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Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

Titel: Noch Viel Mehr Von Sie Und Er
Autoren: Juergen von der Lippe
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eine Zeile vorgibt, der andere muss eine zweite Zeile dazudichten, die sich nicht nur auf die erste reimen, sondern auch ein bisschen witzig sein soll. Dazu fand ich in meinem Notizbuch Folgendes, denn selbstverständlich halte ich jedes dieser Freizeitprodukte fest, um sie, wie jetzt, später in einem Buch verbraten zu können: Vater lässt ’nen Einlauf machen, Mutter lässt’s beim Einkauf krachen. Formal tadellos, die Aussage lässt keine Rezeptionsprobleme auch bei Nichtakademikern befürchten und Germanisten wird die Ambiguität oder Polysemie, falls Sie’s lieber griechisch mögen, vulgo der Doppelsinn von »es krachen lassen« den Tag vergolden.
    Mit denselben Stilmitteln arbeiten auch die beiden nächsten, im Weihnachtsurlaub mit Freunden zu viert gefertigten Werke. Sie ist Lehrerin in einer so gut wie ausschließlich von Kindern aus Familien mit Migrationshintergrund besuchten Schule, er ist wie unsere Kanzlerin Physiker. Ob dieser berufliche Leidensdruck die sexuelle Färbung der Gedichte verursachte, vermag ich nicht zu beurteilen, an mir lag es jedenfalls nicht. Lesen Sie selbst: Wirst du von hinten mal genommen, hast du meistens schon gewonnen. Weder spürst du sein Gewicht, noch bedrückt dich sein Gesicht.
    Und die zweite Gemme: Sieh mal diesen Kerzenständer, ist das nicht ein Augenschänder? Schänden ist ja gut und schön, es darf nur nicht ins Auge gehen!
    Das Prinzip ist dabei folgendes: Einer gibt eine Zeile vor, der nächste reimt eine darauf, der dritte gibt eine neue Zeile vor, der vierte vollendet. Das Reimschema: aabb. Halten Sie sich fest:
    Die abschließende Serie entstand im Sommerurlaub, während wir, meine Frau und ich, im Pool Aquajogging betrieben. Der geneigte Leser mag sich das ruhig vorstellen, und, jawohl, wir trugen auch einen Sonnenhut und strampelten mit diesem lächerlichen Gurt um den Bauch in der pisswarmen Brühe, aber das Ergebnis rechtfertigt jede optische Entgleisung. Zum Regelwerk: Der Erste gibt eine Zeile vor, der Zweite ergänzt eine, die sich darauf reimt und gibt eine dritte mit neuer Endung vor, der Erste vollendet das Werk. Hier ein kleines Best of:
    Ein Schmetterling fliegt rum, ganz klein ist er und dumm, wenn er nur größer wär, und nicht so blöd, wär er ein Bär.
    Schneewittchen liegt im Koma, die Zwerge fragen Oma: Wie können wir sie wecken? Die Oma rät zum Lebertran.
    Kati Witt saust übers Eis, die Nippel rot, die Nase weiß, Ja, wenn der Frost zum Pinsel greift, selbst Kati Witt zum Kunstwerk reift.
    Wenn Katzen zwei, drei Schritte tun, müssen sie erst einmal ruhen, und einen Tag verschnaufen, bevor sie weiterlaufen.
    Neulich schaute Gott mal wieder, von seiner Wolke auf uns nieder. Zeugen hörten ihn laut denken: ich müsst sie wieder mal ertränken.
    Von den Männern, die ich kenne, hör ich immer, wenn ich flenne, dieselben liebevollen Sprüche, Wein doch nicht, geh in die Küche.
    Weihnachten war wunderschön, man mocht fast nicht nach Hause gehen, sauber, preiswert, gut und schnell, das gibt es sonst nur im Bordell.
    Zwiebeln schmecken stark nach Zwiebel, schrieb schon Paulus in der Bibel. Wie wir wohl den Geschmack empfänden, wenn sie nicht in der Bibel ständen?
    Alte Weiber sind sehr faltig, sprach verbittert Rudi Altig. Dann legte er die Stirn in Falten, was soll man denn nun davon halten?
    Vor der Wahl denkt man ganz wichtig, diesmal wählst du aber richtig! Nach der Wahl denkt man: Oh Gott, jedes Mal derselbe Schrott.
    Eine Gurke feist und fett erschien nicht grün, eher violett. Erst beim Verzehr wurde mir klar, dass es ’ne Aubergine war.
    Bei Aufschlag, Volley oder Spin fällt man gerne auch mal hin. Dem Tennissport fehlt Eleganz, wie anders doch der Ausdruckstanz.
    Mein kleiner Ring am Fingerglied singt leis mir unserer Liebe Lied. Oft sitz ich ganz für mich allein und denk: er könnt’ was größer sein.
    Auf dem Tisch nur leckere Sachen, Jesus lässt’s mal wieder krachen. Unter’m Tische – auch nicht schlecht – macht’s Magdalena jedem recht.
    Piraten brettern übers Meer, vom Ufer tönt ein Stimmchen her. Noch ist sie Jungfrau rein und zart, bald nicht mehr, ’s ist Piratenart.
    Im Kölner Dom bot sich ein Mann aus Polen für zum Putzen an. Man nahm ihn nicht, ja so was gab’s, da ging er fort und wurde Papst.
    Gehet hin und tuet desgleichen!
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