Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt
Autoren: Vanessa Mansini
Vom Netzwerk:
mich für andere Männer zu interessieren. Trotzdem: Stefan Müller im Gorilla. Ben würde sagen: „Haben!“
    Doch dann war der Traummann plötzlich weg. Dienstag war er noch da. Mittwoch nicht mehr. Wochenlang, vielleicht sogar Monate, eigentlich bis zum Umzug von Sat.1 habe ich da gesessen und darauf gewartet, dass er wieder auftaucht. Sogar an Tagen, an denen ich frei hatte. Und wehe, die anderen wollten woanders hin. Ein Kollege hat mich irgendwann „Gorilla-Nazi“ getauft. (Weil ich vehement ökologische Gründe für die Lokalwahl vorgeschoben habe.) Zur Not bin ich auch alleine hin. Ich war wie ein Hund, den seine Familie auf der Autobahnraststätte ausgesetzt hat. Und wusste nichts über ihn. Außer: Stefan Müller. Den Namen könnt Ihr ja mal googeln. Und glaubt es oder auch nicht: Dass der Name nicht echt war, darauf bin ich bei all meinen verzweifelten Internetaufrufen/Sucheskapaden nie gekommen. Nie. Ich habe ihm geglaubt. Sogar noch, als er vor genau zehn Tagen plötzlich bei Alnatura an der Kasse hinter mir stand …
    So. Jetzt eiere ich herum. Ich weiß, dass einige schon ungeduldig werden und sich fragen: Was will uns die Uschi erzählen? Was ist denn nun mit dem Typen? Aber das … Ich muss mich nochmal sammeln. Ich muss nochmal drüber nachdenken, ob ich das wirklich ins Internet setzen will. Ob ich … Ich guck’ mal nach Ben. Vielleicht ist er ja wach.

Die sogenannte Wahrheit
    Veröffentlicht am Freitag, 29. Juli 2011 – 21:39
    Er kommt von einem anderen Planeten. So. Jetzt ist es raus. Puh. Kein Witz. Also es ist kein Witz, dass er das behauptet hat. Mit vollem Ernst. Auch als ich sauer wurde, hat er das nicht mal relativiert. Von wegen: Ein anderer Planet heißt … Brandenburg. Oder so. Nein, er will mir wirklich weismachen, er wäre E.T.!
    Aber von vorne: Ich steh bei Alnatura an der Kasse. Plaudere mit der Mama vor mir darüber, dass der Laden besser ist als die Biocompany zweihundert Meter weiter. Allein schon wegen des Platzes in den Gängen (Kinderwagen!). Ich bin mitten im Satz.
    „… und sie haben drüben Stufen! Jedes Mal muss man klingeln und dann am Behinderteneingang  …“
    Da sehe ich ihn. Er steht hinter mir. Mit einem kleinen Einkaufskorb. Der Mann, der vor drei Jahren zusammen mit Sat.1 und Gorilla verschwunden ist. Ich sehe ihn. Ich sehe die Rote Beete in seinem Korb. Ich denke, ich spinne. Ich bin mindestens für eine Minute sprachlos. Er lächelt freundlich und sagt: „Hallo Vanessa!“
    Die andere Mama muss Gott sei Dank bezahlen. Ich: Immer noch sprachlos. Irgendwann bekomme ich ein debiles Lächeln auf die Reihe und stoße ein „So ein Zufall“ heraus. Er, sowieso die ganze Zeit wieder so verdammt souverän und immer diesen Tick arrogant, schaut mich ernst an und sagt: „Nein, kein Zufall.“
    Gänsehaut. Bekomm ich jetzt noch, wenn ich daran denke.
    Irgendwie schaffe ich das mit dem Bezahlen. Und irgendwie bekomme ich auch Ben in seinen Buggy, obwohl er sich vehement wehrt. (Erst zu Hause habe ich gemerkt, dass der arme Kleine die ganze Zeit auf den Aprikosen sitzen musste. Urgh.) Dann sind wir endlich draußen. Stefan Müller und ich. Und er sagt, dass er mich gerne besuchen würde. Einfach so. Als ob’s ganz normal wäre. Gut, man sieht noch nicht, dass ich schwanger bin, aber allein die Anwesenheit von Ben könnte ja darauf hinweisen, dass ich vielleicht in einer Beziehung lebe. Doch das juckt ihn gar nicht. Und wisst Ihr was? Mich auch nicht.
    Ich, leicht drüber: „Klar, besuch mich! Besuchen ist super. Wir haben viel zu wenig Besuch!“
    Er: „Aber dein Mann darf nichts davon wissen!“
    Da war ich das zweite Mal sprachlos. Und er immer noch absolut cool.
    „Niemand sollte von unseren Treffen wissen.“
    Plötzlich sind es schon „Treffen“. Plural. Mir ist sofort klar: Er ist auch verheiratet. Egal. Im meinem Kopf dreht sich bereits alles darum, was ich anziehe, ob ich es wirklich bringen kann, mit ihm im Schlafzimmer … na ja … Also, ich gehe ganz klar davon aus: Das wird jetzt eine Affäre. Für keine Sekunde habe ich Bedenken. Nicht mal einen Ansatz. Für mich scheint das … logisch. Unausweichlich. Richtig. Ich meine, guckt Euch den Typ an. Riecht mal an ihm. Ich habe mich gefreut! Natürlich! Aber dann sagt er:
    „Vor allem darf die Regierung nichts davon erfahren!“
    Die Regierung? Die Regierung???
    Ab da bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, wie die Unterhaltung genau gelaufen ist. Denn dann kam das mit dem anderen Planeten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher