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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben
Autoren: Robert Silverberg
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läßt du einen dir bekannten Gewährsmann von Roditis in mein Haus und gibst ihm dann auch noch einen Blankoscheck, hier jemanden zu ermorden. Dann rauschst du wieder ab, ohne die Polizei zu verständigen. Und am folgenden Morgen fliegst du los, um Roditis selbst zu sehen. Du hast doch heute mehrere Stunden in Evansville verbracht, nicht wahr? Nicht wahr, Elena?“
    „Ja“, sagte sie heiser. „Aber ich stand niemals in Roditis’ Diensten. Ich habe mit diesem Verbrechen nichts zu tun, davon abgesehen, daß ich Noyes dummerweise Zugang verschafft habe. Ich lasse mein Gehirn untersuchen, um das zu beweisen. Die Polizei kann bei mir herumschnüffeln, so viel sie will.“
    „Das werde ich auch veranlassen“, versicherte er ihr.
    „Falls Roditis meine Unterstützung bei der Ermordung St. Johns erhalten hätte, glaubst du dann nicht, er hätte mir in Evansville das Gedächtnis löschen lassen?“
    Kaufmann dachte darüber nach. Ganz offensichtlich war Elenas Erinnerungsvermögen nicht manipuliert worden. Das bedeutete, daß der Grieche von ihrer Hilfeleistung keine Ahnung hatte. „Aber was hast du dann in Indiana gemacht?“
    „Die Antwort wird dir nicht gefallen, Mark.“
    „Sag’s mir trotzdem.“
    „Nicht vor deiner Tochter.“
    „Risa kann alles hören.“
    „Was ich zu sagen habe ist – ist nicht eben schmeichelhaft für dich“, sagte Elena. „Du würdest es sicher vorziehen, wenn außer dir niemand davon erführe.“
    „Ich nehme das Risiko auf mich.“
    „Also gut“, sagte Elena. „Ich bin nach Evansville geflogen, um mit Roditis zu schlafen. Schon seit Monaten war ich scharf auf ihn. Und das war meine große Chance. Du warst verreist. Noyes kam zu mir, er wollte nach Evansville. Da habe ich ihn gefragt, ob er mich mitnimmt. Und während sein Gedächtnis gelöscht wurde, bin ich zu Roditis gegangen, und …“
    „Noyes’ Erinnerungen wurden gelöscht?“ fragte Mark.
    „Natürlich. Roditis wußte, daß man ihn sicher im Verdacht haben würde. Also wurde Charles gelöscht, damit die Spur nicht zu dem Griechen weiterverfolgt werden konnte. Also, ich bin dann zu Roditis gegangen. Aber er wollte mit mir nichts zu schaffen haben. Er hat mich abgewiesen!“ Elenas Gesicht war rot angelaufen und wutverzerrt. Ihre Brüste wogten heftig auf und ab. „Ich bin ihm ganz nahe gekommen. Da hat er mich gestoßen – einfach so weggestoßen. Alles war vergebens. Ich habe mich ihm zu Füßen geworfen, und er hat mich einfach abgewiesen.“
    Lange Zeit sagte keiner ein Wort. Risa fürchtete, Elena könnte vielleicht das Schleifen des Tonbands hören, so still war es im Zimmer geworden. Aber die Italienerin stand wie erstarrt da und hörte nichts außer dem zornigen Pochen ihres Blutes.
    - Sie ist erniedrigt worden, sagte Tandy. Kein Wunder, daß sie jetzt so aufgebracht ist! Elena ist in der Stimmung, deinem Vater alles zu sagen, bloß um es dem Griechen heimzuzahlen.
    Risa stimmte dem zu. Sie konnte nicht anders, als mit Elena im Augenblick ihrer Niederlage Mitleid zu haben. Von Roditis verhöhnt zu werden, hierher zurückzukommen und sowohl die eigene Mannstollheit als auch die Verstoßung zuzugeben – das konnte einem schon an die Nieren gehen.
    Schließlich sagte Mark: „Noyes ist also definitiv gelöscht worden? Bist du auch ganz sicher?“
    „Hundertprozentig sicher, er wird dir kaum als Zeuge zur Verfügung stehen können. Ich bin die einzige, die eine belastende Aussage machen kann“, sagte Elena.
    Mark schüttelte den Kopf. „Du warst nicht Augenzeuge der Tat. Uns liegen zwar Beweise vor, daß du und Noyes zum Zeitpunkt der Tat in dieser Wohnung gewesen seid. Aber unsere einzige Hoffnung gründete sich darauf, daß Noyes’ Geist untersucht werden konnte. Und jetzt ist sein Gedächtnis gelöscht. Kein Gericht der Welt wird nur auf Grund deiner Verdächtigungen Roditis’ Gedächtnis durchforsten lassen. Wir sind am Ende, Elena.“
    „Nein! Nein, Mark kämpfe! Wir alle wissen doch, daß der Grieche hinter diesem Mord steckt! Setz deine besten Anwälte auf die Sache an!“
    Mark lächelte kühl. „Du möchtest Roditis gern vernichtet sehen, was, Elena? Und das nur, weil er dich gedemütigt hat. Wenn er mit dir ins Bett gestiegen wäre, würdest du jetzt statt ihn, mich von vorn bis hinten reinlegen, oder?“
    „Kein Wenn und Aber, Mark. Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Es steht dir völlig frei, mich zu hassen und mich zu verstoßen. Aber halte mir bitte keine Moralpredigten, in
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