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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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großen US-Bank und, bevor er Präsidentschaftskandidat der Libertarian Party wurde, Filmproduzent.
       Gewonnen hat er die Wahl mit den Grundsätzen einer Selbstregulierenden und freien Marktwirtschaft, dem uneingeschränkten Recht auf Waffenbesitz und der Abschaffung der staatlichen Wohlfahrtssysteme. Nachdem die Demokraten zuvor mit allen Sozialprogrammen, aber vor allem der beabsichtigten Regulierung des Bankensystems kläglich gescheitert waren, und die Staatsverschuldung langsam aber sicher ins unermessliche gestiegen war, stand für einen Radikalen wie Boot, gerade auch nach dem Tod des Präsidenten, nun Tür und Tor offen. Er war nicht annähernd so charismatisch wie sein schwarzer Vorgänger, aber ebenso ein Mann der großen Worte.
       Und so wie es sich im Moment für uns darstellt, auch ein Mann der schnellen Taten.
       »Also alle die nicht am Grid beteiligt sind, können ihren Schreibtisch aufräumen«, schluckt unser Direktor. 
       »Nur eine Bitte noch. Ich werde gegen elf eine Konferenz für die übrigen Mitarbeiter geben. Wenn es euch möglich ist, würde ich mich freuen, wenn ihr mir dabei im großen Saal so gut es geht den Rücken stärkt. Ich weiß, es kommt alles sehr plötzlich…, auch für mich. Aber so läuft’s wohl in diesen Zeiten .«
      
    Für eine kleine Ewigkeit herrscht Totenstille.
       Glaubten gerade wir immer, zu den glücklichen Gewinnern des Lebens zu gehören, als wichtige Angestellte und Zukunftsträger einer Forschungsbehörde könne uns nichts passieren. Wie man sich doch täuschen kann. Ich glaube das schlimmste an der Sache ist die Geschwindigkeit.
       Nein, natürlich nicht!
       Vielleicht ist gerade die sogar das Beste. Kurz und knapp! Was will man auch lange drum rum reden.
       Mein Magen meldet sich.
       »Wieso gerade das Grid ?« , zerschneidet Carla den Schleier des Entsetzens und reißt uns aus unserem Schwindel. Mit großen Augen schaut sie Harold enttäuscht an.
       »Es ist so…«, erklärt Harold, während er sich langsam vom Stuhl erhebt.
       In diesem Moment wirkt er auf mich um Jahre gealtert. Beinahe wie ein gebrechlicher Greis, so dass in mir das Bedürfnis aufkommt, ihn zu stützen. Für einen Mann wie Wegener muss soeben eine Welt zusammenbrechen. Nicht nur wir sind betroffen, sondern natürlich auch Harold selbst. Das wird mir soeben klar.
       »Scheiß drauf !« , presst er durch die Lippen.
       »Was soll ich euch anlügen. Einen Teufel werd’ ich tun, die klügsten Köpfe des Landes und besten Mitarbeiter die ich jemals hatte zu belügen! Bestimmt habt ihr heute Morgen Zeitung gelesen oder die Nachrichten verfolgt. Es tut mir wirklich Leid Leute, dass so viel auf einmal zusammen kommt…«
       Beinahe als wolle er den offiziellen Teil damit beenden, drückt er nebenher auf den Bedienungsschalter der Raffstores, welche sich daraufhin unmittelbar langsam nach oben zusammenfalten und die Sicht auf das morgendliche Chicago Streifen für Streifen freigeben. Die frühen Sonnenstrahlen mischen sich mit dem ätherischen Licht des 'Himmels' bis sie die Oberhand übernehmen und die bislang sakrale, in eine zum Zerreißen gespannte Atmosphäre wandeln.
       »Der Zusammenbruch des marinen Ökosystems ist offenbar weit tragreicher als in den Medien berichtet .«
       Dabei schaut er uns nicht an, sondern steht starr vor der großen Glaswand und schaut hinaus auf die Stadt. Sinniger Weise hat er von seiner Position aus einen direkten Blick auf die Kirk Rd., also das dahinschwindende Wohngebiet der JPCamton Bank .
       »Das Department of Energy braucht scheinbar sämtliche Kapazitäten unseres Grid für eine Kooperation mit der United States Environmental Protection Agency .«
       Nun dreht er sich uns wieder zu, sichtlich erregt.
       »Was ich jetzt sage wird diesen Raum nicht verlassen, ist das jedem klar!? Wir wollen die Sache nicht noch schlimmer machen als sie eh schon ist .«
       Er wirft einen beschwörenden Blick in die Runde und fährt fort:
       »Ein Team aus Biologen und Chemikern sitzt jetzt im Moment an unserem Argonne National Laboratory in San Diego. Zusammen mit dem dortigen Blue Gene/P und ab morgen mit den Kapazitäten unseres Grid, simulieren sie ob und wie sogenannte Super-Alpha-Synucleins - eine Art von genmanipulierten Proteinen - chlorierte Wasserstoffe zerstören könnten. Das ist scheinbar die letzte Hoffnung um das verseuchte Meerwasser doch noch irgendwie entgiften zu können – mit
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