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Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)

Titel: Neun Zehntel (Deutsch) (German Edition)
Autoren: Meira Pentermann
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wie es sicherlich noch viele Jungs sein würden, er hatte jedoch nichts Kriminelles getan. Leonard beobachtete die beiden, wie sie leise miteinander redeten, als ob sie ein Geheimnis teilten, und sah anschließend weg.
    Chester kam wieder und trug einen großen Plastikbehälter, gefüllt mit Halloween–Süßigkeiten, herein. Er ließ Natalia als Erstes etwas aussuchen und sie nahm eine Packung Reese’s–Küchlein heraus.
    „Was hab ich dir gesagt?“, rief Aiden begeistert. „Aiden Woods weiß ganz genau, worauf die Ladies stehen.“
    Leonard bekam einen leichten Würgereflex, aber er sagte nichts.
    Nachdem sich jeder etwas ausgesucht hatte, brachte Chester die Köstlichkeiten wieder zurück in ihr Versteck. Die Schokoriegel schmeckten recht alt, aber Leonard konnte kein Schießpulver ausmachen.
    In einem Moment der Stille, während alle die Süßigkeiten genossen, wagte sich Leonard auf unbekanntes Terrain. „Warum braucht ihr so viele Waffen?“
    Die Köpfe der drei Erwachsenen drehten sich gleichzeitig zu ihm.
    „Hast du etwa eine Waffenphobie?“, fragte Chester.
    Leonard hielt abwehrend seine Hände in die Luft. „Nein, nein. Mich interessiert es nur. Kommen die Verfassungsschützer oft hierher?“
    „Nicht mehr“, antwortete Russ; seine tiefe Stimme beruhigte Leonard, dessen Nerven völlig am Ende waren.
    „Oh“, sagte Leonard sanft, insgeheim froh, dass er nicht an einem Feuergefecht teilnehmen müsste. Er sah nach links und bemerkte, dass sich Hayek neben einem kleinen Teppich ausruhte. Der Hund lag mit dem Kinn auf dem Boden, die Vorderbeine nach vorne ausgestreckt. Sein Kopf blieb an derselben Stelle, während sich seine dunkelbraunen Augen von einem Gesicht zum anderen bewegten.
    „Wir mussten unser Lager jedoch einige Monate verteidigen“, fuhr Russ fort. „Direkt nach der Auslöschung .“
    „Diejenigen, die überlebt hatten“, fügte Chester hinzu.
    „Und fast eintausend Leute mussten aus Junction rekrutiert werden“, sagte Russ. „Außerdem ein paar Dutzend aus Wyoming.“
    „Es gibt Menschen in Wyoming?“, fragte Leonard erstaunt.
    „Freie Gemeinschaften bestehen im Geheimen in ganz Amerika. Wir treten nur ab und zu mit ihnen in Kontakt.“
    „Das Untergrund–Computernetzwerk ändert sich ständig“, ergänzte Wicker. „Es ist schwer genug, mit Denver in Verbindung zu bleiben.“
    Leonard kaute mühsam. Sein Snickers–Riegel war besonders klebrig. „Also, was ist nach der Auslöschung passiert?“
    Russ sah zu Chester hinüber. Der ältere Mann schien es müde zu sein, die vergangenen Ereignisse wiederzugeben, also begann der große, dunkelhäutige Mann mit der Nacherzählung der Einzelheiten. „Nach der Auslöschung sammelten die Soldaten die Überlebenden ein.“
    „Den Teil haben wir schon gehört“, unterbrach ihn Leonard, in der Hoffnung, Natalia die Wiederholung der grässlichen Details zu ersparen.
    Russ runzelte leicht verärgert die Stirn. „Also, nachdem die Soldaten dachten, dass sie alle getötet hatten, verschwanden sie.“ Er hielt kurz inne und starrte Leonard an. „Ist der Teil in Ordnung für dich?“
    „Ja, tut mir leid. Bitte, erzähl weiter.“
    „Die von uns, die sich versteckt gehalten hatten, tauchten während der nächsten paar Tage wieder auf. Wir suchten nach weiteren Überlebenden. Ein Team begrub die Toten, während ein anderes nach Grand Junction aufbrach. Sie machten einen langen Umweg und durchquerten Buena Vista. Der Rest von uns, der in Summit County geblieben war, sammelte alle Waffen zusammen, die wir in verlassenen Gebäuden finden konnten. Wir überprüften Fahrzeuge und machten unbeschädigte Benzintanks ausfindig. Unser Junction Team kam einige Tage später mit mehreren Wagenladungen Waffen, einschließlich sechs Raketenwerfern, zurück.“
    „Wo haben sie die Raketenwerfer herbekommen?“
    „Eine Privatsammlung. Der Besitzer schloss sich uns für den Kampf an. Gott sei Dank hatte er einen Arsch voll Munition.“
    Leonard sah zu Wicker hinüber. Sie hörte höflich zu, hatte jedoch nichts hinzuzufügen. Er vermutete daher, dass sie bei all dem nicht dabei gewesen war. Schließlich dürfte sie zu dem Zeitpunkt kaum erwachsen gewesen sein.
    „Eine Woche lang war es absolut ruhig, also fingen wir an, uns etwas zurückzulehnen. Die Leute hatten vor, nach Mesa County zurückzukehren und weiter daran zu arbeiten, Grand Junction mit Festungswerken zu schützen.“
    „Dann, eines Nachmittags, hörten wir es“, murmelte Chester.
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