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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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deren Zusammenprall entsteht nun kein Apfelmus, sondern es tauchen – aus welchen Gründen auch immer – Birnen auf! Oder Kiwis, oder ein Kopfsalat und zusätzlich eine gelbe Kaffeetasse. Abnormale Phänomene, die unserem Alltag völlig widersprechen.
       So wie mich Leann damals angeschaut hat, gehe ich davon aus, dass sie mich für einen Märchenerzähler hielt. Wie auch immer. Der Vergleich trifft den Kern unserer Arbeit dennoch recht gut.  
     

     

     
    CDF wiederum ist ein Messgerät zur Aufzeichnung dieser hochenergetischen Kollisionen zwischen Protonen und Antiprotonen. Das Zentralteil des CDF hat eine Größe von etwa zwölf mal zwölf mal zwölf Metern. An den Forschungen dieses Detektors alleine, arbeiten rund sechshundert Physiker.
       Der DØ ist ein zusätzlicher Detektor. Mit ihm untersuchen wir die bei dem vor genannten Zusammenstoß entstehenden Produkte wie Birnen und Kaffeetassen, okay: Hadronen, Leptonen und Photonen . Also Elementarteichen, Elektromagnetische Strahlungen und viele weitere mysteriöse Sachen.
       Mein Job ist es nun, die dabei entstehenden Daten und Aufzeichnungen - natürlich zusammen mit einem Team aus Physikern - irgendwie zu interpretieren.
       Wenn’s geht, möglichst korrekt.
       Das Ganze macht Fermilab nun schon seit vierzig Jahren. Wir schicken die kleinsten Bestandteile unserer Materie auf Kollisionskurs und lassen sie zusammenstoßen.
       Neben einer enormen Datenmenge entsteht dabei manchmal dann noch ein bisschen von dieser geheimnisvollen Antimaterie .
       Irgendwann, mit viel Glück, entdecken wir zwei Sachen: Anhand dieser Daten eine Erklärung für unsere Welt und obendrein einen Ort, an dem man natürliche Antimaterie abbauen könnte. Aufgrund der Wissenschaft bisher zur Verfügung stehenden Informationen berechnet man nämlich, dass es ganz am Anfang – also noch vor dem Urknall – nur leeren Raum gegeben haben sollte. Dieser leere Raum könnte mit Energie gefüllt gewesen sein, die sich dann, aus irgendeinem Grund, ausgedehnt hat. Durch unser Studium der Teilchenkollisionen nun, möchten wir diese Umwandlung von Energie in Materie und Antimaterie verstehen lernen. Denn alles was wir bisher wissen, basiert auf spekulativen Rechenmodellen, die genau genommen hinten und vorne nicht zusammenpassen.
       Was der Forschung tatsächlich noch fehlt ist der echte Nachweis für die Korrektheit unserer Modelle. Denn nicht nur Physikwissenschaftler stehen vor einem großen Problem: Materie ist im Inneren eigentlich leer.
       Je weiter wir in den letzten Jahren in die Welt des Kleinen vordringen konnten, umso leerer präsentierte sie sich uns. Was also ist es, das wir als Materie oder festen Stoff wahrnehmen? Was ist es, dass ein Chirurg aufschneidet? Und warum finden wir in der Natur keine Antimaterie, die Lösung auf all unsere Energieprobleme?
       Die Suche nach den Antworten kostet den Steuerzahler eine Menge Geld. Fermilab verschlingt jedes Jahr rund dreihundertmillionen Dollar. Unsere einzig echte Konkurrenz, das Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire in Europa, verdampft sogar das doppelte Budget. Ein Großteil davon fließt in den Energiebedarf. Die Anlage verbraucht rund hundertundzwanzig Megawatt Strom - also rund zehn Prozent des Verbrauchs von Chicago. Was wiederum erklärt, warum sie vom American Department of Energy betrieben wird und zudem, warum wir mit unserer Arbeit nicht ganz unumstritten sind.
      
    Was ist denn hier los?
       Der Parkplatz für die leitenden Angestellten ist für diese Uhrzeit ungewöhnlich voll, stelle ich überrascht fest. Werfe einen Blick auf die Uhr. Kurz nach halb acht. In diesem Moment durchfährt mich ein Blitz.
       »Verdammt aber auch !« fluche ich, knalle die Wagentür zu und laufe im Eiltempo los.
       Hab’ den Anruf des Sekretariats gestern Abend total vergessen. Was bin ich auch für ein dämlicher Idiot.
       Stürme über den Parkplatz, die Treppen hoch ins Foyer, im Zickzack durch die zahlreichen Mitarbeiter, zielstrebig den Aufzügen entgegen.
       »Mr. Barron !« schallt es postwendend durch die Eingangshalle.
       »Mr. Barron! Sie müssen sich ausweisen !« , ruft Jack, der Pförtner.
       Wie immer um diese Zeit, sitzt Jack Wallace in seiner schwarzen Uniform hinter dem prachtvollen Empfangstresen. Thront wie ein altes Walross in der Mittagssonne. Er steht auf und fuchtelt mir echauffiert hinterher.
       »Mr. Barron?!«
       Ich drücke nervös auf den
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