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Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend

Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend

Titel: Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
Autoren: Michael Jan Friedman , Christie Golden
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PROLOG
    Als Gouverneur Gerrid Thul an den schweren Holztüren vorbeischritt und den Thronraum seines Herrschers Tae Cwan betrat, dachte er darüber nach, wie sich dieser Ort verändert hatte.
    Die letzten drei Anlässe, die ihn hierher geführt hatten, waren ausschweifende Versammlungen bei Hofe gewesen, an denen Adlige und hochrangige Offizielle des Imperiums teilnahmen. Er war nur ein kleines Rädchen im Getriebe, aber seine Bedeutung war über die Jahre sicher und beständig gewachsen, von einem respektierten General hin zum Gouverneur eines Außenpostens.
    Aber diesmal, so sagte sich der Gouverneur, während er sich umblickte und die hohe Gewölbedecke sowie die glanzvolle Einrichtung betrachtete, diesmal war es anders. Er runzelte die Stirn. Diesmal war er ganz allein, ohne eine Menge, mit der er hätte verschmelzen können.
    Am Ende des dunkelblauen Teppichs, der den weißen Steinboden der Halle in zwei Hälften teilte, wartete der erlauchte Tae Cwan auf Thul. Der in ein blaues Gewand gekleidete Imperator saß zwischen zwei bewaffneten Wachen auf seinem Thron aus Nachtholz, der schon seinen Vorvätern seit mehr als tausend Jahren gute Dienste geleistet hatte.
    Es war respekteinflößend. Oder wäre es gewesen, wenn der Gouverneur zugelassen hätte, sich von so etwas einschüchtern zu lassen. Aber er wäre nicht zu einem Rang mit Ansehen und Macht aufgestiegen, wäre er furchtsam gewesen.
    Thul hob das Kinn, setzte einen Fuß auf den Teppich und näherte sich Tae Cwan. Die Halle verstärkte jedes Geräusch. Das Flattern seines Umhangs, seine Schritte auf dem blauen Pfad, sogar das Geräusch seines Atems. Als wäre der Raum gar nicht mit einfacher Luft gefüllt, sondern enthielte etwas unendlich Sensibleres und Unbeständigeres.
    Endlich erreichte der Gouverneur das Ende des Teppichs und hielt inne. Sein Imperator blickte von dem hohen Thron auf ihn herab, das Gesicht lang und perfekt und voller Ruhe.
    Thul senkte den Kopf aus Respekt – oder zumindest sollte die Geste Respekt ausdrücken. Dann lächelte er, so gut er konnte. »Ich glaube, Ihr wisst, warum ich gekommen bin.« Seine Stimme echote in der Halle wie Sturmwellen, die auf eine felsige Küste treffen.
    »Ich glaube, das tue ich«, erwiderte der Imperator, ohne die Stimme zu erheben, und doch hallte sie genauso laut wider.
    Auf eine abrupte Geste hin öffnete sich eine Tür hinter ihm. Ein paar attraktive Dienerinnen erschienen, gefolgt von jemand anderem in dem Dunkelblau, das nur jemand mit imperialem Blut tragen durfte. Es war Tae Cwans jüngere Schwester Mella.
    Die Ähnlichkeit war schwer zu übersehen. Und doch, wie es häufig in Familien vorkommt, ließen die ausgeprägten Gesichtszüge, die den Bruder zu einem gutaussehenden Mann machten, die Schwester schlicht und herb aussehen.
    Dennoch setzte der Gouverneur sein bezauberndstes Lächeln auf, als er sich Mella zuwandte, und die Augen der Frau leuchteten im Gegenzug auf. Dunkel und verwundbar, waren ihre Augen mit Abstand das Schönste an ihr.
    »Fahren Sie fort«, sagte der Imperator.
    Thul senkte den Kopf erneut. »Wie Ihr wünscht, Ehrwürdiger.« Er machte eine Pause, als müsste er sich sammeln. »Ich bin gekommen, um meine Liebe und Bewunderung für Eure Schwester, Lady Mella, zu bekunden.«
    Der Ansatz eines spröden Lächelns erschien in den Mundwinkeln der Frau. Unglücklicherweise machte das ihren Anblick auch keinen Deut angenehmer.
    »Ich ersuche Euch um Erlaubnis, sie zur Frau nehmen zu dürfen«, fuhr Thul fort.
    Tae Cwan betrachtete den Gouverneur für einen Augenblick. Er musste wissen, dass seine Schwester nichts glücklicher gemacht hätte als die Aussicht auf eine Ehe mit Thul. Und doch, so bemerkte der Gouverneur, zögerte der Imperator.
    Thul wusste, dass das kein gutes Zeichen war. Ganz und gar nicht.
    »Ich verweigere Ihnen diese Erlaubnis«, sagte Tae Cwan mit starrer Miene.
    Für den Gouverneur war es mehr als eine Enttäuschung. Es war wie ein Schlag ins Gesicht, mit all dem Schmerz und der Schmach, die ein solcher Hieb mit sich bringt.
    Auch Lady Mella wirkte von der Antwort ihres Bruders schockiert. Sie starrte ihn mit offenem Mund an. Ihr Gesicht war noch blasser als zuvor.
    Immer noch verletzt von Tae Cwans Worten, fasste sich Thul wieder. »Ist es möglich, dass Ihr Eure Meinung in dieser Angelegenheit noch ändert, Imperator? Oder dass Ihr meine Bitte zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal in Betracht zieht?«
    Tae Cwan schüttelte den Kopf, langsam und bestimmt.
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