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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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schüttelt er den Kopf.
        „Das da unten ist Vegas!“, kläre ich auf.
       „Weiß ich doch. Hab’ das MGM gesehen… oder das, was davon noch übrig geblieben ist.“
       Ihn scheint der Rest der Welt ebenso wenig wie mich noch zu interessieren. Natürlich nicht! Er liebt meine Tochter genauso wie ich Julie liebe. Was hat er nicht alles auf sich genommen um seiner Familie ein besseres Leben zu bieten.
       Wie zwei kleine Kinder strahlen wir uns gegenseitig an.
       „Geh, setz dich wieder hin!“, fordere ich ihn auf. „Und behalte den Alten im Auge. Wir sollten jetzt keinen Fehler mehr machen. Jetzt nicht mehr!“
       Mit einem kräftigen Schlag auf meine Brust verschwindet er nach hinten.
       Fast zuhause. Kann dich spüren, Julie! Wir überqueren gerade den Interstate 40. Wir sind da. Jetzt kann ich sogar die Alamo Road ausmachen. Die Rotorblätter über mir scheinen meine Aufregung zu wittern, fast könnte man meinen sie teilen mein Fieber und salutieren. Dennoch werden wir stärker als jemals zuvor durchgeschüttelt. Reynolds kämpft mit dem Steuerknüppel, kann ihn kaum noch im Zaum halten. Zwischen uns und dem Boden liegen gerade mal zehn, maximal zwanzig Meter. Bei dieser Geschwindigkeit ist das nicht mehr als eine Handbreit. Hoffe, dass der Junge alles im Griff hat.
     
    So unerwartet wie ein Splitter aus dem Paradies trifft uns mit voller Wucht irgendwas großes , hartes an der Frontscheibe und durchschlägt sie mit einem brachialem Krachen. Sofort presst sich schneidender Fahrtwind ins Cockpit, nimmt mir den Atem. Brüllt und spuckt mich an. Scherben knallen mir ins Gesicht, bohren sich ins Fleisch. Während ich mich reflexartig zur Seite drehe und die Arme vors Gesicht reiße, erkenne ich, wie Reynolds leblos in seinem Stuhl hängt. Schlagartig begreife ich, was geschehen ist.
       Bei dem Sturm da draußen gleicht es einem Wunder, dass wir von herumfliegenden Trümmerteilen bislang verschont geblieben sind. Doch nun war es soweit und Reynolds wurde von einem Pfahl getroffen – mitten im Gesicht. Die rostige Stahlstange hat ihn förmlich in seinen Sitz genagelt. Noch bevor ich mehr erkennen kann, verliere ich die Kontrolle und werde ruckartig hochgerissen. Die Maschine wirbelt herum und schleudert mich an die Decke, gegen hunderte von Schaltern und Knöpfen. Im gleichen Moment schon spüre ich einen weiteren harten Schlag, der mich erneut zusammenstaucht. Knochen bersten. Ich verliere die Orientierung, noch ein Schlag. Ohrenbetäubender Lärm. Sand, Steine, Metallteile und Feuer, alles fliegt durch die Luft. Dann ein bestialischer Stich. Vom Rücken aus bohrt er sich rasend schnell hinauf in den Schädel.
       Um mich herum wird es Nacht. Meine Sinne geben ihre Bestimmung auf, verschwinden einer nach dem anderen im Nebel dieser seltsamen Gelassenheit.

Do. 18. August 2016  14:35 Uhr
    - 0000000:00:000:00:24:12
    Minus 24 Minuten : 12 Sekunden
     
     
     
     
    H usten. Mein Körper rast vor Schmerzen.
       Vorsichtig öffne ich die Augen. Spucke Blut. Unter mir Sand, direkt vor mir ein verbrannter, schwelender Dornenbusch. Versuche den Arm zu bewegen, liege drauf. Nur langsam kann ich ihn hervorziehen. Drehe mich unter Qualen auf die Seite und muss dann einen Moment innehalten, durchatmen.
       Es ist ruhig. Zu ruhig. Nur ein leises knistern hinter mir. Ich stütze mich auf die Ellenbogen um mehr erkennen zu können. Drehe vorsichtig den schmerzenden Kopf, muss wissen, was da rauscht. Was ist passiert?
       Nur wenige Meter von mir entfernt liegen Trümmerteile des Seahawk. Eine Turbine. Dort ein ramponiertes Rotorblatt und zehn, fünfzehn Meter weiter… der abgerissene Rumpf. Rauch.
     
    Ist es wieder einer dieser seltsamen Träume? Noch bin ich mir nicht sicher. Lasse mich vorsichtig zurück auf den Rücken gleiten und starre in den Himmel. Zumindest er ist der alte geblieben, verschafft mir damit so etwas wie ein Stück Sicherheit. Blitze flackern, durchziehen ihn kreuz und quer, wie die Risse auf der neben mir liegenden Glasscheibe. Diese Schmerzen. Sie betäuben meinen Verstand.   
       Hebe vorsichtig den Arm. Muss wissen wie spät es ist. Halb drei! Halb drei? Das kann nicht sein. Vorhin war es bereits einiges nach drei.
       Ich schaue noch mal…, genauer. Der Sekundenzeiger tickt. Seltsam… dann fällt mir die Datumsanzeige auf. Schlagartig fahre ich hoch, ignoriere das wilde pochen meiner Glieder.
       Achtzehn!? Do18!
       Das kann nicht sein! Ich liege
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