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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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Ultramegagewinne großer Banken. Fakten wie Staatsverschuldungen mit einhundertdreiundachtzig Prozent des Bruttoinlandprodukts. Das gelang früher nur Ländern wie Griechenland, Malawi, Italien oder dem Libanon. Den Menschen hinter den gut behüteten Grenzen von Lake Forrest will die Bedeutung dieser Zahlen einfach nicht in den Kopf gehen.
       Und nun das noch.
       Ein besorgniserregender Zustand des marinen Ökosystems. Beinahe, als ob ich darauf gewartet hätte. Zwar kenn ich noch nicht alle Daten und Fakten, aber eines ist mir jetzt schon klar; wir haben nicht die finanziellen Mittel um nun auch noch eine Umweltkatastrophe diesen Ausmaßes in den Griff zu bekommen.
       Niemals!
      
    »Weißt du was morgen für ein Tag ist ?« , reißt mich Julie aus den Gedanken, als ich gerade ins Bett steigen will.
       Okay, sie ist noch wach! Wie ich vermutet hab. Rutsche zu ihr rüber und geb’ ihr einen zarten Kuss auf die Stirn. Wie ich den Duft dieser Haare liebe.
       »Morgen ?« frage ich. »Montag?!«
       »Nein, du Dummkopf«, sagt sie.
       »Morgen ist dein Geburtstag !«
       »Oh je«, antworte ich gelangweilt.
       »Wie alt werde ich denn nun schon wieder ?«
       »Hab’ bei vierzig aufgehört mitzuzählen«, spottet sie leise.
       »Du musst unbedingt früher zu Haus sein. Leann kommt mit den Kleinen vorbei. Also hör auf rumzunesten und schlaf endlich !«
      
    So richtig kann ich mich über die Neuigkeit nicht freuen. Nicht, dass ich die Kinder nicht über alles vergöttern oder das Barbecue, dass Julie zu dieser Gelegenheit immer veranstaltet, lieben würde. Nein. Aber ich habe vor wenigen Minuten besorgniserregende Nachrichten gehört.
       Besorgniserregend!
       Mir will diese Vokabel einfach nicht aus dem Kopf.

Mo. 18. Mai 2015  6:32 Uhr
    - 0000001:02:000:09:27:26
    Minus 1 Jahr : 02 Monate : 000 Tage : 09 Stunden : 27 Minuten : 26 Sekunden
     
     
     
     
    H ast du dein Handy?
    Deine Schlüssel?
    Brieftasche?
       Worte, die mich jeden Morgen beim Verlassen des Hauses begleiteten. Julie ist stets um mich bemüht. Ich muss wohl sein was der Volksmund liebevoll einen zerstreuten Professor nennt. Trotz aller Bemühungen stelle ich immer wieder ernüchtert fest, dass ihre Ermahnungen nicht grundlos sind.
       Heute ist es die Labor-Ausweiskarte gewesen, die ich mir eigentlich fein säuberlich auf dem Küchentisch zurechtgelegt hatte.
       Sei nicht immer so besorgt, flüsterte sie mir beim Abschied ins Ohr - wir wohnen nicht am Meer . Ein Ulk, so wusste sie, der mich nicht trösten wird.
       Jetzt, auf dem Interstate 355 South muss ich schon wieder daran denken. Dieses verdammte Wort.
       Besorgniserregend.
       Fast verpasse ich so die Ausfahrt auf den Vierundsechziger. Im Radio läuft hoch und runter nichts anderes als das Tagesthema schlechthin: Der Anfang der Offenbarung oder die Apokalypse des Poseidon . Experten, Politiker, ja selbst namhafte Unternehmer geben ihre Stellung oder Prognosen ab. Wie gerne würde ich jetzt Harper hören. Er ist mir gestern Abend irgendwie schon ans Herz gewachsen. Doch der alte Seeräuber ist auf rätselhafte Weise in den Weiten der Galaxie – oder sollte ich sagen, in den Weiten des Ozeans - verschwunden. Im Frühstücksfernsehen tauchte er lediglich noch bei den stündlichen Wiederholungen der gestrigen Pressekonferenz auf.
       Vielleicht hatte er sich ja doch für einige zu weit aus dem Fenster gewagt und wurde darum vorsichtshalber unter Quarantäne gestellt – halte ich gar nicht mal für so abwegig. Doch was war mit seiner Bemerkung: Ich bin noch nicht fertig? Mir scheint, dass eigentlich wissenswerte fehlt.
       Während ich den Blinker setz, um links in die Kirk Rd. abzubiegen, summt das Handy.
     
    »Na Schatz, was gibt’s ?« , empfang ich Julie.
       » Ach, ich wollte dir nur sagen, dass ich Leann angerufen hab. Sie soll übers Wochenende mit den Kindern hier bleiben, was denkst du ? «
       » Gute Idee, ja. Ich dachte auch schon dran « , antworte ich erleichtert.
       » Wer weiß was die nächsten Tage noch bringen. Ja! Gut. Mach das ! «
       » Hab’ ich schon. Es geht in Ordnung. Sie freut sich. Wie läuft der Verkehr ? «
       » Verkehr? Überraschend ruhig. Ist zwar noch recht früh aber trotzdem. Hätte eigentlich mit mehr Aufregung gerechnet. Bin gleich im Labor. Hast du denn was neues erfahren ? «
       » Nein. Hab’ die Glotze ausgemacht. Muss jetzt erst mal fürs Wochenende einkaufen. Ruf mich an,
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