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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt
Autoren: Vanessa Mansini
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heute morgen einen Kopf gemacht. Nicht nur darüber, was ich anziehen soll. Sondern sogar noch mehr darüber, wie ich Blamagen verhindere. Natürlich war ich mir sicher, Malo will so etwas wissen wie: Warum sind die Amis so tief in die Schulden gerutscht? Wie man sich verschuldet – dazu hätte ich was sagen können, aber diese ganze Nummer mit Noch-mehr-Schulden-aufnehmen-um-Schulden-zu-bezahlen habe ich schlicht nicht verstanden. Also habe ich alle News-Seiten hoch- und runtergelesen, um mich bloß nicht zum Horst zu machen.
    Dann ist er da. Wir setzen uns in mein „Arbeitszimmer“, wie immer. Ich sage:
    „Schieß los! Was brennt deinen Alien-Kumpels und dir unter den Nägeln? Was wollt ihr über die Erdlinge wissen?“ (Geht nicht ohne Spott).
    Innerlich wette ich, er fängt mit Mubarak und der derzeitigen Situation in Ägypten an, doch er dreht sich um, zeigt hinter sich auf meinen Schuhschrank und fragt: „Das sind alles deine Schuhe?“
    Ich: „Äh?“
    „In den Kartons sind doch Schuhe, oder?“
    „Ja. Meine … Schuhe. Das sind meine Schuhe …“
    „Wieso hast du so viele Schuhe?“
    Das ist die erste Frage, die ein Außerirdischer uns Menschen bzw. … Menschenfrauen stellen will? Wieso ich so viele Schuhe habe? Und überhaupt: Viele?
    „Viele?“, frag ich ihn.
    „Du kannst nur ein Paar Schuhe tragen.“
    Jetzt klingt er schon wie Konstantin. Freundlicher, okay. Aber … Ruhig bleiben!
    „Nun, ich mag Schuhe. Und finde es … schön, wenn ich eine gewisse Auswahl habe. Es passt ja nicht jeder Schuh zu jedem Outfit. Wir … Frauen … Menschenfrauen … gucken gerne auf Farbkombinationen, Stil und … solche Sachen halt.“
    Er hört mir die ganze Zeit aufmerksam zu. Ich weiß nach wie vor nicht, ob dieser Mann mich konstant verarscht. Plötzlich fragt er: „Hast du viel … Geld?“
    Er spricht „Geld“ aus, als ob es ein ihm völlig unverständliches Konzept ist. Ich bin mittlerweile gereizt.
    „Nein, ich habe nicht viel Geld. Nicht mehr. Deswegen habe ich seit Längerem auch keine neuen Schuhe bekommen.“
    „Das macht dich traurig?“
    „Ja, verdammt!“
    Jetzt bin ich sauer. Ich denke ernsthaft darüber nach, ob er ein Kumpel von Konstantin sein kann und die beiden mich großartig reinlegen. Ich will den ganzen Quatsch schon abbrechen. Doch plötzlich sagt Malo: „Kannst du sie mal anziehen?“
    „Was?“
    „Die Schuhe? Und die … wie sagst du? … Outfit?“
    „Du willst, dass ich dir meine Schuhe vorführe? Mit meinen Kleidern? … Alle?“
    Meine Stimme überschlägt sich leicht. Er nickt. Also ob es das Interessanteste der Welt wäre.
    Danach habe ich den ungelogen schönsten Nachmittag seit Wochen erlebt. Er hat sich alle Schuhe angeschaut. Mit diversen Kleidern. Und er fand es richtig spannend. Hatte eine Meinung zu den Kombinationen. Eine gar nicht mal so dumme Meinung. (Außer dass er nicht verstanden hat, wieso die Ugg Boots nicht mit einem Kleid gehen.) Und … es war bezaubernd. Dieser Mann, dieses Lächeln, diese Ruhe, dieses Interesse! Als Ben wach wurde, musste Malo gehen. Und das machte mich richtig traurig! Aber ich will nicht, dass der Kleine ihn so oft sieht. Ben redet mittlerweile immer mehr. Und wer weiß, ob Konstantin ihm nicht doch manchmal zuhört. An der Tür habe ich Malo gefragt, ob es wirklich das war, was er „über uns“ erfahren wollte? Er nickte. Und sagte:
    „Wir möchten dich kennenlernen!“
    Dann lächelt er. Hätte er dieses beknackte „Wir“ noch weggelassen, ich wäre richtig glücklich gewesen.

Kurz zwischendurch …
    Veröffentlicht am Donnerstag, 4. August 2011 – 16:11
    Heute kein Treffen mit Malo. Er ist „ein paar Tage“ weg, um den Führer zu treffen. Kein Witz. Er sagt wirklich: „Ich treffe den Führer.“
    Von Anfang an ging das so. Er kann mir nicht mehr über seinen Heimatplanet sagen, weil „der Führer“ es untersagt hat. „Der Führer“ freut sich, dass ich dem Besuch zugestimmt habe. Und so weiter.
    Als ich mal gefragt habe „Dein Chef?“, meinte er, dass man das so nicht übersetzen könnte, denn eigentlich wären sie gleichrangig und der andere führt nur … was auch immer. Keine Ahnung. Der Typ ist halt „der Führer“. Ich weiß nicht, ob Malo darauf wartet, dass ich mal was dazu sage, oder ob er wirklich nicht weiß, dass das hier … auf diesem Planeten und besonders in diesem Land … merkwürdig klingt. Ich kann das immer noch nicht ernst nehmen, dass ich hier einen echten Alien als
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