete. „Wyatt Earp?"
    Pete hielt geradewegs auf den Mann zu, der sich witzig vorkam, und stieß ihm fast die Nase ins Gesicht, als er ganz nah an ihn herankam. „Nein, ich bin Pete Dugan, und ich weiß zum Teufel mehr über Viehtrieb als Sie! Und jetzt schalten Sie die verflixte Sirene und die Scheinwerfer aus!"
    Carol blickte nervös zu Pete hinüber, während sie die beiden Pferde losband, die er bereits aus dem Trailer geladen und ans Heck gebunden hatte. Sie befürchtete, dass es im nächsten Moment zu einer Prügelei käme. Da erkannte sie den Polizisten und ging zu ihm, die Pferde hinter sich herziehend.
    „Hey, Jim", sagte sie und lächelte mühsam. „Wir sind
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