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Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan
Autoren: Othmar Franz Lang
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bekommt er Schliff und so. Wie man das Milchkännchen zureicht und die Teekanne und das Schüsselchen mit Marmelade und selbstverständlich den Zucker. Das wird Ihrem Sohn und meiner Tochter guttun.“
    „Ja, ja, diese feinen Sitten, die kennt die heutige Jugend nicht mehr. Wir, wir waren ja arm, aber die besseren Leute, die Geld hatten, die wußten schon, wie man lebt. Und ich sage mir, warum soll der Junge nicht hinauf nach... Wohin haben Sie gesagt, Mac?“
    „Nach Inverness, Christopher. Also nicht direkt in die Stadt. Das Haus liegt etwas außerhalb, vier, fünf Meilen etwa, direkt über dem Loch, man sieht ihn wunderschön unten liegen, wenn sie nichts davorgebaut haben.“
    „Ja, warum soll er da nicht hin? Können Sie mir nur noch schnell mal sagen, was es kostet, Mac?“
    „Das ist nicht teuer, ich bring ja die beiden mit dem Auto hinauf und hol sie wieder. Ja, ich würde denken, fünfzig Pfund, die langen dicke.“
    „Wo doch seine Großmutter eine Douglas war“, sagte Christopher Sloane und klopfte Mac Punch, diesem unheimlich netten Kerl, der wußte, was er, Sloane, für ein besonderer Mensch war, auf die Schulter.
    Zu Hause sagte Christopher Sloane zu seiner überraschten Frau: „Hast du eigentlich schon die Koffer gepackt, Mutter?“ Mrs. Sloane zuckte zusammen. Hatte sie am Ende etwas Wichtiges vergessen? „Noch nicht“, stammelte sie.
    „Und sieh zu, daß sein Parka ordentlich imprägniert ist“, fuhr Christopher Sloane fort. „Dort oben in Schottland, las ich neulich, da gibt’s im Hochland bis über 4000 Millimeter Niederschlag jährlich.“
    „Was du alles weißt!“ bewunderte ihn seine Frau.
    „Ach, Mutter, Mac...“
    „Welcher Mac, Christopher?“
    „Na, Mac Punch selbstverständlich, der Psychologe vom Bildungshaus. Also Mac, der weiß viel mehr. Und du glaubst gar nicht, was der für ein Menschenkenner ist! Der kennt sich aus, sag ich dir, obwohl er Psychologe ist!“

Die schottischen Tanten

    Jetzt, da Cedric das hatte, was er wollte, nämlich die Erlaubnis, zum Loch Ness zu fahren, jetzt bekam er es ein wenig mit der Angst zu tun. Und zwar nicht vor Nessie, dem Lochungeheuer, sondern vor Tante Jessie, von der Goody schreckliche Dinge erzählte.
    „Hast du nicht ein Foto von ihr?“ fragte er am Abend vor dem Reisetag kleinlaut.
    „Komm mit“, befahl Goody, und dann liefen sie zu Punchs Haus, vorbei an der Werkstatt des Sargtischlers Twighole. Und im Haus rannte Goody sofort ins Wohnzimmer, wo in einem altmodischen Schränkchen ein Fotoalbum aufbewahrt wurde. Goody holte es heraus, und dann knieten sie beide auf den Stühlen am Tisch und guckten sich die zum Teil schon verblaßten Fotos an.
    „Das ist Tante Jessie als Kind“, erklärte Goody.
    „Da hat sie keine Haare“, stellte Cedric fest. „Und was für Augen sie da hat!“
    „Mac sagt, das ist die Schuld des Fotografen, der hat die Augen in die Platte gekratzt. Und da ist Tante Jessie als Mädchen.“
    Als Mädchen hatte Tante Jessie Haare. Sie mußten ziemlich hell gewesen sein.
    „Und das ist ihre Schwester, Tante Sarah, als Mädchen.“
    Sarah sah ein bißchen hübscher aus, aber sie war sehr komisch angezogen, sie hatte eine riesengroße Schleife vor dem Bauch.
    Goody kicherte. „Was die damals mit den Kindern getrieben haben“, meinte sie. „Das hätte ich mir nie bieten lassen. Wir werden sehr darauf achten müssen, daß uns die beiden Alten nicht unterbuttern, Cedric.“
    „Ich werde ihnen gleich von Anfang an klarmachen, daß sie bei mir nicht viel zu bestellen haben. Schließlich gondele ich ja nur Nessies wegen da hinauf.“
    „Hier ist Tante Jessie noch einmal, da ist sie schon über fünfzig.“
    „Da hat sie noch immer so helle Haare... Mhm“, machte er dann, „gerade freundlich sieht sie nicht drein.“
    „Hauptsache, das Wetter ist schön“, beruhigte ihn Goody. „Mac sagt, dort oben regnet es dauernd.“

    „Manchmal haben sie mehr als viertausend Millimeter Niederschlag, stell dir das vor. Im Jahr natürlich. Hat mein Vater in der Zeitung gelesen.“
    „Viertausend Millimeter, was heißt das?“
    „Das heißt, du wirst pitschnaß, auch wenn du nicht ins Wasser gehst.“
    „Ach was, Mac war auch schon mal im Sommer oben, da war es richtiggehend heiß, und keinen einzigen Tag hat es geregnet.“
    Cedric betrachtete ein Foto, auf dem Tante Jessie schon an die siebzig war. Und er dachte, seltsam, wie schnell die Leute in einem Fotoalbum alt werden. Man schlägt eine Seite um, und da
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