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Nachtgesang

Nachtgesang

Titel: Nachtgesang
Autoren: Brian Lumley
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PROLOG
    Jethro Manchester hatte in Xanadu eine Spielhölle gebaut, das »Pleasure Dome«-Kasino. Aber das war jetzt schon ein Weilchen her und Manchesters Schicksal hatte sich gewendet. Inzwischen gehörten sowohl das Kasino als auch der Ferienort in den Bergen von Xanadu jemand anderem, nämlich Aristoteles Milan. Die Ambitionen des neuen Besitzers brachten zwangsläufig gewisse Veränderungen mit sich.
    Das Kasino bestand aus einer großen, verchromten Glaskuppel. Es hatte drei Stockwerke – oder vier, wenn man eine kleinere Kuppel mitzählte, die wie eine Blase oder ein Geschwür auf dem Hauptgebäude saß – und thronte mitten in Xanadu auf einem künstlich angelegten Plateau am Ende einer Serpentine im australischen »McPherson Range«-Gebirge.
    Obwohl es schon Nacht war, gingen die von Mr. Milan initiierten Renovierungsarbeiten weiter. Milan wollte, dass alles zu seiner Zufriedenheit fertiggestellt wurde, bevor er Xanadu in wenigen Tagen wieder der Öffentlichkeit zugänglich machte. Von seinen Privatgemächern in der höheren, blasenartigen Beobachtungskuppel aus überwachte Milan das Geschehen; bzw. wenn er es nicht überwachte, so war er zumindest präsent, um sicherzustellen, dass alles nach seinen Wünschen erledigt wurde. Die Anwesenheit Milans, oder genauer gesagt, die durch seine Anwesenheit entstehende schlechte Stimmung, gefiel Derek Hinch ganz und gar nicht.
    Hinch war Maler und Dekorateur, aber in Zeiten wie diesen kam er sich eher vor wie ein Turmarbeiter. In der Blase war es nicht allzu schlimm ... Er konnte nicht sehr tief fallen, wenn er den klassischen Fehler beging, einige Schritte zurückzutreten, um sein Werk zu begutachten! Aber draußen, in 15 oder 20 Metern Höhe, das war vielleicht nervenaufreibend gewesen, aber Gott sei Dank hatte er das jetzt hinter sich.
    Aber schwarz? Völlig intakte Fenster schwarz anzumalen, sowohl innen als auch außen? Das ergab für Derek Hinch nicht besonders viel Sinn. Und Mr. Milan, aus dem wurde er auch nicht besonders schlau! Der Typ musste ein Exzentriker sein, ein Spinner, aber ein reicher, mächtiger. Seine Art, durch das glitzernde, gekünstelte Luxusresort zu schleichen, scheinbar geistesabwesend in weiter Ferne, in Raum und Zeit verloren; hauptsächlich aber (vermutete Hinch) verloren in seiner eigenen, merkwürdigen Gedankenwelt.
    Und seine Musik ... seine abgrundtief schreckliche Musik, die pausenlos lief.
    Neben einer leicht abgerundeten Mahagoni-Bar am Rande der Blase stand eine glänzende, antike Jukebox. Wenn Milan sich ausruhen wollte, machte er es sich dort in einem Sessel mit einem Drink gemütlich und hörte einfach nur Musik ... immer dieselben verdammten Lieder, oder einfach, nun ja, Musik, immer und immer wieder. Es machte Hinch wahnsinnig!
    Nicht, dass sich der Maler nichts daraus machte; er mochte, zumindest bis vor Kurzem, all dieses Zeug ganz gern und hätte es wohl weiterhin gemocht ... wäre er nicht gezwungen gewesen, jedes Stück mindestens 30 oder 40 Mal in einer Zeitspanne von nur sieben Nächten zu hören. Gott sei Dank war er hier fast fertig!
    Aber Nächte! Warum zur Hölle konnte man nicht bei Tageslicht arbeiten? Und warum zum Teufel konnte Milan nachts nicht schlafen, wie jeder andere verrückte Millionär? Und warum zum Donnerwetter musste er die ganze Zeit so eine gottverdammte Musik hören?
    Was lief da gerade? Verdammt, die Melodien waren in Hinchs Kopf verschmolzen: Er hatte sie jetzt schon so oft gehört, dass er im Voraus wusste, was als Nächstes kam. Der reiche, ausländische, gut aussehende, gottverdammte Bastard von Milan spielte sie immer in der gleichen, von ihm so voreingestellten Reihenfolge ab. Aber es war genau diese geordnete Unordnung, die Hinchs Meinung nach ein völliges Chaos war.
    Oh ja – jetzt erinnerte er sich –, Alexis Sorbas, das war es! Die ganze Zeit Busukis, schnelle Trommelschläge und der blöde Anthony Quinn, der am Strand tanzte. Griechische Musik, die fast so alt war wie das Gerät, aus dem sie kam. Eine jener Melodien, die niemals starben, eine, die, wenn es nach Hinch ginge, jeden gottverdammten Moment sterben durfte! Und natürlich wusste Hinch bereits, als das Lied ausklang, was als Nächstes in der Endlosschleife folgen würde. Und da war es wieder:
    »Sunshine, you may find my window, but you won’t find me ...« Eine Art Blues mit einem Touch Country und Western darin und einem Gesang, der zu tiefsinnig war, als dass Hinch ihn hätte verstehen können ... angenehm
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