Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman
Autoren: Michael A Stackpole
Vom Netzwerk:
ERSTES KAPITEL
    27. April 1763
An Bord der Koronet
Mäßigungsbucht, Mystria
     
     
     
    K apteyn Owen Radband stand auf dem Steuerdeck der Koronet und lächelte erleichtert, als das Schiff um die Landzunge segelte. Es ging noch immer ein steter Wind, doch im Hafenbecken war das Wasser ruhig. Die Sonne strahlte am Firmament, und die wütenden Wolken, aus denen endlose Sturmböen auf das Schiff eingetrommelt hatten, waren verschwunden. Ein leichter Nebel stieg von den tiefblauen Wellen empor.
    Sein Magen beruhigte sich, und Wärme breitete sich in seinem Körper aus. Die Überfahrt nach Mystria war eine Strafe gewesen. Nach sieben Wochen Seekrankheit hatte er zwanzig Pfund Gewicht verloren und fühlte sich nun unerträglich schwach. Selbst nach den schlimmsten Feldzügen, Kampfverletzungen und langen, kalten Rückzugsmärschen hatte er sich kein einziges Mal so elend gefühlt.
    Der Kapitän des Schiffes, Gideon Segeltuch, drehte sich mit freundlicher Miene zu ihm um, als der Steuermann das Rad ausrichtete und der Erste Maat mit lauter Stimme die Matrosen in die Takelage scheuchte, die Segel einzuholen. »Wenigstens haben
wir es noch vor Mai geschafft. Als wir in Norisle aufgebrochen sind, hätte ich es nicht für möglich gehalten.«
    »Ich habe die Tage gezählt.«
    Gideon schüttelte den Kopf. »Ihr habt die Stunden gezählt, Meister Radband. Oder, Kapteyn Radband, der Korrektheit halber. « Der Seemann musterte ihn von Kopf bis Fuß. »So furchtbar Ihr Euch sicherlich fühlt, macht Ihr in Uniform doch eine gute Figur. Ihrer Majestät Lindwurmreiter, richtig?«
    »So ist es, und Ihr schmeichelt mir, Sire.« Owen streckte die Arme zur Seite. »Inzwischen ist sie mir zu groß. Meine Frau ließ sie als Überraschung auf Maß anfertigen. Sie wäre entsetzt.«
    »Ihr hättet sie mitbringen sollen. Sie hätte sie ändern können. «
    Owen schüttelte den Kopf. »Auch wenn ich recht sicher bin, Kapitän, dass sie die Gesellschaft Eurer Gemahlin und der anderen Damen an Bord genossen hätte, ist sie doch letztlich ein zartes Wesen. Ich weiß nicht, wie ihr die Seereise bekommen wäre, und ich glaube nicht, dass die Kolonien ihr zusagen würden. Dazu hängt sie zu sehr an den Bällen und gesellschaftlichen Anlässen.«
    »Ist sie es, der Ihr all die Briefe schriebt?«
    »So ist es, und ich wäre Euch zu Dank verpflichtet, würdet Ihr sie mit zurück nach Norisle nehmen, sobald Ihr wieder in See stecht.«
    Segeltuch nickte. »Es wird mir ein Vergnügen sein. Das zumindest schulde ich Euch, nachdem Ihr wegen Meister Wattling eingreifen musstet.«
    »Ich weiß Eure Diskretion in dieser Angelegenheit zu schätzen. « Aus Gründen der Geheimhaltung war Owen nachts an Bord gegangen und hatte sich weitgehend unter Deck aufgehalten, bis sie die auropäische Küste weit hinter sich gelassen hatten,
denn die Tharyngen hatten ihre Spione überall. Nicht einmal das kleine Kontingent Marineinfanteristen, bei denen er untergebracht war, hatte von seinem Rang gewusst, bis er an diesem Morgen seine Uniform ausgepackt hatte.
    Kapitän Segeltuch war der einzige andere Mensch an Bord, der darüber informiert war, wie wichtig seine Reise für die Krone war, und er hatte sich gewissenhaft an die Order gehalten, keinerlei Aufmerksamkeit auf ihn zu ziehen, selbst als Owen einen anderen Passagier daran gehindert hatte, dessen Diener zu Tode zu prügeln – in direktem Widerspruch zu seinem Befehl, nicht aufzufallen. Segeltuch hatte Meister Wattling beruhigt und Owen Gelegenheit verschafft, sich zurückzuziehen.
    »Welch ein Betrug beleidigt meine Augen?« Ein rundlicher Mann mit rot angelaufenen Zügen stieg aufs Deck herauf und stiefelte geradewegs auf die beiden Offiziere zu. »Diesen Kerl als Soldaten zu verkleiden, wird ihn nicht vor der Bestrafung retten. Ich habe Euch befohlen, ihn auspeitschen zu lassen, Kapitän Segeltuch, und Ihr werdet diesen Befehl befolgen!«
    Gideon schob das Kinn vor. »Meister Wattling, darf ich Euch Kapteyn Owen Radband von Ihrer Majestät Lindwurmreitern vorstellen.«
    »Ich bin kein Idiot, Kapitän. Das rote Tuch mit den blauen Aufschlägen, die Paspeln, all das – ich kenne die Einheit sehr gut. Ein schamloser Betrug, sage ich Euch, und Ihr werdet damit nicht durchkommen. Nein, Sire!« Der stämmige Mann hämmerte mit dem Gehstock auf die Planken. »Ihr Sträflingspack steckt alle unter einer Decke. Ich hätte es mir denken können!«
    »Wollt Ihr damit andeuten, Sire, ich trüge diese Uniform, um Euch zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher