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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr
Autoren: Else Ury
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Himbeermizi von meinen Weihnachtsgeschenken etwas hinschicke? Ich habe doch so schrecklich viel gekriegt und die arme Mizi sicher gar nichts.« Erwartungsvoll sah die Kleine zu den Eltern auf. Nur zu gern gaben die Eltern ihre Einwilligung, sahen sie doch aus der Bitte, daß ihr Töchterchen bei aller Freude die nicht vergaß, denen es weniger gut ging als ihr selbst. Das gab jetzt ein emsiges Aussuchen.
    »Fräulein, glaubst du, daß Mizi sich über den Strickkasten freuen würde? Und ob sie wohl ein Kleid hat, zu dem sie die rosa Seidenschärpe tragen könnte? Die kleine Puppenschule von Tante Kätchen kann ich wohl selbst behalten, die Mizi ist doch so fleißig, die hat bestimmt keine Zeit, damit zu spielen, nicht wahr?« so beriet Annemarie eifrig.
    Fräulein half der Kleinen, eine verständige Auswahl unter ihren Geschenken zu treffen. Was sollte die Mizi mit einer rosa Schärpe? Das warme Wollröckchen und die dunkelblaue Kleiderschürze mit bunter Borte würden ihr sicherlich mehr zustatten kommen.
    »Tante Albertinchen« - die Kleine drückte sich schüchtern an die alte Dame »würdest du es wohl übel nehmen, wenn ich der Himbeermizi meine neue Sportmütze schenken würde, die du mir gehäkelt hast? Sie ist so schön mollig, man kann sie bis über die Ohren ziehen, und Fräulein Lena sagt, im Riesengebirge pfeift der Wind einem im Winter doll um die Ohren.«
    »Du bist ein gutes Kind«, sagte die alte Tante und nickte mit dem Kopf.
    Und all ihre grauen Löckchen nickten mit, als ob sie der gleichen Meinung wären. »Lege nur ruhig die Mütze bei, ich werde für meinen kleinen Liebling eine andere häkeln.«
    Mutti fügte Wäsche, warme Strümpfe und feste Schuhe von Klaus hinzu, Vater legte in das kleine Portemonnaie, das Nesthäkchen der Mizi überließ, ein Geldstück. Die gute Hanne brachte ihre halbe Weihnachtsstolle für das arme Kind, Frieda ein warmes Tuch. Hans und Klaus aber wollten nun auch nicht zurückstehen, die räuberten tüchtig ihre bunten Schüsseln mit Pfefferkuchen, Äpfeln und Nüssen für die Mizi. Es wurde ein feines Weihnachtspaket.
    »Nicht wahr, Fräulein, gleich morgen schicken wir es hin«, bat die Kleine, als sie bereits im Bett lag und kaum noch die Augen aufhalten konnte.
    Solchen schönen Heiligabend hatte Nesthäkchen noch nie erlebt. Das kam daher, daß sie auch anderen eine Freude machen wollte!
    Am ersten Feiertag ging die Weihnachtskiste an die Himbeermizi ab. Nesthäkchens Gedanken gaben ihr das Geleit und malten sich die Freude in dem kleinen Hüttchen aus, die sie hervorrufen würde. Dann aber hatte die Kleine eine andere wichtige Beschäftigung. Hoch oben auf ihrem Arbeitspult thronte sie und schrieb mit ihrer schönsten Schrift die Einladungen zur Kindergesellschaft auf die kleinen, neuen Weihnachtsbriefbogen.
    »Liebe Ilse«, stand da, »ich darf am dritten Feiertag eine Kindergesellschaft geben. Du sollst auch kommen.
    Deine Freundin Annemarie.«
    »So ist's gar keine richtige Einladung. Du mußt schreiben, 'mit Erlaubnis meiner lieben Eltern bitte ich dich'«, sagte Klaus mit weiser Miene.
    Aber Fräulein Lena meinte, daß die Kinder wohl auch auf Annemaries Einladung hin kommen würden. Nesthäkchen war ungeheuer erleichtert, denn es fürchtete schon, sämtliche Briefe noch mal schreiben zu müssen. Jetzt war die Kleine doch recht froh, daß Mutti ihren Vorschlag, alle fünfzig Kinder zu sich einzuladen, entsetzt abgelehnt hatte. Sie wäre sonst mit dem Schreiben der Briefchen wohl erst am vierten Feiertag fertiggeworden, und am dritten sollte die Kindergesellschaft doch schon stattfinden.
    Annemarie hatte so lange gebeten, auch Hilde Rabe ein rosa Einladungsbriefchen schicken zu dürfen, bis Mutti diesem Wunsche nachgegeben hatte.
    »Denn sieh mal, Muttchen«, hatte die Kleine erklärt, »ich habe der Hilde gleich, als wir in die Schule kamen, gesagt, sie solle meine zweitbeste Freundin sein. Da muß ich sie doch einladen, sonst ist sie bestimmt traurig. Und sie ist jetzt auch gar nicht mehr so ungezogen, und Letzte sitzt sie auch nicht mehr, sondern Vorletzte!«
    Alle kamen sie, Hilde Rabe sogar schon um drei Uhr. Brauns saßen noch am Mittagstisch, denn Vater war spät von der Praxis nach Hause gekommen. Nesthäkchen wollte spornstreichs aufstehen und mit ihrem Besuch spielen. Aber das litt Mutti nicht, und Annemarie mußte zu Ende essen.
    Hilde wurde inzwischen ins Kinderzimmer geführt, und Puppe Gerda hatte die Aufgabe, den kleinen Besuch zu unterhalten.
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