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Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr

Titel: Nesthäkchen 02 - Nesthäkchens erstes Schuljahr
Autoren: Else Ury
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Notizbüchlein, Beutel mit bunten Perlen, Abziehbilder, Geduldspiele, ein winzig kleines Domino, Würfel und noch viele andere schöne Dinge gab es. Jedes Kind zog ein Los und bekam dann den Gewinn, der auf seine Nummer fiel.
    Leider aber war nicht jedes mit dem, was es gewonnen hatte, zufrieden. Ruth schielte auf Margots Perlenbeutel, dabei hatte sie selbst doch solch nettes Lesezeichen erhalten. Hilde überredete Marlenchen, mit ihr zu tauschen und ihr für die Federbüchse ihre Abziehbilder zu geben. Und als der Tausch geschehen, begannen sich die beiden zu zanken, weil Marlenchen durchaus wieder zurücktauschen wollte. Hilde jedoch sprang mit ihren erbeuteten Abziehbildern in der Stube herum und schrie: »Was geschenkt ist, bleibt geschenkt!«
    Im Kinderzimmer in der Ecke aber hockte einsam und allein die kleine Wirtin und weinte bitterlich, weil Mariannchen das niedliche Domino gewonnen hatte und nicht sie. Vergebens versuchte Puppe Gerda sie zu trösten.
    Erst Vater, der seine Lotte unter den Kindern vermißte und sie in der Kinderstube in Tränen fand, setzte seinem Nesthäkchen den törichten kleinen Kopf zurecht. Ja, da schämte sich die Annemarie, als Vater ihr Vorstellungen machte, daß sie Mariannchen das Domino nicht gönnte. Da sah sie es ein, wie häßlich es war, ihre eigene kleine Person stets in den Vordergrund zu schieben und sich nicht zuerst nach den Wünschen ihres Besuches zu richten.
    Bis zum Abendbrot wurde noch gespielt, und Klein-Annemarie gab sich jetzt redlich Mühe, nicht an sich selbst zu denken, sondern erst an die anderen. Sie hatte es ja ihrem Vater versprochen.
    Die Berge mit belegten Brötchen schwanden im Umsehen. Hilde war recht unmanierlich und nahm sich gleich vier Stück auf einmal. Frau Braun hatte Angst, daß die Kleine sich den Magen verderben könnte.
    Aber Hilde behauptete: »Zu Hause esse ich noch tausendmal mehr!«
    Plötzlich, ohne daß jemand eine Ahnung davon hatte, stand Nesthäkchen vom Stuhl auf und klopfte an ihr Glas mit Himbeerwasser. Sie hatte an Großmamas Geburtstag neulich zum ersten Mal in ihrem Leben eine Tischrede gehört. Man hatte auf Großmamas Wohl angestoßen und »Hoch soll sie leben« gesungen. Das hatte auf Nesthäkchen großen Eindruck gemacht. Fräulein Lena erzählte ihr später, daß man solche Rede einen Toast nennt, und daß dieser selten bei einer Gesellschaft fehlt.
    Drum stand Klein-Annemarie auch heute bei ihrer Kindergesellschaft auf und rief mit lauter Stimme: »Ich rede jetzt einen Prost, und dann gehen alle Kinder nach Haus!« Darauf begann sie zu singen: »Hoch sollen sie leben - hoch sollen sie leben -dreimal hoch!« Und alle lachten Tränen über den merkwürdigen Toast ihres Nesthäkchens.
    Wieder ging die Klingel - klingling - ein Kind nach dem anderen wurde abgeholt. Mit begeistertem Dank zogen sie, ihren Gewinn im Arm, nach Haus.
    Schließlich war nur noch Hilde Rabe übrig.
    »Wann kommt denn dein Mädchen?« erkundigte sich Fräulein Lena, denn ihrer kleinen Annemarie fielen die Augen fast zu vor Müdigkeit.
    »Noch lange nicht, wenn Geburtstag ist, darf ich auch immer bis zehn aufbleiben!« lautete die Antwort.
    »Aber heute ist kein Geburtstag, mein Kind. Unsere Frieda wird dich nach Hause begleiten, denn Annemarie muß jetzt ins Bett gehen«, sagte Frau Braun.
    Hilde jedoch kroch unter den Tisch und versteckte sich. Als Frieda sie vorziehen wollte, riß sie sich los und lief davon durch alle Zimmer. Es mußte eine richtige Jagd auf sie gemacht werden. Aber als man sie endlich erwischt hatte und die Tür hinter ihr und Frieda zugeschlagen war, sagte Mutti: »Das ungezogene Kind wird nicht wieder eingeladen!«
    Nesthäkchen schämte sich für Hilde, daß sie sich so schlecht benommen hatte. Dann dankte Annemarie den Eltern von Herzen für den herrlichen Tag.
    Und damit war die Kindergesellschaft zu Ende. Auch dieses Buch ist jetzt zu Ende.
    Nesthäkchen war auch ferner bemüht, ihren Eltern Freude zu machen.
    Auf die schönen Weihnachtsferien folgte ein fleißiger Winter. Als das erste Schuljahr um war, und Annemarie versetzt wurde, da brachte sie nicht nur ein feines Osterzeugnis heim, sondern auch eine Prämie! Ein wunderschönes Geschichtenbuch, zur Belohnung für ihren Fleiß und ihr gutes Betragen.
    Und wollt ihr, liebe Kinder, wissen, wie es Klein-Annemarie weiterhin ergangen ist nur Geduld - ich erzähle euch bald wieder etwas von unserem Nesthäkchen.
     
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