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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Mansini
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einmal hatte ich keine Wehen. Was jetzt nicht so ungewöhnlich ist, aber doch doof, denn nach einer geplatzten Fruchtblase sollte das Kind auch bald zur Welt kommen. Egal, wie weit die Schwangerschaft ist. Da ich ziemlich viel Fruchtwasser verloren hatte, wurde in der Klinik diskutiert, ob man nicht vielleicht die Geburt einleiten sollte. Aber die lieben Hebammen haben nicht mit Malo und seinem schwarzen Glitzerkästchen gerechnet. Er nahm mich dezent beiseite und „versprach“, dass die Wehen in wenigen Stunden einsetzen werden. Er muss es wissen. Er hat ja selbst schon sieben Kinder mit der Kiste zur Welt gebracht. Schon toll, wenn der Ex-Liebhaber nebenbei Freizeitgynäkologe ist.
    Trotz des absurden Hintergrunds habe ich auf ihn gehört. Und tatsächlich: Am späten Nachmittag haben dann die Wehen eingesetzt. So vertraut, wie ich mit Malo war, und so perfekt, wie nur er mich beruhigen konnte, gingen die Hebammen natürlich davon aus, dass er der Vater des Kindes und mein geliebter Ehemann ist. Es gab keine Gelegenheit, dies klarzustellen. Es war mir auch egal.
    Meinen echten Ehemann hatten mittlerweile mehrere Telefonate und SMS dann doch davon überzeugt, dass ich wirklich kurz vor der Geburt unseres ersten gemeinsamen Kindes stand. (Haha.) Er wusste aber auch, dass Malo bei mir war. Was natürlich seine Paranoia befeuerte. Was er nicht wusste: Ich war durch die Stunden alleine mit Malo in den Fluren und Zimmern des Krankenhauses davon überzeugt, dass keine Gefahr drohte. Zumindest nicht die Gefahr einer Entführung.
    Die einzige Gefahr, die es gab und nach wie vor gibt: Dass ich Malo wieder verfalle. Denn wir hatten zwangsläufig genügend Zeit, um uns „auszusprechen“. Er war in den letzten Tagen bei diversen „Konferenzen“ mit den wichtigen Leuten auf seinem Planeten. Er musste dafür wohl nicht die Erde verlassen. Ich stelle es mir jetzt einfach mal wie 3D-Skypen vor. Auf jeden Fall hat er dabei alle davon überzeugt, dass man es mit dem „Experiment Ben“ übertrieben hat. Es wurde offiziell beendet. Er ist (von was auch immer) zurückgetreten und will in Zukunft auf der Erde leben. Wenn ich möchte, mit mir. Er hat das alles natürlich weit emotionaler und eigentlich auch ziemlich anrührend gesagt. Aber Konferenzen über das „Experiment Ben“ sind nichts, womit man mein Herz erobert. Ich glaube ihm das alles. Wirklich. So abstrus es auch sein mag. Und ich sehe auch, wie sehr er bereut, was er mir und uns angetan hat. Mein Gott, „angetan hat“, das ist sowieso übertrieben: Ich liebe Ben über alles. Aber trotzdem kann ich nicht einfach darüber hinweg, dass ich ein Brutkasten für ein Experiment war.
    Eigentlich. Doch es gab auch diesen einen Moment, in dem Malo mir wieder so unglaublich nah war. Das Gespräch nahm gerade eine unschöne Wendung, denn bei seinem „Karten auf den Tisch“ erläuterte er mir auch, dass ich bei meinen Begegnungen mit ihm von Anfang an manipuliert wurde. Über den Geruch! Ausgerechnet den Geruch!
    „Unsere Forschung hatte herausgefunden, dass die Frauen auf eurem Planeten sehr anfällig für Gerüche sind“, erklärt er ein wenig verschämt.
    „Anfällig?“
    „Na ja, in unserer Analyse waren die drei wichtigsten Faktoren wie ein Mann eine Frau für sich interessiert: Humor, materieller Besitz und der Geruch.“
    ‚Da machen sie es sich aber ein wenig einfach, die Herren Außerirdischen‘, denke ich im ersten Moment.
    „Und bei dir“, fährt Malo fort, „schien das mit dem Geruch der einfachste Weg zu sein. Also haben wir einen Geruch kreiert, auf den du zu hundert Prozent ansprichst.“
    „Wie? Du trägst die ganze Zeit ein Parfum, das … das mich anzieht?“
    „Jetzt nicht mehr,“ sagt er und lächelt dieses Lächeln … Wobei: Ist das wenigstens echt?
    Natürlich kann ich es mir nicht verkneifen, an ihm zu riechen. Und ja, tatsächlich. Er riecht anders. Nicht schlecht, eher unspektakulär. Aber auf jeden Fall anders. Dennoch kribbelt es, als ich so nah an seinen Hals komme. Wir schauen uns kurz an. Er lächelt. Ich schaue weg. Gebe mich sauer. Schließlich wurde ich gerade in eine Kategorie mit Stechmücken gepackt, die man mit einem beknackten Lockstoff manipulieren kann. Malo sieht, dass mich das verletzt.
    „Es tut mir leid! Die Alternativen hätten nicht funktioniert. Nur auf Materielles sprichst du nicht an …“
    Sagt wer? Das hätte man ja zumindest mal probieren können!
    „Und Humor? Wir mögen ein weit entwickelter Planet

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