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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch
Autoren: Horst Biernath
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fragte Leonhard, als sie am Wagen standen. »Soll ich sie dem Köter gleich geben?«
    »Geben Sie die Wurst mir und setzen Sie sich ans Steuer!« befahl Pforten. »Wenn diesen Hund jemand füttert, dann nur ich! Er soll wissen, wer sein Partner wird.«
    Er kletterte auf den Notsitz und lockte den Hund zu sich heran: »Hoppla, Poldi, komm schon! — Mein Name ist übrigens Pforten, Michael Pforten... Und wir beide werden einen großartigen Film miteinander machen, verstehst du?«
    Clemente und Leonhard spuckten, als hätten sie sich verabredet, abergläubisch wie alle Theaterleute, gleichzeitig dreimal über die linke Schulter, sie murmelten »toi, toi, toi«, und der Dicke sah sich um und klopfte, als er das, was er suchte, nicht fand, mit dem Knöchel des Mittelfingers an Leonhards Stirn. »Das wird genügen«, meinte er, »die Preßstrohfüllung in Ihrem Kopp ist so gut wie Mahagoni.«
    »Na los, Poldi, nun komm schon endlich!« lockte Pforten.
    Aber der Hund wehrte sich gegen den Zug der Leine und betrachtete den Wagen mit ängstlichem Mißtrauen. Autos schienen seiner Meinung nach gefährliche Biester zu sein, die schon manchen braven Kameraden auf dem Gewissen hatten.
    »Blöder Kerl«, sagte Pforten und schnalzte mit der Zunge, »du wirst es schon noch lernen, daß gut gefahren besser ist als schlecht gegangen. Bequemer jedenfalls. Los, Leonhard, heben Sie den Burschen in den Wagen!«
    »Und wenn er beißt?«
    »Er beißt nicht!«
    »Sie wissen es vielleicht, Herr Pforten. Aber ob es auch der Hund weiß? Versuchen Sie es lieber mit der Wurst. Meine Braut hat was dagegen, wenn ich ohne Daumen bei ihr antrete.«
    Pforten zerschlitzte das Papier und hielt dem Hund den Ring Wurst vor die Nase. Die Wurst riechen und mit einem Satz auf den Notsitz springen, war für den Poldi eins. Der arme Kerl schien in den letzten Tagen und Wochen kein allzu üppiges Leben geführt zu haben.
    »No, Sir, nicht alles auf einmal!« Pforten brach die Wurst in Ermangelung eines Messers auseinander und warf dem Hund einen tüchtigen Brocken zu. Er verschwand mit einer einzigen Schluckbewegung.
    »Darf ich fahren?« fragte der junge Leonhard und löste die Handbremse.
    »Aber vorsichtig!« warnte Pforten, der sich den Fahrkünsten anderer Leute nur sehr ungern anvertraute. »Nicht über fünfzig, sonst lasse ich den Hund auf Sie los.«
    Clemente drehte sich, soweit das sein Körperumfang zuließ, zu Pforten um. »Wirklich ‘n scheener Hund, den Sie da erwischt haben«, er grinste und traf genau den Ton des Asylwärters. »Ein schickes Hündchen, mit dem Sie ieberall Aufsehen errejen werden. Meinen herzlichsten Jlückwunsch zu dem billijen Einkauf...«
    »Wer hat den Hund gekauft? Sie oder ich?«
    »Bezahlt hat ihn jedenfalls Leonhard...«
    »Na also! Dann gehört er unserm lieben Väterchen Bugatzki und der berühmten Elite-Film-Produktion.«
    »Um Gottes willen!« stöhnte der Dramaturg. »Der Alte schmeißt mich hochkantig raus, wenn ich ihm mit dieser Töle anrücke. Ich habe den Hund in Ihrem Auftrag gekauft, Herr Pforten, und das Geld für Sie nur ausgelegt!«
    »Haben Sie gehört, Clemente, daß ich diesem jungen Mann einen Auftrag erteilt habe?«
    »Kein Wort!« stellte der Dicke fest und hob zwei Wurstfinger zum Schwur.
    »Das wollte ich ganz genau wissen«, sagte Pforten und tippte Leonhard auf die Schulter. »Wegen der Logis- und Unterrichtsgebühren wende ich mich also an Sie! Oder bilden Sie sich etwa ein, daß ich aus reiner Liebe zu Herrn Bugatzki und seiner Firma aus diesem Hund einen Filmstar mache?«
    »Seien Sie mir nicht böse, Herr Pforten, aber Ihre Witze gehen mir allmählich auf die Nerven. Vielleicht sind Sie so liebenswürdig, sie für später aufzuheben, wenn Sie wünschen, daß ich Sie sicher zum Hotel bringe...«
    »Wer sagt Ihnen denn, junger Freund, daß ich scherze? Er ist ein netter Hund, Ihr Poldi. Aber das müssen Sie zugeben: Er ist nicht ganz die Rasse, die zu meinen Möbeln paßt — und die Wurst hat er wahrhaftig ratzeputz aufgefressen. Na, wenn das nur kein Unglück gibt!«
    Es gab kein Unglück. Eine halbe Stunde später stoppte Leonhard den Wagen vor dem Hoteleingang. Der Portier eilte herbei, und die drei Herren stiegen aus; Clemente und Leonhard, um in Clementes Opel umzusteigen, den der Dicke vor dem Hotel geparkt hatte. Sie hatten beide noch im Atelier zu tun.
    »Also denken Sie daran«, sagte Pforten beim Abschied zu Clemente, »daß Stiebeling ein paar Szenen mit dem Hundeasyl ins Drehbuch
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