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Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan
Autoren: Othmar Franz Lang
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konnte Cedric sie jedoch beruhigen. „Hab keine Angst, Ma, ich fang keinen neuen an.“

Ankunft am Loch

    Mac wollte Cedric links und rechts auf die Wange klopfen, damit er aufwachte. Aber T ante Jessie rief: „Nein, nein, nicht schlagen! Wie süß das Baby daliegt! Ach Gott, ich trag den Kleinen hinein.“ Und sie beugte sich herunter in den engen Wagen, griff sich Cedric, riß ihn zu sich empor und trug ihn die Steintreppe am Haus hinauf zur Haustür.
    „Stell doch den Jungen hin!“ rief Mac. „Der ist groß genug, der kann gehen. Er ist dir doch zu schwer.“
    „Ach, wenn er aber so müde ist! Das arme Kind! Diese weite Reise. Oh, wie wird ihm sein, wenn er aufwacht und seine Mami ist nicht da!“
    „Der weiß seit heute morgen, daß er ohne Mami sein wird“, sagte Goody kühl. „Mann, Tante, der Boy ist doch nicht aus Zucker!“
    „Aber er sieht so süß aus. Was er für lange Wimpern hat und ganz rosige Wangen, der reinste Engel.“
    „Na“, meinte Mac, „du wirst dich vom Gegenteil noch überzeugen können. Das ist ein richtiger Junge, Tante Jessie.“ Oben stand Tante Sarah an der Haustür. „Da seid ihr ja“, sagte sie zu Mac und Goody. „Solltet ja früher da sein, gut, daß wir Lammragout gemacht haben, das kann man aufwärmen.“
    Tante Jessie ließ es sich nicht nehmen, den „allerliebsten Jungen“ in sein Zimmerchen hinaufzutragen und in sein Bett zu legen.

    Als Cedric in seinem Bett lag, guckte sie ihn glückselig an.
    „Nicht wahr, er kommt aus sehr feinem Haus? Ich werde ihn malen müssen“, sagte sie unten in der Stube zu Mac.
    „Ja“, sagte der, „sein Vater ist ein sehr feiner, etwas bürokratischer Friedhofsverwalter, und er hatte eine Douglas zur Großmutter.“
    „Das habe ich sofort bemerkt!“ rief Tante Jessie.
    „Was du immer alles bemerkst“, brabbelte Sarah. „Hoffentlich bemerkst du auch, daß Mac und die Kleine — wie heißt die Kleine? — hungrig sind.“ Sie legte eine kurze Pause ein. „Hast du dem Jungen oben das Fenster geöffnet?“ fragte sie dann.
    „Nein, ich dachte, es sei am Abend schon zu kühl, Sarah.“
    „So ‘n Junge braucht frische Luft!“ Sarah ging, nein, sie rannte die schmale Treppe hinauf, um die Sauerstoffversorgung des Knaben zu verbessern.
    Auf das Fenster des Stübchens hatte den ganzen Nachmittag über die Sonne geschienen, und vielleicht ließ es sich deshalb schwerer öffnen als sonst. Sie mußte gewaltig daran herumrütteln, und da wachte Jessies „süßes Baby“ auf und erschrak, als es Sarah sah. Es erwies sich als gut, daß er durch die Fotos vorgewarnt war.
    „Oh“, sagte er, „guten Abend, Madam.“
    Sarah zog den Mund breit, was ein Lächeln sein sollte. Sie betrachtete den Jungen, der ja wirklich ein goldiger Kerl war. Vor allen Dingen aber ein Junge. Als sie jedoch die Jeans von Cedric sah, schloß sie für einen Augenblick mißbilligend die Augen.
    „Was für entsetzliche Hosen du hast, mein Sohn!“ rief sie. »Meine Augen sind noch gut, verstehst du. Gleich morgen werde ich in Inverness einen MacLachlan-Tartan kaufen und dir einen Kilt nähen. Ein richtiger Junge sieht mit solch einem flotten Rock doch gleich ganz anders aus. Viel männlicher. Du hast doch gerade Beine, wie ich sehe, und da ist ein Kilt dann besonders hübsch. Und der MacLachlan-Tartan ist ohnehin einer der schönsten, rot-grün in der Hauptsache und dazu schwarz und gelb, ein wunderschönes Schottenmuster und nicht ein bißchen langweilig. Schöner ist eigentlich nur der Royal Stewart-Tartan, aber der ist dem Königshaus vorbehalten.“
    „Aha ‘, sagte Cedric, und er dachte sich, immer haben die vom Königshaus ‘ne Extrawurst, und er dachte weiter, auf dem Foto sieht Sarah viel häßlicher aus, wahrscheinlich, weil sie auf dem Foto nicht sprechen kann, und ihre Stimme ist sehr angenehm.
    „Wo sind Mac und Goody?“ fragte er.
    „Die sind unten, du hast so tief geschlafen, Junge. Du hast ja nicht mal gemerkt, daß dich meine Schwester heraufgetragen hat.“
    Cedric setzte sich auf. „Sieht man von diesem Fenster auf den Loch?“
    Tante Sarah winkte ihn mit ihrem dürren Zeigefinger heran. „Da unten liegt er.“
    Cedric trat ans offene Fenster und blickte hinunter. Er hatte nicht gedacht, daß der Loch so groß sei. Der See war schon ein ganzes Stück breit, jedenfalls würde er nicht riskieren, von diesem Ufer zum anderen hinüberzuschwimmen, aber die Längenausdehnung war noch viel, viel größer, sicher einige
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