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Nichts

Nichts

Titel: Nichts
Autoren: Ben Louis
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Landwirtschaft, viel härtere Restriktionen.
       Dass diese Beschneidung Auswirkungen auf den freien Markt hat, muss nicht erklärt werden. Kleine Betriebe brechen zusammen oder werden von großen Trusts übernommen, die sich durch den Kauf Wasserrechte sichern. Die Zeche zahlt am Ende natürlich der Verbraucher. Wir! Preise steigen unaufhörlich, was der sowieso schon grassierenden Inflation mächtig Öl ins Feuer gießt. Von steigender Armut ganz zu schweigen.    
       Allmählich scheint sich mir die Geschichte zu erschließen. Der Steuerzahler soll mit seiner Leistung und seinem Geld nun auch noch die millionenschweren Betreiber der Entsalzungsanlagen retten – macht er es nicht, bricht alles zusammen.
       Systemrelevant.
       Hatten wir, wenn ich mich recht erinnere, schon mal mit den Banken. Es ist doch immer wieder dasselbe. Oder fehlt mir nur die Objektivität, weil ich soeben meinen Job verloren hab? Wenn das hier rauskommt, passieren schlimme Dinge. Soviel scheint sicher…
     
    »Okay Leute. Jetzt kennt ihr die Hintergründe .« , meint Wegener. »Hoffen wir das Beste und vertrauen auf Grid. Vielleicht ist die Lösung dank unserem Supercomputer ja bald gefunden und wir können zurück an unsere Arbeit. Ich sehe euch um elf .«
       Vertrauen auf Grid.
       Hört sich für mich ein wenig so an wie 'vertrauen auf Gott'. Wie auch immer, ich muss ins Büro und mir überlegen, wie ich mein Team auf die frohe Botschaft vorbereiten kann.
       Scheiße! Wie Julie darauf wohl reagieren wird?! Wollten heute eigentlich feiern…

Mo. 18. Mai 2015  18:42 Uhr
    - 0000001:01:030:21:17:59
    Minus 1 Jahr : 01 Monat : 030 Tage : 21 Stunden : 17  Minuten : 59 Sekunden
     
     
     
     
    V ielen Wunsch zum Burtstag Opa«, kommt mir der kleine Stephan lärmend entgegen, noch bevor ich den Wagen in der Einfahrt zum stehen bringen kann.
       Ich mache das Radio aus, in dem nach wie vor das dominierende Thema des Tages von allen Seiten beleuchtet wird. Allerdings scheint den Leuten der schäumende Giftmix am Strand als Aufmacher völlig zu genügen. Die weitreichenden Konsequenzen daraus werden auch am späten Nachmittag noch nicht wirklich besprochen. Vielleicht auch besser so. Dann gewinne ich Zeit. Jetzt, als mein kleiner Enkel ergebnislos versucht die Wagentür zu öffnen, daran wie wild zerrt, bin ich mir nämlich sicher.
       Mein Plan steht fest.
     
    »Hallo Süßer !« lächle ich bedrückt. »Geh’ einen Schritt zurück, damit Opa raus kann .«
       »Opa, Opa .« , johlt er sichtlich nervös, während ich vorsichtig die Tür öffne.
       Aus den Augenwinkeln kann ich erkennen, dass auch Julie im Anmarsch ist. Sie hält die kleine Charlize in den Armen und kann vor entzücken kaum geradeaus laufen. 
       »Stephan !« , ruft Leann meine Tochter, irgendwo von hinten. »Lass Opa doch erst mal aussteigen !«
      
    Ja, mein Plan steht fest!
     
    »Hier herrscht ja das pralle Leben !«
       Sofort nehme ich meinen Kleinen mit Schwung auf den Arm. Stephan ist viereinhalb und daher für einen alten Kerl wie mich noch halbwegs gut zu handeln. Trotzdem fuhr es mir bei ähnlichen Gelegenheiten schon oft genug in den Rücken, weshalb mich dabei ein banges Gefühl begleitet.
       »Gib Opa einen Kuss, na mach schon !« , wirble ich ihn herum.
       Er kommt meiner Aufforderung umgehend nach, wofür ich ihn liebe.
       »Danke schön. Da freut sich der Opa aber, dass du ihn besuchen kommst !«
       »Pass auf deinen Rücken auf !« , ermahnt Julie prompt, während sie mir ihren ganzen Stolz, das zierliche Baby, vor die Nase hält um sich dann sofort wieder frech wegzudrehen.
       »Kriegst du nicht !« , frotzelt sie. »Kriegst du nicht !«
       »Schön euch zu sehen, Anny !« , begrüße ich meine Tochter.
       Unser Verhältnis ist leider nach wie vor etwas kühl, ein wenig distanziert. Da sie eigentlich das Kind aus Julies erster Ehe ist, haben wir beide nie so richtig zusammengefunden. Sie war damals schon neun Jahre alt und ich war für sie wahrscheinlich der böse Onkel, der ihr den Papa geklaut hat. Mein größter Fehler in dieser Zeit war, Leann nicht die Zuneigung und Liebe zu geben, die sie verdient hätte. Törichte Berührungsängste vielleicht, die mich daran hinderten, ein neunjähriges, fremdes Mädchen fest in die Arme zu schließen. Wie auch immer, ich bedaure es bis heute. Seit rund zwanzig Jahren nun kämpfen wir, Mikroschritt für Mikroschritt – so wie es sich für einen
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