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Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt
Autoren: Vanessa Mansini
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dann wieder den ganzen Tag rum und ruft „Fuball, Fuball“.
    Auf jeden Fall wollte ich noch das mit dem Namen nachliefern. Als Stefan Müller hier war, hat er „zugegeben“, dass er gar nicht Stefan Müller heißt. Den Namen hat er nur gewählt, um nicht aufzufallen. Stefan ist wohl in dem Jahr, in dem er geboren wurde, der häufigste Name gewesen. Ach so: Erdenjahr natürlich! Er ist ja nicht von hier. Blabla. In „Wirklichkeit“ heißt er Malo. Oder so ähnlich. Er betont das komisch. Soll wohl die Sprache sein, die er mit seinen Alien-Kumpels spricht. Man muss ihm lassen: Er hat sich einiges ausgedacht. Scheint ja auch den ganzen Tag nichts anderes zu machen.
    Denn – jetzt kommt’s – seit ich ihn rausgeworfen habe, stalkt er mich. Also jetzt nicht so mit Hase im Kochtopf wie in „Eine verhängnisvolle Affäre“. Aber er taucht ständig auf. Wenn ich alleine mit Ben bin. Im Alnatura, auf der Straße, auf dem Spielplatz, letztens sogar im Zoo. Das ist verdammt gruselig. Auf der einen Seite. Auf der anderen Seite: Er ist die ganze Zeit wirklich nett. Lächelt dieses unverschämte Lächeln, ist immer aufmerksam zu Ben, entschuldigt sich jedes Mal, dass er mich so verwirrt hat. Aber kein einziges Mal: „Okay, Baby, vergiss den Quatsch mit vom anderen Stern. War ’n schlechter Witz.“
    Da ist grad ein Tor gefallen. Glaube ich. Hoffentlich gewinnt Hertha. Sonst hat Konstantin wieder den ganzen Abend schlechte Laune. Und wenn er schon mal abends hier ist …
    Na ja. Was soll ich machen? Ich habe echt keinen Bock, so einen Psycho in mein Leben oder auch nur in meine Wohnung zu lassen. Und selbst wenn er ein Außerirdischer ist: Ich will nicht sein Papua-Neuguinea sein. Aber er ist ein verdammt cooler Typ. Und … Hach. Malo. Ich weiß nicht. Ich weiß einfach nicht, wie das weitergehen soll.

Martas Mutter
    Veröffentlicht am Montag, 1. August 2011 – 18:06
    Es ist wirklich wahr. Manchmal herrscht auf Spielplätzen Krieg. Nicht zwischen den Kindern. Zwischen den Müttern. Immer an der Front mit dabei ist bei uns im Kiez Martas Mutter. Marta ist vier oder fünf und ein kleiner blonder Engel, der so etwas von fies zu den kleineren Kindern ist – wenn keiner guckt. Was dazu führt, dass man sehr oft ein weinendes Kind mit dem Gesicht im Sand sieht, daneben eine unschuldig schauende Marta. Und keiner weiß, was passiert ist. Kritisiert man dann Martas Mutter … Oh, mein Gott! Ich habe ohne Witz schon gesehen, wie sie einer anderen Mutter an den Haaren gezogen hat, Sand hat sie auch mal geschmissen und ich durfte mich „frustrierte Alte“ nennen lassen. (Wobei mich dabei vor allem das „Alte“ aufgeregt hat!)
    Heute Morgen ist mein Freund, der Außerirdische, zwischen die Fronten geraten. Das kam so:
    Überall in Deutschland scheint ja mittlerweile bestes Wetter zu sein. Hier noch nicht. Deswegen bin ich heute Morgen mit Ben zum Indoor-Spielplatz gegangen. Eine heruntergekommene Halle mit zahllosen Spielgeräten, einem enormen Lärmpegel und schlechtem Fast Food, für die man auch noch Eintritt zahlen muss. Ben liebt es, also sind wir im Winter ab und zu hingegangen. Im Winter. Nach den letzten Regenwochen hatte Ben so starke Spielplatzentzugserscheinungen, dass ich die Halle heute erstmalig auch im Sommer angepeilt habe. Und wer tauchte nach kurzer Zeit auf? Mein ganz persönlicher Stalker Malo. (Ich werde ihn ab jetzt Malo nennen, weil Stefan Müller einfach zu blöd ist!) Klar steh ich nach wie vor auf ihn, aber diese Ich-will-euren-Planeten-erforschen-Nummer ist mir einfach zu viel. Deswegen gehe ich ihm aus dem Weg, wenn er auftaucht. Was nicht leicht ist. Besonders weil Ben sich mittlerweile freut, wenn er Malo sieht. Ich wollte dem Kerl die kalte Schulter zeigen, da hat er schon aus einer Serviette eine kleine Puppe gebastelt und spielt Ben kasperletheatermäßig was vor – wie soll man da böse und abweisend wirken? Ich habe ihn dann einfach ignoriert, wie er da so mit einem Kaffee an einem der Esstische saß, und Ben hat gespielt.
    Auftritt Marta plus Mutter. Ich habe Ben schön von der kleinen Natter ferngehalten. Als Martas Mutter mal kurz aufs Klo gegangen ist, legt sich Marta gekonnt auf die Fresse. Ich denke noch: Schadet ihr nichts. Aber Malo steht auf und tröstet die Kleine. Nett. Sie ist kaum zu beruhigen, weil ihr beknacktes Rüschenkleid einen Riss hat. Malo gibt ihr deswegen das Stück Schokolade (oh-oh!), das er zu seinem Kaffee bekommen hat, und spielt ihr dann auch noch mit
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