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Nur aus Leidenschaft

Nur aus Leidenschaft

Titel: Nur aus Leidenschaft
Autoren: Peggy Moreland
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1. KAPITEL
    Im Leben eines Cowboys gab es Momente, in denen acht Sekunden wie eine Ewigkeit schienen.
    Für Pete Dugan waren diese Momente selten, und dazwischen lagen lange Zeiträume.
    Nicht, dass er sich für begabter als die anderen Reiter hielt, gegen die er antrat. Er hatte auch keine besseren Nerven. Er liebte Rodeos nur über alles - die Lichter, das Gewühl, die durchwachten Nächte auf der Straße, wenn man von einem Ort zum nächsten fuhr, die immer neuen Menschen, die Kameradschaft. Die Erregung, wenn man auf den Rücken eines ungebärdigen Wildpferdes stieg.
    Auch dieses Rodeo unterschied sich nicht von anderen. Countrymusic tönte aus einer hochmodernen Stereoanlage, während Cowboys hinter den Boxen umherliefen, unbeschwert lachten und einander neckten, sich irgendwie die Zeit vertrieben, bis sie an der Reihe sein würden. Die Luft vibrierte geradezu vor Spannung, man nahm die unterschiedlichsten Gerüche wahr - verführerische Düfte von den Imbissständen und schwere, erdige Ausdünstungen der Tiere hinter den Gattern.
    Pete verspürte den gewohnten Adrenalinstoß vor dem Ritt. Er stützte sich mit dem Stiefel auf dem unteren Balken der Box ab, zog sich hoch und ließ den Blick über die Arena schweifen. Der von den Tieren aufgewirbelte Staub hing in der Luft, aber Pete hatte eine gute Sicht auf die Zuschauerreihen.
    Volles Haus, dachte er und lächelte. Und dieser Lärm. Er mochte das. Menschenmassen machten manche Cowboys nervös, aber nicht Pete. Er liebte es, vor großem Publikum aufzutreten. Und er liebte kräftige, temperamentvolle Wildpferde - sogar dann, wenn sie besonders aufsässig waren.
    Der blauschwarze Hengst, den er beim Mesquite-Championship-Rodeo gezogen hatte, war genau so ein Tier - ein Wildfang, der senkrecht hochstieg, sobald er aus der Box gelassen wurde, und der sich den ganzen Acht-Sekunden-Ritt wie verrückt aufbäumte. Obwohl Pete wusste, dass er einen Großteil der Punkte diesem Pferd verdanken würde, das bezeichnenderweise den Namen Diablo trug, musste er die restlichen Punkte unter den Augen der Jury selbst verdienen.
    „Bist du bereit?"
    Pete drehte sich um und grinste den Stallmeister an. „Aber immer."
    Er zog an dem Lederband seines geharzten Handschuhs und band es sich um das Handgelenk. Dann beugte er sich über das Geländer, um den Sitz des Sattelgurts zu überprüfen. Als er alles zufriedenstellend fand, schwang er ein Bein übers Geländer und stemmte sich an den Balken ab, so dass er über dem Pferderücken stand. Langsam ließ er sich hinunter. Pete spürte, wie das Tier reagierte und den Rücken krümmte, und er wusste, dass der Hengst sofort in die Luft gehen würde, sobald das Gatter geöffnet wurde.
    Und er war bereit, mitzufliegen.
    Pete zog sich den Hut fest üb er die Ohren und lehnte sich zurück, während er mit den behandschuhten Fingern den Sattelknauf umklammerte. Das Harz begann sich zu erwärmen und gab damit der Hand Halt. Er nahm die Knie hoch und setzte die Sporen weit oben an, dann hob er das Kinn zum Zeichen dafür, dass es losgehen könne.
    Das Gatter schwang auf, und das Pferd schoss los in die Freiheit, die es in der Arena witterte. Der Hengst richtete sich hoch auf, schlug aus und versetzte Petes Rückgrat einen harten Stoß mit dem Rumpf. Muskeln und Sehnen waren zum Zerreißen angespannt, während sie einen weiteren Stoß des zentnerschweren Tiers abfingen. Pete verstärkte den Griff um den Sattelknauf.
    Vor Schmerz biss er die Zähne zusammen und versuchte, seinen Rhythmus zu finden, was ihm nicht schwer fiel. Er beherrschte ihn gut, diesen wilden Tanz, der in manchem an den Liebesakt erinnerte. Sein Rücken berührte fast den breiten Rücken des Wildpferdes, er spielte auf Zeit. Pete zog die Knie an, gab dem Tier im Einklang mit dessen gewaltigen Sätzen die Sporen und fegte mit dem freien Arm durch die Luft, um das Gleichge wicht zu halten. Er hörte die lauten Rufe der Zuschauer und wusste, die Fans kamen auf ihre Kosten.
    Diablo zog wirklich eine Riesenshow ab.
    Und Pete Dugan stand ihm in nichts nach.
    Der Schweiß lief ihm in die Augen, und seine Arm-und Beinmuskeln brannten wie Feuer.
    Doch Pete war der Überzeugung, dass er, falls notwendig, dieses Wildpferd den ganzen Abend lang reiten könnte. Durch das ohrenbetäubende Gejohle vernahm er die Glocke, die den Ablauf der acht Sekunden verkündete. Jubel erhob sich auf den Rängen, und Pete zeigte das breite Grinsen, das ebenso sein Kennzeichen war wie seine ebenmäßig
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