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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
Autoren: Meira Pentermann
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eine perfekte Tarnung. So zu tun, als ob man geheime Informationen aushändigen würde. Mit der Tochter flüchten. Ich kann nicht glauben, dass ihr so gutgläubig seid.“
    Natalia zog sich vor Schreck zurück.
    Aiden sprang auf. „Weißt du was, Vater, ich hab deine beschissene Paranoia langsam wirklich satt.“
    „Meine beschissene Paranoia hat dafür gesorgt, dass dein undankbarer Arsch noch unter uns weilt.“
    „Und was ist mit Mom? Jetzt ist es ein bisschen spät für deine unaufhörliche Vorsicht, glaubst du nicht? Was du in Wirklichkeit empfindest, sind Schuldgefühle und—“
    Chester machte einen Satz nach vorne und schnappte seinen Sohn am Kragen. „Rede nie wieder so mit mir über deine Mutter.“
    Wicker ging um den Tisch herum, zog Chester an der Schulter weg und führte ihn zurück an seinen Platz. „Tut mir leid, euren liebevollen Familienaustausch unterbrechen zu müssen, aber Leonard und Natalia haben sich schon als vertrauenswürdig erwiesen. Shinskey hat für sie gebürgt. Er sagte, dass sie ohne Zweifel echte Flüchtlinge sind.“
    Das hat Max gesagt?
    „Also finde ich, dass wir uns jetzt alle wieder beruhigen und weitermachen sollten“, sagte Wicker mit einem Hauch Autorität in ihrer Stimme.
    Chester starrte Leonard an. „Das heißt aber noch lange nicht, dass ich für sie den Gastgeber spielen muss.“
    Aiden setzte sich genervt hin. „Dann spiele ich halt den Gastgeber. Es ist schließlich auch mein Haus.“
    Leonard biss sich auf die Lippe und versuchte eine angebrachte Antwort zu formulieren. „Bitte, Chester…“
    Chester neigte den Kopf zur Seite und sah Leonard skeptisch an.
    Leonard zögerte. „Auch ich habe meine Frau zurückgelassen—“
    „Wage es ja nicht—“
    „Und ich fühle mich schuldig für Sachen, bei denen ich noch nicht einmal sicher bin, dass ich sie getan habe. Die Satelliten zum Beispiel. Bin ich ganz alleine dafür verantwortlich?“
    Wicker legte ihre Hand auf Leonards Schulter.
    „Alles, was ich tun möchte, ist, dem letzten Wunsch meiner Frau nachzukommen und Natalia sicher nach Grand Junction zu bringen. Sobald wir da sind, kann mich eure Polizei meinetwegen verhören, oder ins Gefängnis stecken, oder was auch immer.“
    „Red keinen Unsinn“, schimpfte Wicker.
    Chesters Gesichtsausdruck entspannte sich plötzlich etwas. Er schien einen inneren Kampf auszutragen – er versuchte, die unangenehmen Erinnerungen und die laufende Unterhaltung miteinander zu vereinbaren. Schließlich siegte eine Art Einfühlungsvermögen. Er nickte. „Okay, Leonard. Ich glaube dir.“
    „Vielen Dank, Sir.“
    „Chester, Gott nochmal“, erwiderte der Mann mit Bart. „Kein Grund, jetzt hier auf unterwürfig zu machen, okay?“
    Russ atmete tief ein. „Wir sind also ein Team?“
    „Ja“, antwortete Chester leise.
    „Ich glaube, du bist mittlerweile hier draußen lange genug alleine gewesen“, sagte Russ. „Alle anderen sind mittlerweile nach Mesa County umgesiedelt. Du kannst dich uns gerne anschließen, weißt du. Wir brauchen hier keinen physischen Wachposten mehr. Unser Sicherheitsteam hat eine hochentwickelte Überwachungsausrüstung.“
    Chester zuckte mit den Schultern und ihn überkam eine tiefe Traurigkeit. „Ich glaub nur nicht, dass ich gemeinschaftstauglich bin.“
    Leonard sah Chester an und blickte dann zu dessen Sohn hinüber; ein Junge, der ohne Zweifel von Natalia angetan war. Die Teenager flüsterten verstohlen. War Chester jemals in den Sinn gekommen, dass Aiden vielleicht nicht so begeistert von diesem Einsiedlerleben sein könnte?
    ***
    Später an jenem Nachmittag gaben Russ und Wicker bekannt, dass sie vor Einbruch der Dunkelheit wieder zurückfahren müssten. Alle Feindseligkeiten hatten sich mittlerweile in Luft aufgelöst und jeder schien wieder guter Laune zu sein.
    „Sollen wir die beiden mitnehmen?“, bot Wicker an.
    Was? Leonard setzte sich verwundert auf. Aidens Gesichtsausdruck ähnelte Leonards.
    „Nee“, sagte Chester. „Lass sie sich erst mal ausruhen. Ich werde sie morgen von Aiden bringen lassen.“
    „Aiden? Soll uns beide fahren?“, fragte Leonard.
    Sie lachten beide. „Das würde sicher sehr gemütlich werden, oder? Kannst du etwa nicht Motorrad fahren?“
    Leonard stammelte. „Ich… äh…“
    Chester stand auf und verdrehte die Augen. „Dann vielleicht doch nicht schon morgen. Übermorgen.“
    „Du möchtest, dass ich mit einem deiner Motorräder fahre? Wie bekommst du es dann wieder zurück?“
    „Ich
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