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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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Meine Augen wandern weiter nach rechts, durch einen breiten Türbogen hindurch. Er gibt den Blick frei auf einen weiteren Raum, ein helles Regal, vollgestopft mit Büchern und einen großen, schweren Esstisch. Dort sticht mir ein Babysitz ins Auge, der sich zwischen den anderen Stühlen selbstbewusst in die Höhe streckt. Dahinter zwei große Fenster, liebevoll mit Vorhängen drapiert, die sanft auf den Boden fallen. Im Hintergrund, eine weit geöffnete Holztür, die ganz offensichtlich ins Freie führt. Hier brechen sich die Sonnenstrahlen in einem Fliegengitter und reorganisieren den Raum beinahe zu einer Laterna magica.
       Ich höre das rücken von Stühlen. Stimmen. Lachen. Das knarren von Holzdielen und sehe einen Schatten durch den Eingang gleiten. Und dann steht sie da.
       Julie! Mein Leben.
       Sie steht einfach nur da, so wie ich sie mir wünsche, stützt ihre Hände in die Hüfte und schaut mich an.
       „Was ist jetzt? Anny, Robert und die Kinder warten!“
     
    Während mir Tränen in die Augen schießen strahle ich sie an, lege dabei das Buch aus den Händen und erhebe mich. Am Anfang war ein Wort, und dieses Wort war meins, und ich war das Wort. Selig schreite ich ihr entgegen und flüstere:
     
     
     
    „Ich will diese Welt mit Licht erfüllen!“
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Ende

 
    Isaac Newton (1642-1727)
     
    „Ich nahm eine stumpfe Nadel und tat sie zwischen mein Auge und den Knochen, so nah zur Rückseite meines Auges, wie ich konnte: In meinem Auge, mit ihrem Ende drückend, traten etliche weiße, dunkle und farbige Kreise auf...“ Tagebuch Isaac Newton
     
    Newton, einer der bekanntesten Physiker, Mathematiker und Astronomen überhaupt, wollte herausfinden, inwieweit das, was er mit seinen Augen sah, die Realität widerspiegelt oder ob unsere alltäglichen Wahrnehmung nicht viel mehr ein Produkt unserer Vorstellungskraft – der Seele - sind.

 
    Zum Abschied

     

     
    Wenn ich euch, am Ende dieser Reise - bevor ihr dieses Buch zuschlagt, es in irgendein Regal legt und für immer vergesst - einen Ratschlag mit auf euren weiteren Weg geben müsste, dann wäre es folgender:
       Liebt.
       Das ist der einzige Ratschlag den ich euch für euer Leben geben kann; liebt, so stark ihr könnt.
       Zugegeben, im ersten Moment hört sich das ein wenig abgedroschen, altmodisch oder vielleicht sogar banal an. Aber glaubt mir, je mehr Jahre ihr in dieser seltsamen Welt verbringen werdet, umso mehr wird sich euch eine bestimmte Sache offenbaren: ohne Liebe ist eure Welt absolut bedeutungslos.
       Liebt.
       Liebt euch selbst!
       Liebt die Welt, die euch umgibt - es ist eure!
       Liebt alles was ihr seid und alles was euch heute geschieht. Das ist nämlich alles, was ihr habt. Es gibt kein Morgen , in dem ihr eure Liebe nachholen könntet.
       Vertraut mir. Schaut ruhig einmal zurück. Wo ist euer Leben geblieben, in den vergangenen Jahren? War es wirklich da, oder denken wir es nicht nur, weil dort verstaubte, alte Gemälde an den Wänden hängen und auf so etwas ähnliches wie Geschichte hindeuten? Falls unser Gestern aber nur das verblassende Schwarzweißfoto einer Illusion ist, warum sollte es sich mit unserem Morgen nicht ebenso verhalten?
       Liebt.
       Liebt euch selbst!
       Liebt die Welt, die euch umgibt - es ist eure! 
       Ich weiß natürlich nicht, wie es bei euch ist. Wie es in eurer Welt zugehen mag. Womöglich umgeht ihr viele von den Fehlern, die ich begangen hab. Womöglich auch nicht. In letzterem Fall ist eure Welt wie meine - dunkel. Eine Welt, in der Unrecht, Hass, Gier, Hunger, Krankheit, Tränen und Tod herrschen. Und so fragen wir uns, wie das alles geschehen konnte und wann sich diese Welt ändernd wird. Ja, wer unsere Welt so verändern könnte, dass wir endlich Frieden darin finden.
       Mir jedenfalls fiel eines Tages dieses alte Foto in die Hand. Ich kann nicht sagen, woher es kommt oder wem es gehört. Zerknittert und eingerissen, grau und verblasst ist es. Dennoch kann man darauf sieben wichtige Dinge erkennen: Hingabe, Herzenswärme, Zuneigung, Verbundenheit, Leidenschaft, Wohlwollen und Zärtlichkeit . Dann drehte ich das Foto, wollte mir neugierig die Rückseite anschauen und las:
       Das Licht in dir erleuchtet die ganze Welt. Doch meine Seele ist sehr betrübt, da du es nicht siehst.
       Und so begriff ich, dass Unrecht, Tränen und Tod meine eigenen
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