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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt
Autoren: Vanessa Mansini
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gar nicht an, sondern sitzt mit offenem Mund vor dem Fernseher. Da gibt’s einen Elfmeter oder was weiß ich. Er ist auf jeden Fall wahnsinnig aufgebracht. Aber nicht wegen mir, sondern wegen der beschissenen Hertha. Und was ist seine Antwort?
    „Nicht jetzt!“
    Da werde ich ruhig. Sehr ruhig. Gefährlich ruhig.
    „Konstantin, mach bitte sofort den Fernseher aus!“
    Er schaut mich immer noch nicht an. Sondern starrt auf den Bildschirm. Und regt sich fürchterlich auf.
    „Da! Die Wiederholung! Siehste das? Das war kein Elfer! Das ist die peinlichste Fehlentscheidung, die ich je gesehen habe!“
    Was soll ich sagen? Er sprach mir aus der Seele. Heute Morgen habe ich ihn gebeten, in absehbarer Zeit auszuziehen. Ich freue mich, wenn wir uns das Leben mit den Kindern teilen. Wenn er als Vater weiter so viel da ist, wie es nur geht. Aber wir beide: Das ist vorbei!
    Er war sprachlos, aber auch nicht lange. Protestiert hat er nicht. Erst dachte ich, dass es daran lag, wie entschlossen ich selbst war. Aber dann habe ich mitbekommen, dass er während unserer Trennung abends gar nicht immer bei Ingo übernachtet hat, sondern durchaus auch mal bei Janine. Von wegen er steht nicht wirklich auf die. Aber mir soll das recht sein. Sogar sehr recht. Wenn er mit seiner Kellnerin glücklich werden kann, dann … dann ist das gut so. Für uns alle.
    Er übernachtet noch hier, aber auf dem Sofa (beim Fernseher …). Sobald Lucy aus dem Gröbsten raus ist, wird sich auch das ändern.
    Vorhin habe ich Malo angerufen. Er ging sofort dran.
    „Hallo Vanessa!“
    „Hallo! … Bist du schon in Bielefeld?“
    „Nein, ich bin in meinem Hotel.“
    „Du hast auf meinen Anruf gewartet?“
    „Natürlich.“
    Natürlich. Er hat zehn Tage gewartet. Weil er wusste, dass ich anrufen würde? Oder weil er einfach ein hoffnungsloser Romantiker ist? Egal. Als ich seine Stimme gehört habe, war es wieder da, dieses „Haben“-Gefühl. Wir treffen uns heute Abend. Wir wollen es langsam angehen. Ganz langsam. Wie es für die erste interplanetare Beziehung in unserem Universum richtig ist.
    Damit endet mein Blog. Es fängt etwas Neues an. Der Lebensabschnitt „Welt: Steht Kopf“ ist nun vorbei. Ich kann zwar nicht behaupten, dass mich nun der Alltag wiederhätte, aber irgendwie bin ich mir sicher, dass es ab jetzt nur noch wunderschöne, aufregende und glückliche Ereignisse geben wird, die ich erst einmal nur mit einem Menschen teilen möchte: Mit meinem beknackten Lieblings-Außerirdischen!

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Copyright
    Text © 2013 Michael Meisheit, Kreuzbergstraße 76, 10965 Berlin
    Cover © 2013 Henk Wyniger, Düsseldorf
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