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Newtons Schatten

Newtons Schatten

Titel: Newtons Schatten
Autoren: Philip Kerr
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hier auf Erden zu finden sind. Aber ich glaube auch jetzt noch, dass uns Newton die bedeutendsten aller Antworten gegeben hat.
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    NACHWORT DES VERFASSERS
    Neben anderen wichtigen Entdeckungen verdanken wir Newton das moderne Konzept der Masse, Grundlage aller neueren kosmologischen Theorien über die Entstehung der Materie.
    Nachdem die Rotationsgeschwindigkeit der Sterne bekannt war, konnten Wissenschaftler mit Hilfe der Newton'schen Gesetze die Verteilung der Materie in einer Galaxie erschließen, wobei sich ergab, dass achtzig bis neunzig Prozent dieser Materie außerhalb der Spiralscheibe liegen und nicht die Form sichtbarer Sterne oder Gase haben. Über diese Art von Materie weiß die moderne Naturwissenschaft nur, dass sie nicht viel Licht abgibt oder reflektiert. Man nennt sie daher «Dunkle Materie». Dies zum Originaltitel «Dark Matter», der mir für eine so finstere und undurchsichtige Geschichte überaus passend schien.
    Es mag meine Leserschaft ferner interessieren, dass Englands größter Naturwissenschaftler tatsächlich für die Königliche Münzanstalt tätig war. Im Jahr 1696, zur Zeit der großen Münzerneuerung, übernahm, nach fünfundzwanzig Jahren illustren akademischen Wirkens, der Inhaber des Lucas-Lehrstuhls für Mathematik an der Universität Cambridge, uns heute vor allem als Verfasser der Principia mathematica und der Optics bekannt, das Amt des Münzwarts der damals im Tower gelegenen Münze, eine Position, die letztlich als eine ganz gut bezahlte Sinekure galt. Vier Jahre später wurde er Münzmeister, was er bis zu seinem Tod im Jahr 1728 blieb.
    1696 stürzte sich Newton mit gewohnter Gründlichkeit in seine neuen Aufgaben. Er verfolgte Münzfälscher und Münzminderer, führte, nachdem er Friedensrichter für sämtliche englischen Grafschaften geworden war, Zeugenbefragungen durch, unterhielt ein Informantennetz und brachte viele Männer und Frauen an den Galgen. Mit einem so gewissenhaften und
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    unbestechlichen Ermittler hatte es die Londoner Unterwelt noch nie zu tun gehabt und bald schon fürchteten und hassten ihn diese kriminellen Kreise. Wir wissen eine ganze Menge über Isaac Newtons Tätigkeit in der Münze. Aber was wissen wir über Christopher Ellis, den Icherzähler dieser Geschichte?
    Laut dem Band State Papers Domestic 362 (1696) im Staatsarchiv in Kew, London, bewilligten die Lordrichter, das regierende Gremium während der kriegsbedingten Abwesenheit König Williams III,- am 26. August die Einstellung eines neue n Gehilfen für Doktor Newton, da wegen des mysteriösen Verschwindens des vorigen Münzwartgehilfen, George Macey, Ersatz notwendig war. Der Mann, den Newton für diesen Posten auswählte, war ein gewisser Christopher Ellis, der jüngere Bruder von Charles Ellis, der bis zu seiner Ernennung zum Münzrevisor Untersekretär von William Lowndes, dem Ständigen Sekretär des Ersten Lords des Schatzamts, Godolphin, war. (Godolphin trat Ende 1669 zurück und wurde von Schatzkanzler Charles Montagu, dem künftigen Earl von Halifax, abgelöst, der Newtons Münzanstaltskarriere ebenfalls protegierte.) Am 17. November billigte das Schatzamt Christopher Ellis' Ernennung (Schatzamtsbücher 310 und 325,1693-96). Gegen ein Salär von 60 Pfund jährlich, zahlbar ab dem September-Quartalstag, sollte er Dr. Newton bei der
    «ungeheuren Arbeit» des Aufspürens und Verfolgens von Münzfälschern und Münzminderern assistieren. Von diesen wenigen Fakten abgesehen, ist über Christopher Ellis jedoch so gut wie nichts bekannt.
    Newtons Interesse für Alchemie und sein abweichlerischer, um nicht zu sagen blasphemischer Arianismus, der ihn in heftigen Gegensatz zum herrschenden trinitarischen Glauben der Zeit stellte, sind ebenfalls historisch belegt. Und wer mehr wissen will, sollte unbedingt, so wie ich, Ric hard Westfalls maßgebliche Newton-Biographie lesen. Eventuelle Fehler in diesem Roman stammen allerdings von mir.
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