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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt
Autoren: Vanessa Mansini
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besagter Serviettenpuppe Kasperletheater hinter seinem Jackett vor (er ist immer unfassbar gut gekleidet!). Sie beruhigt sich, ich werde unruhig. Denn das Bild erinnert fatal an den Lieblingsfilm meiner Mutter: „Es geschah am helllichten Tag.“ Der dicke Perverse, der Kindern etwas mit dem Kasper vorspielt, um sie dann umzubringen.
    Genau dieses Bild bietet sich Martas Mutter, als sie zurückkommt. Sie flippt sofort aus. Malo hat offensichtlich keine Ahnung, was ihr Problem ist. Zum ersten Mal denke ich: Vielleicht ist er wirklich von einem anderen Planeten. Denn hier kann man als fremder Mann nicht so unbedarft kleinen Mädchen Schokolade geben und mit einer Puppe was vorspielen.
    Da schreit Martas Mutter auch schon los: „Was willst du überhaupt ohne Kind hier drinnen? Du lungerst doch auch immer auf dem Spielplatz rum! Was hast du mit unseren Kindern vor?“
    Die ganze Halle ist mittlerweile aufmerksam, kritische Blicke zu Malo: Ja, genau, was macht der hier? So ein Zwei-Meter-Typ vom Personal nähert sich. Malos ruhige Erklärung, dass das Kind geweint habe, hat keine Chance. Martas Mutter ist mittlerweile bei:
    „Kerlen wie dir muss man den Schwanz abschneiden!“
    Er wirkt irritiert:
    „Welchen Schwanz?“
    Das fragt er fast freundlich. Der Zwei-Meter-Typ baut sich vor ihm auf und fragt ziemlich unfreundlich:
    „Was soll das? Was machst du hier?“
    Malo schaut den Kerl unbeeindruckt und wieder so leicht arrogant an und sagt lächelnd:
    „Ich trinke Kaffee.“
    Der Zwei-Meter-Typ: „Willst du mich verarschen?“
    Malo: „Nein“.
    Das sagt er nach wie vor freundlich. Ernst gemeint. Jetzt bin ich mir sicher: Malo weiß weder, wovon die anderen reden, noch, was er falsch gemacht hat. Er hat wirklich keine Ahnung.
    „Er gehört zu uns!“
    Das war meine Stimme. Ich wundere mich nach wie vor selbst darüber. Aber … Leute, auf seinem Planeten gibt’s offensichtlich keinen Kindesmissbrauch oder zumindest spielen dabei Schokolade und Fingerpuppen keine Rolle. Lasst ihn doch einfach in Ruhe!
    Nein, ich glaube nach wie vor nicht, dass er ein Außerirdischer ist. Aber morgen Nachmittag kommt er bei uns vorbei und … dann müssen wir nochmal reden.

Warum ich?
    Veröffentlicht am Dienstag, 2. August 2011 – 17:28
    Meine wichtigste Frage vorhin an Malo war: Warum ich? Also nehmen wir mal für eine Minute an, er ist wirklich von einem anderen Planeten. Ja, und die Leute von dort erforschen unsere Erde, wollen jetzt mal mit jemandem reden, weil sie ein paar Fragen zu unserem Laden haben. Hätte ich ja auch, verstehe ich. Warum dann ich? Warum eine frustrierte Schwangere, die zur Zeit nichts Sinnvolles macht außer Kinder hüten und brüten, ein viel zu langweiliges soziales Leben hat und verdammt nochmal überhaupt nichts erklären kann? Die das meiste, was in unserer Welt abgeht, nicht mal ansatzweise selbst versteht? Warum nicht Obama oder Stephen Hawking? Oder wenigstens jemand, der an Außerirdische glaubt? Ich kenn ja nicht mal den Unterschied zwischen Star Trek und Star Wars! Also: Warum ich? Ich sag’s gleich: Die Antwort war unbefriedigend.
    Malo sitzt da vor mir. In meinem „Arbeitszimmer“. Mit Ben auf dem Schoß (der aufgewacht ist, als Malo geklingelt hat). Und lächelt. Dieses … Mann! … unwiderstehliche Lächeln. Und sagt: „Das ist genau richtig so. Vertrau mir!“
    Als ob ich mir nicht schon blöd genug vorkomme, nickt Ben dazu und sagt seinen derzeitigen Lieblingssatz: „Na gut!“
    Ich sitze erst einmal da. Stumm. Und denke: Okay, Vanessa, du hast jetzt die Wahl. Entweder verbringst du diesen Sommer mit Folgendem:
    - Viel zu schnell zunehmen
    - Der 865. Suche nach Niko in Bens neuem Wimmelbuch
    - Dich über das miese Wetter beklagen
    - Schnäppchenjagd im Alnatura (könnt Ihr ja mal versuchen …)
    - Einem überarbeiteten Ehemann, der bei der leisesten Kritik darauf verweist, dass du ja diese Wohnung unbedingt kaufen wolltest … Dabei war das vor der Wirtschaftskrise und wir noch Doppelverdiener! (Ich schweife ab.)
    - Lego
    - Schlafen
    Oder: Du triffst dich regelmäßig und heimlich (aufregend!) mit einem extrem attraktiven, wunderbar riechenden Psycho, der binnen Sekunden Ben in ein zahmes Kätzchen verwandeln kann, und … erklärst ihm die Welt.
    Na ja.

Die Welt erklären
    Veröffentlich am Mittwoch, 3. August 2011 – 15:57
    Er ist gerade weg. Unser erstes Treffen „Vanessa erklärt einem Außerirdischen die Welt“. Es war … Puh. Aber von vorne: Was habe ich mir
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