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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
Autoren: Meira Pentermann
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glaubst du, dass sie genau das gemacht haben?“
    „Die Verfassungsschützer sind zumindest nicht mehr wiedergekommen. Und viele der Deserteure haben es innerhalb eines Jahres bis nach Mesa County geschafft. Andere sind Maulwürfe in Regierungs– und Militäreinrichtungen.“
    „Wie eure Verbindungsperson in Alinas Gefängnis?“
    „Genau… Wisst ihr, wir würden auch gerne in der Klinik einen Maulwurf platzieren. Wie hieß der Soldat, der euch dabei geholfen hat, zu entkommen?“
    „Sanders“, antwortete Natalia.
    Leonard berührte seine Tochter an der Hand und zog Russ’ Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Was hält die Verfassungsschützer davon ab, Grand Junction als Zielscheibe zu benutzen?“
    „Sie wissen nicht, dass wir da sind.“
    „Das glaube ich nicht.“
    „Wir hacken ihre Satelliten und zeigen ihnen Bilder einer verlassenen Stadt.“
    Leonard neigte beeindruckt den Kopf zur Seite. „Ihr müsst ein paar richtig schlaue IT–Jungs haben.“
    „Die Besten. Intelligente Menschen bleiben nicht lange in einem verhätschelnden Sozialstaat. Viele von ihnen verließen Denver, lange bevor die Grenzen geschlossen wurden.“
    Leonard dachte über Russ’ Theorie nach. Warum bist du dann bitte geblieben, Leonard? Eine ermutigende Stimme in seinem Kopf schlug vor: Vielleicht hast du von innen heraus rebelliert. Eine etwas zynischere Stimme entgegnete: Oder vielleicht warst du einfach nur ein Angsthase. Er würde die Entscheidungen, die der frühere Leonard in der alternativen Realität getroffen hatte, niemals vollständig verstehen, daher entschied er, dass es besser wäre, das Mysterium ruhen zu lassen und einfach weiterzumachen. Egal was die Motivation des Früheren–Leonards gewesen sein mochte, jetzt spielte es keine Rolle mehr.
    „Vielleicht kann ich helfen“, bot Leonard als eine Art Buße an. „Ich arbeite… Ich habe früher für das ABV an dem neuen Spionage–Satelliten–Programm gearbeitet.“
    Plötzlich drehten sich alle an dem Tisch zu ihm um. Russ machte ein finsteres Gesicht. Wicker lächelte.
    „Das Stasi–Projekt?“, fragte sie.
    „Die Regierung hat einen Spionage–Satelliten namens Stasi?“, rief Chester aus. „Das kann nicht euer Ernst sein!“
    „Satelliten“, verbesserte Leonard. „Ich habe den Prototypen entworfen“, sagte er verlegen und sah dabei zu Hayek rüber. Der Hund hegte keinen Groll gegen ihn. Aus der Ecke des Labradors strömte Mitgefühl.
    „Moment mal“, sagte Wicker. „Wie war noch mal dein Name?“
    „Leonard.“
    „Leonard und weiter?“
    „Leonard Tramer.“
    „Tramer!“ Sie lachte und stieß ihn spielerisch mit der Hand. „Wir befinden uns in der Gegenwart eines Genies, meine Herren.“ Sie sah Leonard beinahe empört an. „Warum hast du mir das nicht gesagt?“
    Leonard wusste nicht, was er sagen sollte, aber alle Augen waren nun auf Wicker gerichtet.
    „Mein Freund, Seamus, leitet quasi die IT–Satellitenabteilung. Vor ungefähr drei Wochen bekam er eine verschlüsselte E–Mail mit allen möglichen Informationen über ein Spionage–Satelliten–Programm namens Stasi. Die Kontaktperson war der Entwickler des Satelliten. Ein Typ namens Tramer. So wie’s aussieht, bist du das, du kleiner Scheißer.“ Sie grinste Leonard an und ihre Augen funkelten.
    Natalias Gesicht fing an zu strahlen. Das Rätsel, warum ihr Vater sich während der letzten drei Wochen so seltsam verhalten hatte, war nun gelöst. Sie schien zufrieden.
    Chester war jedoch nicht so entzückt. Er kniff seine Augen zusammen. „Und dennoch wusstest du nichts über die politische Revolution? Das ist mehr als nur suspekt.“
    „Ich…“
    „Er hat uns erst vor ein paar Wochen kontaktiert“, unterbrach ihn Wicker zu seiner Verteidigung.
    „Das ABV hat an seinem Gehirn herumgespielt“, platzte Natalia heraus.
    Wicker zuckte zusammen. Sie tippte sich mit dem Finger gegen den Kopf und starrte Leonard an. „Du bist da oben nicht ganz dicht?“
    „Ich werde eurem IT–Jungen ziemlich nützlich sein können. Ich habe nur ein paar Erinnerungen verloren.“
    „Inklusive Familienerinnerungen“, fügte Natalia hinzu. Das schien bei den anderen Mitgefühl zu wecken.
    „Diese Schweine“, sagte Russ knurrend. „Ein zweifaches Willkommen in der freien Welt. Das tut mir wirklich leid.“
    „Schon in Ordnung. Ich hätte lieber Alina zurück, als meine Erinnerungen.“
    Alle schwiegen.
    „Oh, buhu“, sagte Chester. „Woher wollen wir wissen, dass er kein Spion ist? Das ist
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