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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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Zerreißen gespannt. Dann öffne ich vorsichtig, ängstlich die Augen. Versuche mich zu beherrschen, das Dröhnen zu ignorieren.
     
    Wie eine Wand bäumt es sich vor mir auf. Es! Eine Mauer, eine Kluft, ein Kontrast… ich weiß es nicht. Es ruht einfach nur so vor mir, keine zwei Schritte entfernt und zittert, vibriert, lebt, atmet, fließt, tobt. Ich kann es nicht beschreiben. Ein gigantischer Wall aus Wasser, Gelee, der alles, einfach alles einnimmt und wie ein kosmischer Twister in sich aufsaugt.
       Als ob sich die raue See auf den Kopf gestellt hätte und nur darauf wartet, dass ich dem Sturm nicht länger widerstehen kann, in sie hineintauche. Etwas so Großes habe ich noch nie zuvor erlebt. So weit meine Augen sehen können , hinauf bis in das Universum, hinunter bis in die schwarze Hölle scheint es den Erdball, wie ein glühendes Schwert einfach zu durchtrennen. Die Grenze zweier Welten.
       Ich kann durch Es hindurchschauen, doch dahinter scheint außer Leere nichts mehr zu existieren. Dort wo Es war herrscht Tod.
       Tropfen. Immer mehr Tropfen fallen auf mich ein. Sie durchdringen meine Haut ohne dass sie ihnen widersteht. Angsterfüllt widersetze ich mich seinem Sog und mache einen großen Schritt zurück. Doch Es folgt mir. Ein weiterer Schritt und es folgt mir erneut und bleibt stehen, sobald ich stehen bleib. Es reagiert auf mich?
       Was? Was zum Teufel bist du?
       „Was willst du?!“, brülle ich in meiner Verzweiflung.
       Ich spüre das seltsame Verlangen, mich seiner Anziehungskraft zu ergeben. Rechtzeitig erlange ich wieder mein volles Bewusstsein, muss an Julie, Leann und die Kinder denken. Reiße mich los, wende und renne. Renne so schnell es geht den Weg runter. Schließe die Augen und bete. Bete, dass ich alles nur träumen mag.
     
    Endlich liegt die Ranch vor mir. Ich werde langsamer. Muss keuchen, hustend nach Luft schnappen. Noch sechshundert Meter und ich bin zuhause. Vorsichtig und bis in die Haarspitzen angespannt laufe ich weiter, suche währenddessen mit den Augen alles ab. Kann keine Veränderungen feststellen. Zum Glück scheint alles so wie am Tag meiner Abreise. Bis auf diesen scheiß Himmel - mein Blick wandert ängstlich nach links - und diesem grauenhaften Ding!
       Allerdings scheint es so, als ob ich Zeit gewonnen hätte. Das fließende Etwas verfolgt mich nicht länger,  legt offenbar eine Pause ein. Allerdings wirkt Es deshalb nicht weniger bedrohlich. Nach wie vor blubbert, faucht und lodert es mit aller Gewalt der Elemente. Es wartet. Wartet auf irgendwas…
      
       „So sieht man sich wieder!“
       Ich reiße erschrocken herum. Vor mir steht Goldwater wie aus dem nichts, in all seiner Pracht. Breitbeinig baut er sich vor mir auf. Mit meiner Winchester in der Hand.
       „Pete?!“, erwidere ich verwirrt.
       Sofort löst sich meine Anspannung. Zumindest teilweise, denn ich hoffe, dass sich meine Vermutung damit bestätigt haben sollte.
       „Pete, bin ich froh Sie zu sehen.“, schnaufe ich. „Wo ist Julie und die Kinder? Wir müssen sie sofort von hier wegbringen! Schnell!“
       Als ich an ihm hastig vorbei will, schüttelt er mit dem Kopf und packt mich am Arm. Ich bin über seine Reaktion nicht wirklich überrascht, denn sie macht natürlich Sinn. Hatte ich also Recht!
       „Nicht so schnell Mann!“, flucht er.
       „Was ist in Sie gefahren?“, reiße ich mich energisch los.
       In diesem Moment richtet er wortlos die Winchester auf meine Brust. Doch das lässt mich kalt.
       Nein mein Freund, jetzt stoppt mich niemand mehr!
       Also schenke ich ihm keine weitere Beachtung und humple einfach weiter. Sofort spüre ich einen harten Schlag im Rücken, der mich unmittelbar zu Boden gehen lässt. Blitzschnell steht Pete über mir, packt mich an den Haaren und reißt meinen Kopf mit aller Gewalt nach oben, bricht mir so beinahe das Genick.
       „Wo ist Colonel White!“, brüllt er mich sichtlich nervös an.
       „Wer?“, provoziere ich.
       Ein Fehler. Er ist nicht dumm. Nein, hatte mir Julie schon erzählt. Hätte besser dran denken sollen. Nun zerrt er nur noch stärker und hebt mich halb vom Boden. Meine Haare müssten jeden Augenblick ausreißen, die Kopfhaut sich ablösen.
       „Ich frage dich noch ein einziges Mal…“, spukt er mich an.
       Doch dann versagt seine Stimme. Unvermutet löst er seinen stahlharten Griff und ich knalle in den Sand. Als ich mich auf die Seite drehe und ihn von hier
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