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Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

Titel: Noch Viel Mehr Von Sie Und Er
Autoren: Juergen von der Lippe
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zu spät an, panisch stehe ich schon im Gang, während wir auf die endgültige Parkposition zurollen. Eine sehr hochfrequente Stimme ruft: »Bitte setzen Sie sich sofort wieder hin, bis wir unsere endgültige Parkposition erreicht haben.« Alle Blicke ruhen auf mir. Ich muss jetzt wohl etwas Witziges sagen. Ich probiere es mit: »Was ist, wenn ich stehen bleibe, kann dann der Käptn im Rückspiegel nicht sehen, ob ihn einer überholt?«
    Keiner lacht. Ich setze mich, meine Körpertemperatur geht gegen Siedepunkt. Vielleicht hätte ich sagen sollen: »Was hält eine Nymphomanin von einem Alkoholiker fern? Eine Cockpittür.« Egal, zu spät. Zu spät komme ich auch zur Talkshow. Ich werde mit einem Mikrofon versehen, gehe in die Maske, um geschminkt zu werden, die Maskenbildnerin sagt: »Da freue ich mich aber, dass ich Sie schminken darf.« » Ach ja?« »Ja, Sie stellen ja mittlerweile eine echte berufliche Herausforderung dar.« Nur gut, dass es in einem Schminkraum keine Gewürzregale gibt. Jemand fragt: »Was wollen Sie trinken?« »Zwei Fingerhoch Scotch mit Leitungswasser ohne Eis, bitte.« »Ham wir nicht.« »Sie haben kein Leitungswasser?« »Nein, keinen Scotch.« »Warum fragen Sie dann?«
    Ich weiß, wenn man das so hört, könnte man mich für ein blödes, arrogantes Arschloch halten, aber so ist es nicht. Ich bin ein normaler Mensch, der den ganzen Tag nur Scheiße erlebt hat. Und er war noch nicht zu Ende, der Tag.
    Die Talkmasterin fragte: »Wie kamen Sie zu diesem Beruf?«
    »Ich bin von klein auf Lachen und Applaus gewöhnt, meine Mutter stillte mich immer in der Öffentlichkeit.« Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie sich die anderen Gäste in der Runde betreten ansahen.
    »Haben Sie viel Kontakt zu anderen Prominenten?«
    »Oh, ich habe schon mit Tina Turner zusammen gesungen. Sie war im Radio, ich saß auf dem Klo.« Wenn man alte Gags in Gespräche einbaut, muss man in einer guten, freundlichen Grundstimmung sein, sonst wirkt es so, als versuche ein missgelaunter Unterhalter, dem gerade nichts einfällt, sich mit alten Gags über die Zeit zu retten.
    »Welchen Beruf hätten Sie gerne ergriffen, wenn Sie nicht ein erfolgreicher Komiker geworden wären?«
    »Was ich mir wirklich sehr spannend vorstelle, ist Pathologe. Also jemand, der Leute operiert, die schon vorher tot sind. Da hat man nicht diesen Druck, glaube ich. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass er noch Puls hat, oder diese Reaktionen, die es manchmal durch Restelektrizität gibt, oder Luft im Körper, ein Bäuerchen, ein Leibwind, ein Zucken, eine Erektion.«
    Der Gag ist eigentlich gut, aber die Kiste war im Dreck, es wurde nichts mehr.
    Der anschließende Umtrunk mit Imbiss gab mir Gelegenheit, noch einige Menschen individuell vor den Kopf zu stoßen.
    »Ach, Herr von der Lippe, schön, dass Sie da waren, wie war Ihr Flug?« »Sind Sie schon mal geflogen?« »Ja, natürlich.« »Sehen Sie, genauso war meiner.« Irgendwann stehe ich im Hotelfahrstuhl auf dem Weg in den 14. Stock. Eine attraktive Frau lächelt mich an. »Ich bewundere Sie seit vielen Jahren«, sagt sie, »haben Sie Lust, noch mit auf mein Zimmer zu kommen, ich würde gern mit Ihnen schlafen.« Ich sage: »Toll, und was hab ich davon?«
    Am nächsten Morgen verschlafe ich, rufe bei der Rezeption an.
    »Sie sollten mich doch um 7 Uhr wecken!« »Da saßen Sie noch an der Hotelbar.«
    Ein weiteres weit verbreitetes Vorurteil über Komiker ist, dass sie gerne wahre Begebenheiten aus ihrem Privatleben erzählen.

SIE Spielen
    Spielen ist schön. Ob an den Genitalien oder an der Börse, bleibt sich gleich. Wobei das an den Genitalien meist erfolgreicher ist. Beim Spielen geht es wie im Leben und in der Liebe um Lustgewinn. Ein Spielchen in Ehren kann niemand verwehren. Ob ein schnelles Schnick-Schnack-Schnuck um ein Frühstück ans Bett oder Roulette mit Smoking und tiefem Dekolleté um die gesamte Erbschaft. Es ist für jeden was dabei, wenn der Spieltrieb mal wieder von innen an die Stirn klopft. Das neueste Spiel, an dem Millionen Menschen global teilnehmen, heißt Second Life. Das ist aber nicht wirklich prickelnd, weil das Leben dort nur in Pixeln stattfindet. Anfangs ist man im SL hauptsächlich damit beschäftigt, aus sich eine Comicfigur zu machen. Die guckt anschließend, wie andere das hingekriegt haben. Die Spielmöglichkeiten sind also beschränkt. Man kann virtuell vögeln und Essen gehen, aber wer wird davon satt? Und diejenigen, die davon träumen,
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