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Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend

Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend

Titel: Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
Autoren: Michael Jan Friedman , Christie Golden
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exotisches Essen – blieb noch Zeit genug, wenn seine Taschen mit Latinum gefüllt waren, sinnierte er. Jetzt musste er all seine Sinne auf die bevorstehende Arbeit konzentrieren.
    Stück für Stück wurde der Tag lebhafter. Auf dem Platz unter ihm entstand mehr Aktivität. Gesprächsfetzen und Gelächter drangen zu ihm hoch, aber Nedrachs kleine, behaarte Ohren stellten sich auf, und er lauschte nach weit wichtigeren Geräuschen.
    Da war wie üblich das Geplapper des Schalverkäufers. Er schien bestrebt zu sein, ein gutes, schnelles Geschäft zu machen, das mit den kommenden Feiertagen der Innenschau zu tun hatte. Ein kleines Mädchen lachte und tanzte für ein paar Münzen wie eine Feder im Wind, während ihr Vater auf einer alten, mitgenommenen
P’taarana
Lieder spielte.
    Alles verströmte den Geruch absoluter Normalität. Es war, wie es sein sollte. Und das gefiel Bin Nedrach sehr.
    Plötzlich hörte er das sanfte Brummen eines sich nähernden Hovertrans. Das Geräusch ließ Bin Nedrachs Herzen schneller schlagen. Mit seiner schwarzen Zunge benetzte er sich die dicken, trockenen Lippen.
    Der Hovertran, ein offizielles Gefährt, das bis zu acht Personen befördern konnte, kam stockend zum Halt und stand in der Luft, während die Passagiere ausstiegen. Sie waren rechtzeitig da. Pünktlich, so wie alle Melacronianer pünktlich waren – auch Bin Nedrach selbst.
    Als Kind hatte er nicht verstanden, wie vorhersehbar seine Leute waren. Im Alter von 20 Jahren hatte er dann mit den Vorbereitungen für seinen ersten Auftrag begonnen und erkannt, wie alles einem Uhrwerk gleich funktionierte.
    Diese Erkenntnis hatte ihn dazu gebracht, seine Gewohnheiten zu ändern und seine eigenen Routinen zu durchbrechen. Das würde es jedem, der ihm antun wollte, was er nun jemand anderem antun würde, schwerer machen.
    Einer nach dem anderen, in derselben Reihenfolge wie am Tag zuvor und dem Tag davor. Die Köpfe der melacronianischen Regierung traten auf den Platz. Der G’aha der Medizin, eine ältere, aber immer noch attraktive Frau, ging direkt auf das tanzende Mädchen zu. Nicht überraschend.
    Als Teil seines Jobs hatte Bin Nedrach alle G’ahas bis ins Detail ausspioniert. Er wusste, dass der G’aha der Medizin die fruchtbaren Jahre ohne einen Partner verbracht hatte und keine eigenen Kinder besaß. Als Resultat daraus war ihre Zuneigung zu Kindern ihre Schwäche.
    Es wäre für Nedrach ein Leichtes gewesen, aus dieser Neigung, dieser Verwundbarkeit, Kapital zu schlagen. Doch der G’aha der Medizin war für ihn heute nicht wichtig.
    Er sah zu und bemerkte erneut, dass der G’aha der kleinen Tänzerin dieselbe Anzahl Münzen wie am Tag zuvor zuwarf. Dann tätschelte der G’aha den Kopf des Kindes und ging geradewegs auf das große, mit Spitztürmen versehene Regierungsgebäude zu, das den Platz dominierte.
    Der G’aha der Finanzen, dem es gutgetan hätte, ein paar Kilogramm zu verlieren, kaufte eine große Tüte
Shu
-Samen und würzte sie mit einer Prise blauem Pfeffer. Dann ging auch er auf das Regierungsgebäude zu.
    Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass in ein paar Jahreszeiten die Natur dem G’aha der Finanzen das antun würde, wofür die Leute Bin Nedrach bezahlten. Essen war die große Liebe dieses Kerls, seine große Schwäche.
    Die Partys, die er in seinem Heim für andere hochrangige Melacronianer gab, waren, wie es hieß, extravagant und unvergesslich. Entsprechend waren seine Gefährtin und die Kinder genauso rund und krank wie er.
    Aber für Bin Nedrach war der G’aha der Finanzen genauso unwichtig wie der G’aha der Medizin. Sie standen nicht auf seiner Agenda.
    Als Nächstes wandte er seine Aufmerksamkeit dem G’aha des Gesetzes und der Vollstreckung zu, einem mageren, schönen Mann, der erstaunlich jung für sein Amt zu sein schien. Bin Nedrach sah zu, wie der G’aha Halt machte, um einen bestickten Schal von dem Schalverkäufer zu erwerben.
    Bin Nedrach schalt sich selbst, dass ein Aberglaube aus seiner Kindheit drohte, sich seiner Pflicht in den Weg zu stellen. Einen Moment lang rasten seine Gedanken, verfangen in einem unerwarteten Kampf mit sich selbst.
    Der Ritus der Innenschau war die wichtigste Feierlichkeit seines Volks. Es war eine Zeit, in der man innehielt, sich in das eigene, friedliche Domizil zurückzog, drei Tage lang fastete und über das eigene Leben nachdachte. Während dieser Zeit sollte alle Aufmerksamkeit nur nach innen gerichtet sein. Der rituelle Innenschau-Schal, der durchlässig
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