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Notizen aus Homs (German Edition)

Notizen aus Homs (German Edition)

Titel: Notizen aus Homs (German Edition)
Autoren: Jonathan Littell
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Stadtrand von Homs angekommen sind, mit dem Ziel Baba Amr. Wir beschließen, uns ins Zentrum des Viertels zurückzuziehen. Es ist zu spät, um in die Stadt zu fahren.
     
    Imad trifft ein, mit zwei großen Kesseln voller Karotten und gefüllter Zucchini, gekocht, mit Sauce. Fadi kommt vorbei, mit düsterer, wütender Miene: Er hat gerade erfahren, dass sein Cousin gestern getötet wurde. Wir warten, dass Imad aufgegessen hat, damit wir gehen können. Etwas entfernt brüllt ein Muezzin ununterbrochen besonders falsch und heiser » Allahu akbar! «. Kurz zuvor, als der Himmel einen Moment lang etwas aufgeklart war und ein paar Sonnenstrahlen durch den Regen glitzerten, hatte derselbe Lautsprecher wunderschöne Rezitationen klassischer Koransuren verbreitet, die von Gewehrsalven und Detonationen begleitet wurden.
     
    Wir gehen zurück zur Wohnung, und ich schlafe schnell ein, während die Soldaten ein und aus gehen. Kurz davor, einige Mörser ganz in der Nähe. Als ich aufwache, gegen 19.30 Uhr, interviewt Marcel gerade mit Raeds Hilfe ein paar Soldaten. Ich fühle mich schwach, wieder fiebrig. Ich bestehe darauf, dass Raed mit Imad ein ernstes Wort über Ibn Pedro redet. Raed erklärt ihm schließlich, dass er glaubt, Ibn Pedro verarscht uns, und dass er sich uns gegenüber nicht korrekt verhält. Imad leugnet das, sagt, dass es wirklich Sicherheitsprobleme gibt. Etwas stürmische Diskussion, in die sich auch Hassan einmischt. Imad verspricht morgen, inschaallah .
     
    Gegen 20 Uhr schickt man uns, aus Platzmangel, zum Schlafen in eine andere Wohnung, etwas entfernt, im Untergeschoss, aber noch näher an der Front. Abu Jazan, der uns hinbringt, bestätigt die Information über die Grad-Raketen, versichert uns aber, wir seien hier sicher. »Die Armee kommt nie nachts in die Viertel.« Marcel ist nicht besonders überzeugt. Diskussion, was wir machen sollen: hier schlafen oder darauf bestehen, dass man eine Wohnung für uns findet, die weiter im Zentrum des Viertels ist? Schließlich bleiben wir.
    Unser neuer Gastgeber ist Libanese, er kommt aus der Gegend von Trablus 59 , aber seine Mutter ist Syrerin.

 
    Mittwoch, 1. Februar
    Baba Amr
     
     
    Gut geschlafen trotz der Kälte. Träume: Aufruhr, automatische Waffen, Strand, Studenten, überraschende Ereignisse, die alle diese Elemente vermischen. Beim Aufwachen, gegen 9 Uhr, ein paar Mörserschüsse, etwas entfernt. Unser Gastgeber ist gegangen, aber einer seiner Freunde macht uns Frühstück.
     
    Wir gehen raus, um zu telefonieren, in der Wohnung ist kein Netz mehr. Vor Hassans Kommandozentrale trinken Alaa, Fadi und andere Männer Tee unter einem Vordach, das neu gegen den Regen aufgestellt wurde. Es ist relativ schönes Wetter. Raed ruft Ibn Pedro an: Er hat Gäste und kann uns nicht sagen, wann er abfahren wird. Er wird zurückrufen. Abu Bilal informiert ihn über die Situation in der Innenstadt: Überall gibt es Kämpfe, Safsafi ist abgeschnitten, es ist wirklich Krieg.
     
    Alaa erklärt uns ihre Pläne für die Soldaten, die sie in dem Gebäude eingekesselt haben: Sie werden die Stützpfeiler verminen und sie dann vor die Wahl stellen, sich ihnen anzuschließen oder sich in die Luft sprengen zu lassen.
     
    Die Mörser gehen wieder los, einer ganz in der Nähe, Raed hört ihn vorbeipfeifen. Ich erkläre ihm, dass das Pfeifen ein gutes Zeichen ist: Wenn du ihn pfeifen hörst, ist er nicht für dich. Er wirkt nur mittelmäßig überzeugt.
     
    11.30 Uhr. Es regnet jetzt. Immer noch keine Neuigkeiten von Ibn Pedro. Wir gehen in die Moschee, wo ich mich allein in eine Ecke setze, während Raed zum Arbeiten loszieht. Nach und nach kommen die Männer zum Gebet herein.
     
    Wir gehen zur Schule [ dem Sitz des Militärrats ]. Muhannad ist nicht da. Es ist eine irische Journalistin da, mit Dscheddi und Danny, der erschöpft aussieht. Dscheddi schreit Raed an: »Danny, übersetz das. Ich bin sauer auf ihn! Er will Krieg, Krieg, Krieg. Die humanitären Fragen interessieren ihn nicht.« Raed: »Nicht nötig, das zu übersetzen, mein Freund.« Die Frau möchte morgen abreisen, und ich frage sie, ob ich mitfahren kann, für den Fall der Fälle.
     
    Ich hatte Danny Abdul Dayem, einen jungen Anglosyrer von 23 Jahren, am Tag unserer Ankunft in Homs in der Klinik von Abu Bari getroffen und war beeindruckt gewesen, wie perfekt er Englisch sprach, was hier sehr selten ist. Er kam gerade zurück von einem Urlaub in England und nahm meinen Vorschlag, mit mir zu kommen und
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