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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr
Autoren: Else Ury
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Obwohl sich die Puppe alle Mühe gab, sah die von Annemarie zum Empfang ihrer kleinen Gäste gar sauber hergerichtete Kinderstube lustig aus, als Annemarie sie nach beendigtem Mittagessen betrat. Da waren die Puppenbetten aus Wagen und Bettstelle gerissen und lagen ringsum auf dem Boden. Sämtliche Puppen, die bereits in ihrem Sonntagsstaat dasaßen, waren ausgezogen und die Kleider überall herumgestreut. Ja, sogar eins von Annemaries niedlichen rosa Tässchen lag in Scherben auf der Erde. Nesthäkchen war empört. Es fehlte nicht viel, dann hätte sie angefangen zu weinen.
    »Du, wenn ich das gewußt hätte, daß du mir meine Kinderstube so liederlich machst, hätte ich dich nicht eingeladen«, rief die Kleine nicht gerade gastfreundlich.
    »Aber Annemie«, ermahnte das Fräulein leise, »zu seinem Besuch muß man stets nett sein!«
    Nesthäkchen sollte heute noch öfters erfahren, daß solche Kindergesellschaft, so schön sie auch ist, doch auch manche Schattenseite haben kann, besonders für die Wirtin.
    Punkt vier begann die Klingel - klingling - sich in Bewegung zu setzen. Ein Kind nach dem anderen erschien, die meisten in weißen Kleidern.
    Sie knicksten vor Frau Braun, bestellten die ihnen aufgetragenen Grüße ihrer Mutter und wagten zuerst überhaupt nicht, den Mund aufzumachen. Nur Hilde Rabe redete keck drauflos.
    Aber als Annemarie jetzt ihre kleinen Freundinnen in das Weihnachtszimmer führte und ihnen die schönen Geschenke zeigte, löste sich die verlegende Befangenheit.
    »Hast du aber viel geschenkt bekommen«, sagte Margot bewundernd.
    »Och, ich hab' noch viel, viel mehr gekriegt!« rief Hilde dazwischen.
    »Mein Märchenbuch ist noch mal so dick wie deins« rühmte sich auch Ruth.
    »Und meine Kusine hat eine Puppenschule mit einer großen, schwarzen Tafel und einer Landkarte«, übertrumpfte Ilse sie. »Ich finde meine aber auch sehr schön«, sagte Annemarie ärgerlich.
    Mariannchen, welche die süße, kleine Lampe für die Puppenstube bewunderte, zerschlug dabei den Zylinder. Hilde Rabe aber ärgerte Mätzchen mit kss, kss, kss, daß es aufgeregt im Bauer umherflatterte.
    Die kleine Wirtin war ordentlich erleichtert, als Fräulein Lena die Kinder zur Schokolade rief. Schokolade mit Schlagsahne! Ei, wie das schmeckte, wie die kleinen Mäulchen schleckten! Von der anfänglichen Verlegenheit war keine Spur mehr zu merken, das schwatzte und summte durcheinander wie in einem Bienenstock.
    Nesthäkchen war allerdings zuerst wieder etwas enttäuscht. Als Fräulein Lena die bunte Schüssel anbot, rief Annemarie: »Fräulein, den kleinen Marzipanpantoffel möchte ich haben.«
    »Erst bekommen deine Gäste, Annemie«, belehrte sie das Fräulein.
    Nein, Hilde Rabe war wirklich dreist, ihr den kleinen Marzipanpantoffel vor der Nase wegzuschnappen. Hätte sie die Hilde doch bloß nicht eingeladen.
    Als man mit den süßen Genüssen fertig war, denn leider kommt auch bei Schokolade mal die Zeit, wo man satt ist, ging's ans Spielen.
    »Wir wollen Quartett spielen«, schlug Margot vor.
    »Lieber Städte raten«, rief Marlenchen.
    »Ach bitte, laßt uns Schule spielen.« Ruth meldete sich dabei, als ob sie in der Schule wäre.
    »Nee, die Reise nach Jerusalem ist noch viel schöner!« schrie Annemarie und kletterte sogar auf den Stuhl, um sich besser Gehör zu verschaffen.
    »Ich turne lieber an den Schaukelringen.« Hilde Rabe flog bereits durch die Luft.
    »Nein, ich bin die Wirtin, und nach mir geht's, und wenn ihr so seid, dann spiele ich überhaupt nicht mit euch, sondern allein mit meiner Puppe!« klang es wieder aufgebracht von Nesthäkchens Lippen.
    »Aber Lotte, schämst du dich denn gar nicht? Die Wirtin muß doch verträglich sein und sich nach den Wünschen ihres Besuches richten«, tadelte die ins Zimmer tretende Mutter.
    »Wirtin sein ist gräßlich, wenn's immer bloß nach den anderen geht«, murrte die Kleine.
    Aber als Bruder Hans sich jetzt zu den Kleinen gesellte, um als Großer die Spiele zu leiten, da Fräulein Lena noch zu tun hatte, wurde der Wunsch einer jeden erfüllt. Die Kinder vergnügten sich köstlich, selbst Hilde ließ ihre Schaukelringe im Stich und spielte lieber mit. Auch Klaus beteiligte sich. Er war heute ziemlich artig, abgesehen davon, daß er die kleinen Mädchen öfters mal an den Zöpfchen zog.
    Dann kam die Verlosung. Mutti hatte ihre Lotte überrascht und eine Lotterie veranstaltet. Was konnte man da für entzückende Sachen gewinnen! Federbüchsen und
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