Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nicht von dieser Welt

Nicht von dieser Welt

Titel: Nicht von dieser Welt
Autoren: Vanessa Mansini
Vom Netzwerk:
Lucy, mein unfassbares Glück. Neben mir schläft tief und fest Ben. An Konstantin gekuschelt, der sich „nur mal kurz“ mit allen Winterklamotten auf die andere Seite des Doppelbetts legen wollte und seitdem schläft wie ein totes Schwein. Er hat ja auch eine wirklich anstrengende Nacht hinter sich. Im Stuhl am Fenster sitzt Malo. Ein wenig ist er nach unten gesackt, aber wenn er nicht die Augen geschlossen hätte und so ruhig atmen würde, könnte man meinen, er ist wach. Vielleicht ist er das auch. Aber er lässt mich in Ruhe auf Konstantins Laptop schreiben, was ich hier gerade schreibe. Und macht mich ratlos.
    Denn was passiert nun, wenn diese beiden Männer erwachen? Konstantin hat seine Paranoia abgelegt, aber natürlich will er nun mit mir und den Kindern einen Neuanfang starten. Malo würde sich diskret zurückziehen. Natürlich. Aber ein klitzekleines Signal von mir und er würde sofort ein neues Leben mit mir anfangen. Mich lieben und für mich da sein. Und auch für die Kinder. Aber was will ich? Konstantin? Malo? Keinen von beiden?

Fehlentscheidung
    Veröffentlicht am Donnerstag, 9. Februar 2012 – 16:22
    Keine Ahnung, wieso man sich so etwas freiwillig wieder antut. Ich meine: Ich konnte mich doch eigentlich noch daran erinnern, wie hart die erste Zeit nach der Geburt ist. Der fehlende Schlaf, der zerstörte Körper, das Geschrei, die Sorgen. Von den Schmerzen beim Stillen will ich gar nicht erst anfangen. Lucy ist nun seit zehn Tagen auf der Welt und ich bin fix und fertig. Aber ich wollte es ja nicht anders. Wenn ich dann allerdings sehe, wie liebevoll und begeistert Ben mit seiner kleinen Schwester umgeht … Okay, ja. Es hat was.
    Zu meiner Entscheidung: Klar, Konstantin kann ein ganz schöner Idiot sein und hat sich in den letzten Monaten einiges geleistet, aber er war eigentlich immer ein guter Vater und hat in meinen Augen eine Chance verdient.
    Das habe ich auch Malo gesagt, als er am Morgen nach der Geburt im Krankenhaus erwacht ist. Für mich war sonnenklar, dass ich mit meinen Kindern und meinem Mann nach Hause gehe. Ich meine: Lucy war gerade mal zwölf Stunden alt! Malo hat es verstanden. Er hat uns alles Gute gewünscht, etwas davon gemurmelt, dass er sich nun ja endlich mal Bielefeld anschauen könnte (Ironie!), und ist mit einer Umarmung für mich, einem Kuss auf die Stirn für Ben und einem Männerhandschlag für Konstantin verschwunden. Das Schreien von Lucy hat meine Gedanken schnell von ihm abgelenkt.
    Zu Hause drehte sich erst einmal alles um die Kinder. Nicht nur um die schreiende Lucy, sondern auch um Ben, der sich seines Schlittenurlaubs am Fichtelberg beraubt sah. Gott sei Dank hat es dann hier auch geschneit, so dass wir am Kreuzberg schnell eine Alternative aufbauen konnten. Überhaupt: Konstantin hat sich so viel es ging um Ben gekümmert. Er musste zwar am Wochenende endlich mal wieder ins Restaurant – was ja auch nachvollziehbar ist – aber er hat versprochen, dass er in Zukunft unter der Woche öfter Abende frei nimmt, lecker für uns kocht, für uns da ist.
    Gestern war so ein Abend. Er ist nicht ins Restaurant gegangen. Er hat gekocht. Dabei mit Ben gespielt, ihn ins Bett gebracht. Und sich dann vor den Fernseher gesetzt, weil ja die Hertha im Pokal gespielt hat. Viertelfinale. Als ich ihn dezent gefragt habe, ob das seine Vorstellung von „für uns da sein“ ist, sagt er: „Du, ich hab schon die erste Halbzeit wegen euch nicht geguckt!“
    Okay. Das ist natürlich wirklich ein Opfer. Und zeigt, dass er reifer und erwachsener geworden ist. Nicht!!!
    Als dann Lucy wach wird und nach dem Stillen mit ihrer Verdauung zu kämpfen hat (=lautes Schreien!), wird es noch interessanter. Konstantin schlägt total nett und fürsorglich vor, dass ich schon mal mit Lucy ins Bett gehen könnte.
    „Du brauchst doch deinen Schlaf!“
    Wenn er dabei nicht pausenlos zum Fernseher schielen würde, würde ich ihm seine Fürsorge sogar fast abnehmen. Ich gehe trotzdem. Brüte dann im Schlafzimmer eine Weile vor mich hin – endlose Wegstrecken mit dem weinenden Baby auf dem Arm zurücklegend – bis ich nicht mehr kann. Ich gehe zurück zu Konstantin und stelle ihn zur Rede: „Ist es das jetzt? Nach all dem Scheiß in den letzten Monaten, den der Fußball in unseren Leben angerichtet hat, ist dein Zugeständnis, dass du die erste Halbzeit nicht schaust und mich ins Bett schickst, wenn du wegen des Babys den bekloppten Reporter nicht hören kannst? Das ist es?“
    Er schaut mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher