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Nessie und die Geister der MacLachlan

Nessie und die Geister der MacLachlan

Titel: Nessie und die Geister der MacLachlan
Autoren: Othmar Franz Lang
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Allerweltsgesicht. Es stellte schon etwas dar. Und er hatte sich immer eine kleine Schwester gewünscht. Die Hand seiner kleinen Schwester in der seinen, und er hätte die Jungs vom halben Dorf verprügelt, hätten sie seiner kleinen Schwester nur ein Haar gekrümmt...
    Als er zum Tresen zurückkehrte, stand ein neues volles Glas vor ihm, dunkel das Bier und cremig die dünne Schaumkrone darauf, wie er es liebte. Genauso. „Die letzte Runde zahle ich“, tönte er etwas großspurig. „Oder wollen Sie später einen Schluck vom guten alten Whisky?“
    „Wir müssen achtgeben“, mahnte Mac. „Schließlich sind wir nicht irgendwer. Wokingham schaut auf uns.“
    „Da haben Sie recht, Mac.“
    Mac Punch sah in sein Bierglas auf den dichten, feinporigen Schaum des Bieres und überlegte, wie er nun weiter vorgehen sollte, damit Cedric mit nach dem Loch Ness fahren durfte.
    „Ja“, sagte da Sloane, „eine kleine Schwester, ich hab sie mir immer blond vorgestellt, obwohl wir Sloane-Boys alle einen Stich ins Rötliche hatten und natürlich jede Menge Sommersprossen. Wäre jede Sommersprosse auf uns ein Penny gewesen, wir hätten zusammen eine Million erreicht. Und trotzdem, eine kleine blonde Schwester mit zwei Zöpfen... Wissen Sie, ich wollte auch jemand beschützen, ich war der letzte, ich konnte nie einen beschützen. Sie hatte sogar einen Namen. Sandy nannte ich sie, obwohl sie gar nicht da war.“
    „Ja, ja, das gibt es, das kenne ich. Manche Kinder verlangen, daß für Geschwister, die nur in der Phantasie bestehen, sogar der Tisch gedeckt wird, und ein Stuhl muß dastehen. Für die Eltern ist das manchmal ziemlich anstrengend. Sie haben viel Phantasie, das sieht man daran, wie sehr Sie sich ein Schwesterchen gewünscht haben. Aber das ist es ja, darum haben Sie so viel Verständnis für den Jungen.“
    Christopher Sloane ließ sich ein neues Bierglas zuschieben und fragte sich ganz flüchtig: Verständnis für meinen Jungen, hab ich das? Seit wann eigentlich? Aber da hörte er, wie Mac weiterredete.
    «Ich find’s toll, Christopher, wie gut Sie verstehen, daß der Junge Umgang mit einem Mädchen braucht. Wobei ich manchmal nicht ganz sicher bin, ob Goody tatsächlich ein Mädchen ist. Aber die beiden brauchen einander, und deshalb finde ich’s auch so toll, daß Sie das erlaubt haben.“
    „So?“ fragte Sloane und hätte gern gewußt, was er denn erlaubt habe, aber da Mac Punch, der schließlich ein studierter Psychologe war, es toll fand, konnte er nicht danach fragen. Hauptsache, Mac fand es toll.
    „Wissen Sie“, fuhr Mac fort, „die zwei alten Ladies sind zwar etwas verschroben, und es sind eigentlich nicht die richtigen Tanten von Goody, sondern schon Großtanten oder sogar Urgroßtanten, es sind zwei alte Mädchen, die ohne Unterbrechung streiten. Die ältere, ich denke, sie ist jetzt dreiundachtzig, oder auch fünfundachtzig, will der jüngeren, die ist einundachtzig oder dreiundachtzig, immer Vorschriften machen. Das läßt sich das junge Blut von dreiundachtzig aber nicht gefallen, und da gibt es unentwegt Trouble. Aber das Häuschen oberhalb des Lochs ist nett und sauber gehalten, und Cedric wird sich da oben bei den Hochländern richtig wohl fühlen. Und wenn er den beiden alten Ladies gefällt, dann kommt er garantiert mit einem Kilt zurück, mit dem Tartan der MacLachlan, mein Lieber. Damit Sie klarsehen — die MacLachlan sagen, es gibt keinen besseren Clan.“ Sloane war sich noch immer im unklaren, was er erlaubt haben sollte, aber da offensichtlich von Schottland die Rede war, mußte er doch sagen, daß auch er schottisches Blut in den Adern habe. Eine seiner Großmütter — er blickte da im Moment nicht so scharf durch, ob die väterlicher- oder mütterlicherseits — war eine Douglas gewesen, und die Douglas hatten auch einen eigenen Tartan, schwarz, grün und zarte gelbe Streifen, die drauf Quadrate bildeten, wenn er sich genau erinnerte...
    „Ich hätte nie gedacht, daß Sie so viel Verständnis für den Jungen aufbringen. Sie sind wirklich ein außerordentlicher Mensch, lassen den Jungen mit meiner Goody da hinauf in die Gegend von Inverness fahren…“ Mac sah versonnen in sein Glas, und um ja keinen Widerspruch aufkommen zu lassen, fuhr er fort: „Was denken Sie, was das für die achtzigjährigen Mädchen für ‘ne Freude ist, endlich wieder mal ein männliches Wesen im Haus zu haben. Sind kulturell sehr interessiert, die alten Damen, da lernt er eine Menge. Außerdem
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