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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch
Autoren: Horst Biernath
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Schließlich hielt er sie auf Armeslänge an den Schultern fest und betrachtete sie, als müsse er sich ihr Gesicht von neuem fest einprägen.
    »Auf Ehrenwort, Heli, ich begreife es nicht, wie du das machst!« sagte er kopfschüttelnd. »Du hast dich überhaupt nicht verändert! Weder in den letzten zwei Jahren, in denen ich dich nicht gesehen habe, noch in den achtzehn, die ich dich jetzt kenne...«
    »Innigen Dank für die prächtigen Blumen, Herr Doktor!« sagte sie und hängte sich lachend in seinen Arm.
    »Wirklich, Heli, du kennst mich doch lange genug, um zu wissen, daß ich mit Komplimenten sehr sparsam umgehe...« Er starrte sie an, als suche er nach den Narben einer kosmetischen Operation, und schüttelte wieder den Kopf, als er nichts dergleichen entdecken konnte. »Du bist, falls das möglich ist, inzwischen noch schöner geworden. So schön, daß mir das Herz bei deinem Anblick zu klopfen beginnt.«
    »Schon gut, Marcel«, sie winkte ab, »und laß dir etwas zurückgeben: Du siehst glänzend aus! Aber irgendwie doch ein wenig fremd...« Sie sah ihn von der Seite prüfend an, während sie ihn zum Haus führte. »Weißt du eigentlich, daß du im Profü immer indianischer wirst? Ganz abgesehen von der tropischen Bräune. Es ist mir noch nie so sehr wie heute aufgefallen, daß du Herrn Montezuma oder irgendeinem anderen von deinen alten Inkas immer ähnlicher wirst.«
    »Tatsächlich?« murmelte er interessiert. »Schau einmal an — es gibt da nämlich eine merkwürdige deutsche Doktorarbeit über die plastischen Kräfte der Landschaft auf den Typus. Man will beobachtet haben, daß Europäer, die Generationen lang auf anderen Kontinenten leben, sich sogar im Schädelbau der Urbevölkerung angleichen...«
    »Lieber Gott«, rief Heliane belustigt, »müssen wir gleich in der ersten Minute des Wiedersehens in solche Probleme hineinsteigen? Komm, Marcel, stell einmal deine alten Mexikaner für ein Weilchen in die Ecke und erzähl mir etwas von dir. Ein halbes Dutzend Briefe in zwei Jahren...! Ich finde das reichlich treulos und schreibfaul.«
    »Daran hat es nicht gelegen, Heli. Aber der nächste Briefkasten war dreihundert Kilometer weit entfernt und nur auf Karawanenpfaden zu erreichen...«
    »Ich will es dir abnehmen. Aber du kommst doch nicht direkt von Mexiko nach Sachrang, nicht wahr?«
    »Nein, ich habe mein Fotomaterial und die Sammlungen in Basel abgeliefert und war im Anschluß daran noch ein paar Tage bei meiner Mutter in Kronbeuren. — Aber nun erzähle zuerst von dir oder von euch! Was macht Michael und wie geht es den Jungen? Ich wollte mich telefonisch anmelden, aber der Apparat war eine volle Stunde ununterbrochen belegt...«
    »Das war natürlich Michael. Ich wundere mich schon lange, daß er nicht zwei oder drei Apparate aufstellen läßt, er würde damit spielend fertig. Seine Telefonitis nimmt unerträgliche Ausmaße an.«
    »Er hat inzwischen wieder ein paar große Erfolge gehabt, nicht wahr? Etwas davon drang sogar bis zu den Ruinen von Ataplatlan. — Aber wo ist er und wo sind die Jungen?«
    »Micha ist unterwegs, um einen Hund zu suchen...«
    »Wie? Ist Michael plötzlich ein Hundefreund geworden? Soviel ich mich erinnere, begegnete er Hunden immer mit einer gewissen Vorsicht.»
    »Michael braucht einen Hund für seine nächste Rolle. Er muß sich mit dem Tier anfreunden und es auf die Rolle, die es in diesem Film übernehmen soll, vorbereiten.«
    »Donnerwetter, Michael als Hundedresseur...! Sein Beruf scheint vielseitiger zu sein, als ich es mir vorgestellt habe.«
    Sie waren zu der Terrasse gekommen, auf der zwei rot-weiß überdachte Liegeschaukeln und ein paar rot-weiß bezogene Strecksessel um einen niedrigen Palettentisch mit leuchtend roter Kunststoffplatte gruppiert waren. Pfortens Lieblingsfarben waren Rot und Weiß, und wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er womöglich das ganze Haus rot-weiß anstreichen lassen. Heliane und der Architekt hatten Mühe gehabt, seinen Farbentick auf die Terrasse und auf die Einbaumöbel der Küche zu beschränken. Heliane setzte sich neben Marcel Etienne auf eine der Liegeschaukeln.
    »Hast du schon gefrühstückt?«
    »Viel zuviel, zwei Paar Weißwürste im Spöckmeier!«
    »Dann darf ich dir wenigstens etwas zu trinken anbieten?«
    »Gern, irgend etwas Säuerliches mit einem Schuß Selters, wenn es dir keine Mühe macht.«
    Heliane schlug an den Gong, der neben der Hollywoodschaukel angebracht war, und gab dem alsbald erscheinenden
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